In die Krise ist das Unternehmen, das um 1900 in Erzweiler gegründet wurde und später nach Baumholder umzog, vor allem wegen der wachsenden Konkurrenz seitens der Discounter geraten. In Shoppingcentern litten etablierte Filialen unter sinkenden Besucherzahlen durch Interneteinkäufe. Zusätzlich belastete der heiße Sommer 2018 das Backgeschäft.
„Seit rund drei Jahren haben wir deshalb verschiedene Maßnahmen zur Sanierung und Restrukturierung eingeleitet. Die Eigenverwaltung bietet nun weitere Mittel, das Unternehmen in diesem schwierigen Markt zu erhalten. Wir wollen, dass der Bäcker Bäcker bleibt und nicht zum Discounter wird. Stirbt das Handwerk, leidet auch die Region“, sagt Geschäftsführer Steffen Kohl, der das Unternehmen 2007 von seinem Vater Manfred übernommen hat.
Auf seinen Antrag hin hat das Amtsgericht Idar-Oberstein am Montag eine Eigenverwaltung angeordnet. Anders als bei einem normalen Insolvenzverfahren behält der Inhaber dabei all seine Rechte und Entscheidungsvollmachten. Zum vorläufigen Sachwalter ernannte das Amtsgericht Rechtsanwalt Helmut Konrad aus Idar-Oberstein, der diese Form des Insolvenzverfahrens zur Unternehmenssanierung überwacht.
Steffen Kohl hat zudem Rechtsanwältin Annemarie Dhonau von der auf Sanierungen spezialisierten Kanzlei Schiebe und Collegen aus Bad Kreuznach zur Generalbevollmächtigten bestellt. „Ein Verfahren in Eigenverwaltung wird nur angeordnet, wenn gute Aussichten auf eine Sanierung bestehen“, erklärte Jochen Mignat, zuständig für die Pressearbeit vonSchiebe und Collegen, auf NZ-Anfrage.
„Momentan läuft alles normal weiter“, fügte Annemarie Dhonau hinzu. „Das Verfahren wird so lange geführt, bis das optimale Ergebnis für das Unternehmen gefunden ist. Es gibt keine Fristen. Kohl Brot ist eine bekannte Marke mit einem hervorragenden Ruf in der Region Obere Nahe, Pfalz und Saarland. Pro Tag kaufen 10.000 Kunden dort ihre Brote und Backwaren. Die 270 Mitarbeiter arbeiten engagiert und serviceorientiert. Das ist eine gute Basis, um für Kohl Brot in der Eigenverwatung eine langfristig tragfähige Struktur zu entwickeln.“ Diese Aussagen machen Hoffnung, dass sich alles noch zum Guten wendet.
„Die Eigenverwaltung bietet uns die Chance, unser handwerklich orientiertes Unternehmen dauerhaft auf eine solide Basis zu stellen und im Wettbewerb mit den vielen Discountern zu bestehen“, erklärt auch Geschäftsführer Steffen Kohl.
Kohl Brot setzt auf Handarbeit mit geringem Maschineneinsatz, die Verwendung kontrollierter Rohstoffe aus der Region und eine traditionelle Backkultur mit langen Reifezeiten. Zwei der 34 Filialen befinden sich im Kreis Birkenfeld – eine im Norma in Baumholder, die andere im Obi-Baumarkt in Idar-Oberstein. Die Filiale in der Vollmersbachstraße in Idar wurde am 16. März geschlossen. Die restlichen Standorte sind Großstädte wie Kaiserslautern und Saarbrücken, aber auch Kleinstädte zwischen Bad Münster und Dillingen.