Der Jazztage-Samstag
Auch der Regen kann die Stimmung nicht vermiesen
Die Jazztage-Besucher ließen sich auch am verregneten Samstagabend die Stimmung nicht vermiesen.
Hosser. HOSSER

Ein tolles Programm hatten die Verantwortlichen des Idar-Obersteiner Kulturamts für die 28. Jazztage zusammengestellt – und dann spielte das Wetter nicht mit... Am Samstagabend regnete es. Davon ließen sich die Fans die Stimmung aber nicht vermiesen.

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Nach der Kälte am Freitag kam am Samstag auch noch der Regen hinzu – denkbar ungünstige Umstände für die Idarer Jazztage. Doch nach einem holprigen Anfang entwickelte sich der Abend dann doch noch zu einem musikalischen Fest mit etlichen Höhepunkten.

Um 20 Uhr war nicht nur der Marktplatz fast leer, auch auf der Bühne standen nur vereinzelte Instrumente. Kulturamtsleiterin Annette Strohm hatte kurz erwogen, das Festival eine Stunde später starten zu lassen, weil der Regen aufhören sollte. Doch das war nicht der Grund für den verzögerten Beginn: Der Bassist der Band war auf dem falschen Marktplatz (in Oberstein) gelandet, und so verging das akademische Viertel, ehe Strohm das Morgane Ji Quartett ankündigen konnte.

Morgane Ji
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Was die Formation dann aus den Instrumenten herausholte, war großartige Musik. Präsentiert wurde das aktuelle Album „Woman Soldier“. Morgane Ji, geboren auf der Insel La Réunion, bewies ihre Vielseitigkeit, es mischten sich Rock, Pop, Jazz und Elektro zu Weltmusik erster Klasse.

Gesungen wurde in Englisch, Französisch, Kreolisch, die Sängerin liebt es, mit dem Sound zu experimentieren. Das Quartett um die Künstlerin, welches seinen Stil als „Tribal Art Rock“ bezeichnet, besteht aus E.r.k. an der Gitarre, Olivier Carole am Bass und Franck Durand am Schlagzeug, Ji selbst spielt ein Elektro-Banjo. Die Kombination aus elektronischen Elementen und herkömmlichen Instrumenten erzeugt einen ganz besonderen, genreübergreifenden Sound. Das Publikum erlebte eine einzigartige Klangatmosphäre, die begeisterte.

Die kleinste Big Band der Welt

Simon Holliday am Klavier und Gesang und Simon Palser am Schlagzeug nennen sich selbst die kleinste Big Band der Welt. Sie präsentierten in der oberen Fußgängerzone handgemachte Musik von Rock’n’Roll über Blues und Soul bis hin zu Country. Zu hören waren vor allem Klassiker von Randy Newman, Johnny Cash, Ben E. King oder Kenny Rogers. Das kam an. Das Duo versteht es, eine Beziehung zum Publikum aufzubauen, es wurde getanzt, geklatscht und mitgesungen. Hier traf gekonntes Klavier- auf differenziertes Schlagzeugspiel.

Die Stuttgarter Sängerin Fola Dada begeisterte auf dem Schleiferplatz mit ihrer Ausnahmestimme und sphärischen Jazzklängen.
Hosser. HOSSER

Auch Fola Dada und ihre Band ließen zunächst auf sich warten, dann aber präsentierte die Gewinnerin des Deutschen Jazzpreises 2022 ihre ausdrucksstarke Stimme. Die Musiker spielten auf dem Schleiferplatz einen vielseitigen Mix aus Jazz, Soul, Pop, R’n’B, Reggae und Afrobeat. Die Formation um die aus Stuttgart stammende Sängerin brauchte ein bisschen, um das Publikum mit ihrer kraftvollen Soulmusik zu überzeugen, doch bald schon stand kein Fuß mehr ruhig am Boden, und die Spielfreude sprang über. Es wurde sogar gemeinsam gesungen. Ihre Musik besteht teils aus fast schon sphärischen Klängen im Hintergrund, jazzig und elektroakustisch, und darüber singt Fola Dada ihre überwiegend selbst komponierten Melodien. Eine Stil-Mixtur, Urban-Earth-Jazz genannt, deren Energie und Sanftheit bisher eher selten bei den Jazztagen zu hören war.

Partystimmung am Marktplatz

Eine eingenebelte Bühne im Dunkeln mit kleinen Lichteffekten war zunächst alles, was man zu später Stunde am Maler-Wild-Platz zu sehen bekam, zu hören gab es dafür umso mehr. Norlyz spielte elektroakustischen Livesound, und nach und nach mischten sich akustische Instrumente dazu, deren Spieler man dann aber doch auch immer besser erkennen konnte. Geboten wurde Jazz, gemischt mit Techno, oder auch umgekehrt, mit viel Improvisation und einem echten Klangerlebnis.

Trockeneisnebel wabert über die Maler-Wild-Platz-Bühne, als Norlyz loslegen.
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Da hörte man den ein oder anderen Idar-Obersteiner sagen: „Das ist mal was anderes“ – und so war es. Das aus Berlin stammende Quartett nutzt die Energie von Synthesizern und elektronischen Beats, um mit warmen akustischen Klängen von Instrumenten wie Cello, Trompete, Posaune und einer Handpan zu einem Klangteppich zu verschmelzen. Den passenden Rahmen gaben die effektvollen Lichtkugeln für eine energiegeladene Liveshow.

Bei den Idar-Obersteiner Jazztagen nicht wegzudenken ist Schlagzeuger Elmar Federkeil. Er bringt immer wieder Profimusiker aus dem Saar-Lor-Lux-Raum in den unterschiedlichsten Formationen nach Idar.
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Das trifft auch auf die Federkeil Music Allstar Band zu, die den Marktplatz zu diesem Zeitpunkt, wie nicht anders zu erwarten, zu einer feiernden Partymeile machen. Auch wenn der Regen unaufhörlich weiterrieselt...

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