Die Kunsthistorikerin Dr. Christianne Weber-Stöber hat 50 Schmuckstücke aus der städtischen Sammlung Hanau und ihrer eigenen Sammlung für die Villa Bengel zusammengestellt. Die Stiftungs-Vorstandsmitglieder Peter Wenzel (rechts) und Thomas Dierks bewundern die Auswahl. Foto: Hosser">
Schmuckexpertin Weber-Stöber zeigt ihre "50 Lieblinge"
Auf dem Weg in die Postmoderne: Ausstellung „50 Lieblinge“ in der Villa Bengel eröffnet
Die Kunsthistorikerin Dr. Christianne Weber-Stöber hat 50 Schmuckstücke aus der städtischen Sammlung Hanau und ihrer eigenen Sammlung für die Villa Bengel zusammengestellt. Die Stiftungs-Vorstandsmitglieder Peter Wenzel (rechts) und Thomas Dierks bewundern die Auswahl. Foto: Hosser
Hosser

Idar-Oberstein. „50 Lieblinge“ heißt eine Ausstellung, die noch bis zum 22. März 2020 in der Villa Bengel in der Obersteiner Wilhelmstraße zu sehen ist und die Ausstellungsreihe „Idar-Oberstein schmückt sich“ für 2019 beschließt. Die Jakob-Bengel-Stiftung hat Dr. Christianne Weber-Stöber, die Geschäftsführerin der Gesellschaft für Goldschmiedekunst mit Sitz im Deutschen Goldschmiedehaus in Hanau, gebeten, ihre Lieblingsstücke aus der Hanauer städtischen Sammlung und einige ihrer privaten Schmuckstücke in Idar-Oberstein vorzustellen.

Die Kunsthistorikerin, die über Schmuck der 1920er- und 1930er-Jahre promoviert hat, ist Idar-Oberstein und der Bengel-Stiftung schon seit vielen Jahren verbunden. Sie hatte bereits für ihre Promotion viele Kontakte nach Idar-Oberstein, das erste Buch über Bengel verfasst und 14 Jahre lang einen Lehrauftrag über Schmuckgeschichte am Schmuck-Campus wahrgenommen.

Da verwundert es kaum, dass sich auch ein Schmuckstück aus der Art-déco-Phase der Bengelschen Produktion unter den 50 Stücken findet, während ansonsten die Arbeiten vor allem in den 1980er-Jahren bis heute entstanden sind, also Wegmarkierungen der Reise des Schmucks in die Postmoderne darstellen. Neben der Abkehr von klassischen Formen, Farben und Gestaltungsweisen, die im Kern schon vor dem Zweiten Weltkrieg einsetzte, fällt die Verwendung unterschiedlichster Materialien auf. Optisch auffälligstes Beispiel hierfür ist sicher der Armreif von Peter Chang aus grellbuntem Plastik, inzwischen schon ein Klassiker. Exemplarisch ist sicherlich auch eine Arbeit von Ruudt Peters, dessen perfekte Vortäuschung des Natürlichen durch Kunststoff exemplarisch für die Tendenz zur Camouflage in der zeitgenössischen Schmuckgestaltung gesehen werden kann. In einer Vitrine sind sämtliche Ringe der Ausstellung gesammelt – hier wird die Vielfalt an Materialen in der Schmuckgestaltung geballt deutlich.

Für den Sammler hat Schmuck aber oft vor allem ideellen Wert, ist häufig ein Stück persönlicher Geschichte. Das zeigt ein Beispiel, bei dem der Materialwert gegen null tendiert: ein kleiner rechteckiger Anstecker aus Kappa mit dem Aufdruck eines Ausschnitts des Stadtplans von Haifa, zu befestigen mit einer Sicherheitsnadel. Die israelische Schmuckgestalterin Deganit Stern Schocken hatte diese jedem Teilnehmer eines Symposiums in Krakau geschenkt. „Viele Jahre später hatte ich den Anstecker während einer Vernissage verloren“, berichtet Weber-Stöber. „Mir war klar, dass sich niemand um so ein kleines Stück Karton am Boden kümmern würde. Ich fand das unscheinbare Etwas in einer Ecke liegend – und war glücklich, meinen Talisman wieder zu haben.“

Von unserem Reporter Jörg Staiber

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