Kusel/Baumholder
Baamholler Bub leitet bald Erstaufnahme in Kusel

Mit Menschen zu arbeiten, ist für ihn eine Erfüllung: Martin Ziemer (links) hat auf dem Windhof in Kusel zwar noch nicht offiziell das Sagen, ist aber schon tagtäglich als Ansprechpartner für die Flüchtlinge in der künftigen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber präsent. Foto: Benjamin Werle

Benjamin Werle

Kusel/Baumholder. Wenn Martin Ziemer an seiner neuen Arbeitsstelle, der provisorischen Erstaufnahme für Flüchtlinge in Kusel, unterwegs ist, hat er bei aller Hektik oft ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. "Das ist der Stolz auf die vielen unersetzlichen Helfer, die das alles hier in so kurzer Zeit aus dem Boden gestampft haben", erklärt er. Ziemer, er bezeichnet sich selbst als "Baamholler Bub" und ist im Westrichstädtchen geboren und aufgewachsen, ist der designierte Leiter der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA), die in Kusel entsteht.

„Noch gibt es die AfA allerdings nicht“, betont der Verwaltungsfachmann und warnt vor Missverständnissen. „Diesen Status haben wir erst ab dem 1. Dezember.“ Dann erst wird aus der bisherigen Außenstelle der AfA in Trier eine eigenständige Einrichtung mit eigener Verwaltung, Polizeistation, Gesundheitsamt und einer Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. „Bis dahin hat hier das DRK das Sagen“, berichtet Ziemer und verweist auf den Geschäftsführer des Kreisverbands Kusel, Volker Zimmer, als Chef des Provisoriums.

Zimmer und seine Leute haben innerhalb von nur zehn Tagen beim Aufbau der Einrichtung, in der inzwischen schon fast 600 Flüchtlinge untergebracht sind, Unglaubliches geleistet, lobt Ziemer, der zurzeit vom Mainzer Integrationsministerium an seinen künftigen Arbeitgeber, die ADD in Trier, abgeordnet ist. „Ohne die Freiwilligen von Feuerwehr, THW und DRK, die hier unermüdlich Feldbetten aufgebaut haben, wäre das niemals möglich gewesen“, stellt er klar. In zwei Turnhallen und einem großen Zelt haben die Menschen ihre Schlafplätze. Dazu gibt es eine Großküche, und derzeit wird ein weiteres Zelt als Speisesaal aufgebaut.

Seine eigene Aufgabe sieht Ziemer vor allen Dingen darin, schon jetzt als Ansprechpartner für Helfer wie für Flüchtlinge präsent zu sein. „Da kann es unter Umständen mehr als eine Stunde dauern, bis ich morgens überhaupt von meinem Auto wegkomme“, sagt er. So zahlreich sind die Anliegen der Geflüchteten. „Viele sind von ihrer Familie getrennt oder wollen wissen, ob sie zu ihren Verwandten in anderen Bundesländern dürfen“, erklärt der designierte AfA-Leiter.

Für Ziemer, der zuletzt im Integrationsministerium als Sachbearbeiter für die AfA in Trier zuständig war, bedeutet sein neuer Job einen spannenden Seitenwechsel. „Hier bin ich mitten im Leben und habe täglich direkt mit Menschen zu tun, das macht mir Spaß“, berichtet er.

Seine Ausbildung hat er bei der VG-Verwaltung in Baumholder gemacht, wo er nach seinem Studium an der Verwaltungshochschule in Mayen kurze Zeit in der Kämmerei tätig war, ehe er 2005 als Sachbearbeiter zur Arge nach Birkenfeld ging. 2008 wechselte er ins Innenministerium, wo er unter anderem für die Integration von Spätaussiedlern zuständig war, 2011 dann ins Integrationsministerium auf seinen bisherigen Posten als Zuständiger für die Flüchtlingsaufnahme. „Besonders von meiner Zeit bei der Arge bin ich den Kundenkontakt gewohnt und fand ihn immer positiv, auch wenn es manchmal zu Reibereien kam“, berichtet er.

Sehr froh ist er über die Welle der Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge in Kusel, die bis in seine Heimat Baumholder reicht. „Es ist sehr wichtig, dass diese Unterstützung auch anhält, denn hier werden wie in einem Hotelbetrieb immer wieder Menschen ankommen, denen es am Nötigsten fehlt und die nach wenigen Tagen weiterverteilt werden.“ Mitunter würden in Kusel Kinder ankommen, die nicht einmal Schuhe an den Füßen haben. Michael Fenstermacher

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