Wenn ab nächsten Montag die Stadtranderholung der AWO im Hammersteiner Meerhafen beginnt, können der Leiter der Maßnahme, der AWO-Kreisvorsitzende Mike Stauder sowie die Betreuerinnen und Betreuer auf das besondere Jubiläum „60 Jahre Kinder- und Jugendfreizeit“ zurückblicken. Dazu wird es am letzten Tag der Stadtranderholung, am Freitag, 25. Juli, ein Abschlussfest, mit einer Ausstellung zum Thema und weitere Aktionen geben.
Kindern einen naturnahen Ferienaufenthalt zu ermöglichen, zählte schon seit der Gründung der AWO im Jahr 1919 zu den wichtigsten und beliebtesten Angeboten. In den 1960er-Jahren konnten es sich viele Familien finanziell nicht leisten, eine Urlaubsreise, schon gar nicht ins Ausland, zu unternehmen. Deshalb gab es zu dieser Zeit Vorläuferangebote der Inneren Mission, der Caritas sowie der Stadt Idar-Oberstein, die zunächst im Freizeitheim Heiligenbösch stattfanden und denen sich die AWO anschloss.

Ab 1965 fanden dann die Erholungsfreizeiten durch den AWO-Ortsverein Idar-Oberstein in eigener Regie im Tiefensteiner Staden statt, der bis 2019 Heimat der Maßnahme blieb. Anfangs nur für Kinder aus dem Stadtgebiet gedacht, durften ab 1966 erstmals Acht- bis 14-Jährige aus Regulshausen, Göttschied und Hintertiefenbach teilnehmen. Nach den Eingemeindungen von 1969 kamen dann noch Kinder aus Enzweiler, Hammerstein, Nah-, Mittel- und Kirchenbollenbach sowie Weierbach und Georg-Weierbach dazu. Organisatoren und Organisatorinnen waren damals Fritz Hoffmann, Ernst Conradt, Horst Becker und Kuno Weis mit ihren Familien, die sich in herausragender Weise jahrzehntelang engagierten.
2024 waren mehr als 250 Kinder angemeldet
Die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf: Waren es zu Beginn lediglich 60 Kinder, die teilnahmen, verdreifachte sich die Zahl in den kommenden Jahren auf 180, wobei es zwischendurch das eine oder andere Jahr „nur“ 120 waren, was sicherlich auch dem demografischen Wandel geschuldet war.

Ab 2021 zog man um auf das Gelände am Meerhafen in Hammerstein, das mehr Platz für die Kinder bot. 2023 konnte die Teilnehmerbegrenzung aufgehoben werden, da die Zahl der Betreuerinnen und Betreuer auf mehr als 40 stieg. Bei der AWO kann man dazu in speziellen Schulungen auch die Jugendleiter-Karte (Juleica) erwerben. Ab 2019 wurden zudem Hilfsbetreuerinnen und Hilfsbetreuer integriert. Kinder, die zu alt für eine Teilnahme und zu jung für den Betreuerstatus sind, können verschiedene Aufgaben erledigen und somit wichtige Erfahrungen im Hinblick auf künftiges Engagement sammeln. Zahlenmäßiger Höhepunkt war 2024, als man mehr als 250 Kinder zu Besuch hatte.

Viele, die als Kind zur Stadtranderholung kamen, sind oder waren später in der Betreuung tätig, so unter anderen Birgit Jungk, unterstützt von Rainer Hoffmann. Die beiden leiteten die Maßnahme von 2002 bis 2017. Zuvor bildeten ab 1996 Horst Hotschicke und Hans Wacker, zwei erfahrene Kommunalpolitiker, das Leitungsteam. Auch die Mitglieder des AWO-Stadtjugendwerks um Marco Loch brachten sich engagiert ein. Seit 2018 ist Mike Stauder, der zugleich AWO-Kreisvorsitzender ist, Hauptorganisator. Sie alle konnten sich auch stets auf engagiertes Küchenpersonal verlassen, das Jahr für Jahr logistische Herausforderungen meisterte.

