Birkenfeld – Wer Professor Dr. Peter Heck bei der 7. Solartagung des Landes Rheinland-Pfalz auf dem Umwelt-Campus bei Birkenfeld gestern hat reden hören, wollte vermutlich (allerdings erst, nachdem der starke Applaus abgeebbt war) sofort nach Hause eilen, um seine Ölheizung auszumustern und auf Nutzung erneuerbarer Energien umzustellen.
Heck, Geschäftsführender Direktor des mitveranstaltenden Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS), brach nicht nur eine Lanze für die Solarenergie, der geradezu euphorisch auftretende Professor wunderte sich auch darüber, dass diese Technik noch nicht masterplanmäßig genutzt wird. Schließlich gelte es, in diesem Sektor „sehr viel Geld zu verteilen“.
Heck betonte, dass es bei der Fortentwicklung erneuerbarer Energien keineswegs um Ökologie, sondern in erster Linie um Wirtschaft gehe. Die regionale Wertschöpfung sei enorm, der Klimaschutz gewinne an Bedeutung.
Der Campus habe in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion, verdeutlichte der Leiter des CO2-neutralen Instituts. „Und 100 Prozent des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, ist uns auch noch zu wenig.“
Wie dies funktionieren kann, zeige der Rhein-Hunsrück-Kreis, der eine 800-Prozent-Quote anstrebe. Mann müsse den Bürgermeistern und Landräten nur mehr Freiheiten lassen, „dann würden sie einen erneuerbaren Samba tanzen. Dann geht's erst richtig los“, prophezeite Heck, um zu untermauern, dass dieser Boom gerade erst begonnen habe.
Was Professor Heck mit Zahlen unterstrich, hatte zuvor schon Ernst-Christoph Stolper, Staatssekretär im Energieministerium, allgemein dargelegt. Stolper forderte, dass der Ausbau der Solarenergie so erfolgreich weitergehen müsse wie vergangenes Jahr. „Das Land will den eigenen Stromverbrauch im Jahr 2030 komplett über Erneuerbare Energien abdecken“, sagte er. Dabei werde Fotovoltaik eine große Rolle spielen.
Stolper weiter: "Wir wollen erreichen, dass dann ein Viertel des Strommixes Solarstrom ist. Und das werden wir nicht nur hier sondern überall in Deutschland brauchen, wenn wir die Energiewende schaffen wollen. Deshalb ist es die Botschaft der Bundesregierung grundfalsch, bei Solarenergie nur mit einem jährlichen Ausbau von 3500 Megawatt (MW) zu kalkulieren und ab dann die Vergütung für die Einspeisung drastisch zu senken. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland Solaranlagen mit doppelt so viel Leistung installiert. So muss es weiter gehen. Wir wollen den Ausbau und keine Bremse.“
Rheinland-Pfalz setze bei der Energiewende auf einen Dreiklang: Möglichst viel Energie sparen, dann Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien – und das in Rheinland-Pfalz. „Deshalb setzen wir nicht auf Strom aus der Wüste oder der Nordsee, sondern lieber auf Strom aus Windparks in der Eifel oder von den Dächern im sonnigen Rheinhessen.“
Mehr als passend dazu hatte Campus-Präsident Professor Dr. Norbert Kuhn schon zur Begrüßung allen „Rückenwind und sonnige Zeiten“ gewünscht.
Von Redakteur Andreas Nitsch
Im Rahmen der 7. Solartagung des Landes Rheinland-Pfalz findet am heutigen Freitag ab 14 Uhr auf dem Umwelt-Campus ein Aktionstag der Verbandsgemeinde Birkenfeld statt. Der Publikumsverkehr hat freien Eintritt zur Solarausstellung. Neben zwei Teilnehmerworkshops, in denen es um neue Finanzierungsansätze im kommunalen Fotovoltaikgeschäft oder auch um Installationsstandards einer Fotovoltaikanlage, Qualitätscheck und Versicherungsschutz bei Brand, Schneelast oder Blitzeinschlag geht, liefert ein spezieller Workshop Bürgern einen Überblick über Anlagentechnik, Installation und Finanzierung. Außerdem werden sich Handwerker der Region vorstellen.