Gemmologen feiern Jubiläum
„Bares für Rares“-Expertin: Idar-Oberstein ist wie ein natürlicher Tresor für edle Steine
Dr. Heide Rezepa-Zabel fühlt sich mit Idar-Oberstein verbunden. Sie war schon Mitglied der Jury für den Schmuck- und Edelsteinpreis und Eröffnungsrednerin bei der Intergem.
Rezepa-Zabel. Heide Rezepa-Zabel

„Bares für Rares“-Expertin Heide Rezepa-Zabel lobt im Interview die hohe Qualität der gemmologischen Ausbildung in Idar-Oberstein. Am Wochenende feiert die Deutsche Gemmologische Gesellschaft das 50-jährige Bestehen ihres Ausbildungszentrums.

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50 Jahre Ausbildungszentrum: Das feiert die Deutsche Gemmologische Gesellschaft von heute, Freitag, 23., bis Sonntag, 25. Mai, mit einer Jubiläumstagung. Zu den Referenten gehört Dr. Heide Rezepa-Zabel, die am Samstag um 13 Uhr das Thema „Kunsthistorie und Gemmologie“ behandelt. Die 59-Jährige, die mit ihrer Familie in Berlin lebt, ist aus dem ZDF-Fernsehhit „Bares für Rares“ einem breiten Publikum bekannt. Im Gespräch mit unserer Zeitung lobt die Kunsthistorikerin die hohe Qualität der gemmologischen Ausbildung in Idar-Oberstein und verrät, was sie an der Stadt der Edelsteine besonders schätzt.

Wann waren Sie zum ersten Mal in Idar-Oberstein, und wie kam der Kontakt zustande?

Mein erster Besuch in Idar-Oberstein liegt inzwischen viele Jahre zurück. Der Kontakt zur Deutschen Gemmologischen Gesellschaft ergab sich zunächst über Fachliteratur und auch über Empfehlungen, später dann ganz konkret über die Teilnahme an den dortigen Ausbildungsgängen.

Wie war Ihr erster Eindruck von Idar-Oberstein?

Idar-Oberstein, insbesondere der Ortsteil Idar, liegt wie ein natürlicher Tresor für die edlen Steine eingebettet in ein enges Tal zwischen steilen Felsen. Schon die Autofahrt dorthin baut Spannung auf. Es war sofort spürbar, dass sich hier über Generationen hinweg Wissen angehäuft hat – kein museales Wissen, sondern Wissen, das über die eigene Erfahrung hinweg entstanden ist. Sehr positiv wahrgenommen habe ich auch das Publikum, das aus aller Welt anreiste.

Wie waren Sie mit der Ausbildung bei den Gemmologen zufrieden? Hat Sie diese beruflich weitergebracht?

Die Ausbildung war und ist von höchstem fachlichem Anspruch, stets auf dem aktuellen Wissensstand und zeichnet sich insbesondere durch die Verbindung von Theorie und Praxis aus. Das ist durch eine eigene umfangreiche Sammlung an Beispielsteinen möglich. Die Präzision bei der Materialbestimmung ist der Maßstab für meine Arbeit.

Sie waren inzwischen ja schon öfter in der Region? Wie würden Sie den Stellenwert von Idar-Oberstein in der Welt der Edelsteine beschreiben? Was schätzen Sie besonders an Idar-Oberstein?

Es gibt kaum einen Ort, an dem lokales Handwerk, globaler Handel und wissenschaftliche Bildung auf so kleinem Raum zusammenkommen. Was ich besonders schätze, ist das enorme Fachwissen, die Bodenständigkeit und die echte Leidenschaft für Mineralien aus aller Welt.

Auf Ihrer Internetseite steht der schöne Satz: „Es ist Glück, sich mit schönen Dingen umgeben und beschäftigen zu dürfen.“ Kann man daraus schließen, dass das, was Sie tun, Ihr Traumberuf ist?

Ja, ich bin absolut dankbar dafür, dass ich mich beruflich mit Dingen beschäftigen darf, die nicht nur materiell, sondern auch kulturell und emotional wertvoll sind. Es ist ein großes Glück, wenn Beruf und Leidenschaft zusammenfallen.

Was fasziniert oder begeistert Sie an Ihrem Beruf im Allgemeinen und an Edelsteinen im Besonderen?

Die kulturwissenschaftliche Analyse ist mein Antrieb, aber die naturwissenschaftlichen Fakten sind die Basis, um zu einem verlässlichen Ergebnis zu gelangen. Für mich fühlt sich jede Analyse wie ein spannender Kriminalfall mit offenem Ausgang an. Schmuck ist nie nur Zierde, sondern immer auch Ausdruck von Persönlichkeit, Erinnerung, sozialem Status, Glauben und/oder politischer Stellung. Den ästhetischen Genuss empfinde ich als zusätzliches Geschenk.

Haben Sie einen Lieblingsstein?

Ich habe tatsächlich eine Schwäche für Rubine. Aber letztlich hängt meine Zuneigung oft mit der Geschichte eines Steins zusammen, nicht nur mit seiner chemischen Zusammensetzung oder Farbe.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Das genaue Hinsehen und ein bewusster Umgang mit Dingen sind wichtiger als vorschnelle Urteile. Was für meine Arbeit gilt, gilt auch fürs Leben.

Wussten Sie schon früh, was Sie einmal werden wollen?

Nicht in dieser Klarheit. Aber ich war schon immer fasziniert von Dingen mit Geschichte und von der Frage, wie sich Schönheit erklären lässt. Dass sich daraus ein Beruf entwickelt hat, in dem ich forschen, begutachten, erzählen und vermitteln darf, ist Schritt für Schritt entstanden.

Wie kam der Kontakt zu „Bares für Rares“ zustande?

Das kam durch eine Anfrage der Produktionsfirma an den Auktionshandel zustande. Gesucht wurde jemand mit kunsthistorischem Hintergrund, der bereit ist, komplexe Inhalte verständlich und relativ spontan zu vermitteln. Über verschiedene Kanäle wurde ich daraufhin empfohlen.

Wie ist der Ablauf: Erfahren Sie tatsächlich jeweils erst kurz vorher, welches Objekt Sie gleich bewerten werden?

Wir bekommen einige Tage vorher die Fotos der Bewerber, aber sehen die Objekte tatsächlich erst kurz vor dem Dreh zum ersten Mal. Das ist eine bewusste Entscheidung – so bleiben unsere Reaktionen authentisch. Die Einschätzung erfolgt dann auf Basis dessen, was wir sehen, messen, fühlen – und natürlich auf Grundlage unserer Erfahrung.

Ist das für Sie auch eine Art praktische Weiterbildung?

Unbedingt! Man lernt nie aus, gerade wenn man die Vielfalt der gezeigten Stücke betrachtet. Oft sind es auch die Geschichten der Besitzer, die neue Perspektiven eröffnen.

Stimmt es, dass Sie Wendela Horz bei einer Weiterbildung in Idar-Oberstein kennengelernt haben und sie durch Sie zu „Bares für Rares“ kam?

Das stimmt. Wir haben uns in einem Kurs der DGemG kennengelernt – und ich habe sie als kompetent und angenehm erlebt. Als dann später die Frage aufkam, ob man das Team erweitern könne, habe ich sie gern empfohlen. Sie bringt fachlich und menschlich alles mit, was diese Sendung ausmacht.

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