Zu Beginn der 1990er-Jahre zeigte sich, dass die Stadtranderholung zwar immer mehr Kinder anzog, aber zugleich ein ständig größerer Zuschussbedarf seitens der AWO entstand, weil die Elternbeiträge aus sozialen Gründen nach wie vor niedrig gehalten wurden. Begonnen hatte man mit einem Teilnehmerbeitrag pro Kind von 25 Mark, aktuell beträgt er 225 Euro pro Kind (für Mitglieder) fürdie vollen drei Wochen. Darin enthalten sind Frühstück, Mittagessen mit Nachtisch, Nachmittagssnack sowie Aktionen und Materialien und der mittlerweile sehr teuer gewordene Bustransfer. Die Preise sind gestaffelt nach der Länge der Teilnahme sowie unterschiedlich für Mitglieder und Nichtmitglieder.
Auf Vorschlag des damaligen AWO-Kreisvorsitzenden Axel Redmer wurde 1995 die Trägerschaft vom Ortsverein auf den Kreisverband Birkenfeld übertragen und unter anderem die Riege der Sponsoren ausgebaut. Ob Kreissparkasse, Volksbank, Schwollener Sprudel, OIE, die Rechtsanwälte Conradt, Pees und Partner, Globus oder der Lions Club sowie weitere Firmen und auch Privatpersonen, die für Kinder Teilnehmerbeiträge oder AWO-Mitgliedschaften übernehmen: Sie alle tragen dazu bei, dass es für Kinder aus dem gesamten Kreisgebiet Spiel, Spaß und Erholung gibt. Besondere Erwähnung verdient auch die Bundeswehr Idar-Oberstein, die in früheren Jahren zeitweise bei Bustransporten oder Essenslieferungen zur Verfügung stand. 2023, als ein Unwetter alle Zelte zerstörte, wurde von der Bundeswehr ohne großen Vorlauf ein Mannschaftszelt aufgestellt, damit die Freizeit weitergehen konnte.
Auch das soziale Verhalten der Kinder soll trainiert werden
Nicht nur die Rahmenbedingungen der Maßnahme haben sich in den Jahrzehnten geändert, auch das „Kindsein“ selbst ist heute ein anderes. Äußerer Ausdruck davon ist, dass man zu Beginn der 2010er-Jahre die Altersgrenze der teilnehmenden Kinder von 14 auf 12 Jahre senkte, um Konfliktpotenzial zu minimieren und unterschiedlichen Interessenlagen in diesem Altersbereich Rechnung zu tragen.
Angebote von früher und heute wie am und im Fluss spielen, Ballspiele, Wanderungen, Zirkusvorstellungen, Malwettbewerbe, Schwimmbadbesuche mit dem Erwerb von Schwimmabzeichen (vom Frühschwimmer bis zum Jugendschwimmer) und Sportabzeichen, Aufführung von Theaterstücken inklusive selbst gebauter Kulissen und genähter Kostüme, Modenschauen, Tombolas, Kinobesuche oder Besuche im Museum müssen heute zum Teil in modernere Fassungen gebracht werden, um die gestiegenen Ansprüche der Kinder zu erfüllen. So wurde 2024 eine Sommer-Olympiade mit weiteren 80 Kindern aus anderen Freizeiten organisiert mit Tigerentenreiten, Schatzsuche nach Edelsteinen und einer größeren Wasserrutsche. Bei alldem ist es natürlich auch das Ziel, das soziale Verhalten der Kinder zu trainieren und zu zeigen, dass es ein friedliches und harmonisches Miteinander geben kann.
Über die AWO hinaus blicken viele Menschen dankbar zurück auf diejenigen, die sich in sechs Jahrzehnten bei der Vorbereitung und Durchführung der Stadtranderholung mit Fantasie, Liebe, Geduld, Fleiß und hohem Engagement ehrenamtlich eingebracht haben.
Noch freie Plätze für die letzte Woche
Die diesjährige Stadtranderholung findet von Montag, 7., bis Freitag, 25. Juli, statt und steht unter dem Motto „Rummelplatz“. Die Anmeldephase ist vorbei, aber für die letzte Woche (21. bis 25. Juli) können noch Kinder aufgenommen werden. Wer die Stadtranderholung finanziell unterstützen möchte, kann auf folgendes Konto spenden: AWO-Stadtranderholung, KSK Birkenfeld, IBAN DE60 5625 0030 0001 106376, Stichwort: Stadtranderholung. Es gibt darüber hinaus auch die Möglichkeit, für ein Kind den Teilnehmerbeitrag zu zahlen oder eine Mitgliedschaft zu übernehmen. Kontakt: E-Mail kreisverband@awo-birkenfeld.de