Baumholder
Baumholder: Testrakete fliegt problemlos auf 1,1 Kilometer Höhe

Die Mitglieder der Forschungsgruppe alternative Raumfahrt richten die Lafette für die Testrakete Arguna 3 auf ihre Startposition aus. Foto: Saueressig

Sascha Saueressi

Baumholder. Pünktlich zur Zündung der Pilotrakete - einem ein Meter hohen Testflugkörper, um die Windrichtung zu bestimmen - kam die Sonne zwischen den Wolken auf dem Truppenübungsplatz hervor. Zuvor konnten sich die Vertreter der Genehmigungsbehörden und zahlreiche Pressevertreter auf der Schießbahn 35 bei den engagierten Mitgliedern der Forschungsgemeinschaft Alternative Raumfahrt (FAR) über den Aufbau einer Testrakete Arguna 3 informieren.

Von unserem Redakteur Sascha Saueressig

Knapp 15 Minuten später war dann vom zwei Kilometer entfernten Turm am Rand der Schießbahn der kurze Feuerschweif des gelungenen Teststarts zu sehen. Rund drei Sekunden dauerte es, bevor der Treibstoff aus Salpeter und Zucker ausbrannte und die Rakete kurzzeitig auf 1,1 Kilometer Höhe beförderte. Anschließend sank der Raketenkörper an Fallschirmen nahezu mustergültig wieder zu Boden und landete unbeschadet 150 Meter ostwärts des Startpunkts.

„Wir möchten mit diesem Probeflug nachweisen, dass Forschungsraketen auf diesem Gelände ohne Probleme oder Gefahren für Menschen und Umwelt gestartet werden könnten“, sagt Dr. Peter Weuta, der an der Entwicklung von alternativen Trägersystemen für Kleinstsatelliten mitarbeitet. Dem Start vorausgegangen war ein kurzfristiger Genehmigungsgang für einen Test, den Michael Dietz, der Wirtschaftsförderer der Kreisverwaltung Birkenfeld, Ende vergangener Woche mit der Abteilung des Landesbetriebs Mobilität für Luftverkehr abstimmte. „Wir als Landkreis würden uns wünschen, hier dauerhafte Genehmigungen für Forschungsstarts zu schaffen“, erläutert er.

Doch der Weg bis zur Einrichtung eines Forschungs- und Teststartgeländes auf dem Truppenübungsplatz ist lang und steinig. Denn die rechtlichen Rahmenbedingungen für Raketentests stammen aus dem Jahr 1968. Zudem regeln sie nur die Nutzung von Raketen mit Feststofftreibsätzen. Doch an der Treibstoffart arbeiten die Mitglieder der FAR in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden, wollen sie doch künftig ihre Raketen mit ökologisch abbaubaren Flüssigtreibstoffen befeuern. „Wir haben im Juli erstmals seit 1945 einen erfolgreichen Triebwerkstest mit flüssigem Sauerstoff und Alkohol durchgeführt“, berichtet Dr. Olaf Przybilski von der TU Dresden. Er und seine Mitstreiter erhoffen sich in Baumholder vor allem kostengünstige Bedingungen in einer akzeptablen Nähe.

„Momentan müssten solche Testläufe in Dänemark oder in Kiruna in Nordschweden durchgeführt werden“, erklärt Peter Weuta. Dort können auch größere Höhen, bis ins erdnahe Orbit, erreicht werden. Doch dies ist nicht nur teuer, sondern auch für viele vorbereitende Tests unnötig. „Uns würden für die meisten Teststarts Höhen von bis zu zwei Kilometern genügen“, schildert er. Und dafür wäre auf dem Truppenübungsplatz ausreichend Platz, wie Hauptmann Frank Zimmer erläuterte: „Wenn die Auflagen von ziviler Seite erfüllt werden, sieht die Bundeswehr im Rahmen freier Kapazitäten kein Problem, ihnen einen Nutzungsvertrag über zwei Jahre anzubieten.“

Die offenen Fragen sollen nun ausgeräumt werden, um zeitnah weitere Tests zu ermöglichen. Denn im Idealfall, erklärt Olaf Przybilski, könnte in fünf Jahren ein stabiler Träger für Satellitenstarts entwickelt werden.

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