Wirtschaftsforum China und Europa kooperieren
Auch der Hahn soll von der Seidenstraße profitieren
Groß ist das Interesse an der neuen Seidenstraße: Rund 200 Teilnehmer informierten sich bei der Tagung im Umwelt-Campus über die Chancen engerer wirtschaftlicher Kontakte zwischen Europa und Ostasien. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Hoppstädten-Weiersbach. Der Name des kleinen Bahnhofs Neubrücke unweit des Umwelt-Campus stehe für das Motto des Tages, meinte Frances Yang: „Wir wollen hier heute neue Brücken bauen zwischen Deutschland und China.“ Die Präsidentin des Handelsrats der Provinz Guangdong in Deutschland, der einwohnermäßig größten und wirtschaftlich stärksten Region Chinas, war eine der vielen hochkarätigen Referenten beim 5. Weltwirtschaftsforum, das am Freitag unter dem Titel „Die neue Seidenstraße“ im Kommunikationszentrum des Umwelt-Campus Birkenfeld stattfand.

Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt

Mehr als 200 Teilnehmer aus China, Deutschland, aber auch anderen europäischen und ostasiatischen Ländern waren gekommen, um sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und Vorträgen zu Themen wie Internet 4.0 oder Blockchains zu lauschen – das ist ein digitales Buchhaltungssystem, mit dem riesige Datenmengen von vielen unterschiedlichen Unternehmen verarbeitet werden können. „Viele von uns hören das zum ersten Mal, in China machen sie es bereits“, stellte Kreiswirtschaftsförderer Michael Dietz nach dem Vortrag von Prof. Wei-Tek Tsai von der Bejing University den handfesten Nutzen der Tagung gerade für deutsche Unternehmer in den Vordergrund.

Organisiert worden war das Weltwirtschaftsforum vom Oak Garden-Team um Andreas Scholz. Dessen Arbeit hob Joe Weingarten, Abteilungsleiter im Mainzer Wirtschaftsministerium, hervor. Weingarten vertrat Staatssekretär Andy Becht, der kurzfristig absagen musste, weil Wirtschaftsminister Wissing bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin weilte. Er lobte die Arbeit der Wirtschaftsförderung im Kreis Birkenfeld und die Initiative im Oak Garden, wo zwischenzeitlich die größte chinesische Händlergemeinschaft in ganz Europa ansässig sei. Das unterstütze die Landesregierung, die ihrerseits beste Kontakte nach China und eine eigene Repräsentanz in der Partnerprovinz Fujian unterhalte.

Als Repräsentant der chinesischen Regierung sprach Hanfeng Gui (Präsident des Global Economic Development Forum) ein Grußwort. Er bezeichnete die deutsch-chinesische Zusammenarbeit als ungemein fruchtbar, er sieht auch zukünftig ein großes Potenzial: “Zusammen können wir einen Mehrwert schaffen„ – dafür erhielt der Leitende Vizepräsident des Chengdu Unternehmerverbands viel Applaus.

Dr. Khamlien Pholsena, Minister für Planung und Investition der Volksrepublik Laos, gab einen Überblick über die baulichen Vorhaben für die “Silkroad„, die längst nicht nur digital die Kontinente verbinden soll. Robert Soong vom Israel Institute of Technology stieg tief ein die Materie und gab Beispiele für die wechselseitige Unterstützung verschiedener Länder etwa beim automatisierten Fahren.

Andreas Scholz, Geschäftsführer der ICCN GmbH und Vater des Oak Garden-Projekts, bedankte sich bei den Teilnehmern und den Mitstreitern in seinem Haus und bei Kreisverwaltung, VG- und Ortsgemeinde. Im Oak Garden sind mittlerweile 30 Mitarbeiter beschäftigt, in den vier Büros in China weitere 60. Scholz berichtete von den bisherigen Erfolgen nicht nur im Oak Garden, sondern auch am Umwelt-Campus, wo mittlerweile jedes Jahr 120 Studenten aus China begrüßt werden. An Projekten mangele es nicht, so sollen noch 15 Gebäude im “Headquarter der Weltfabrik„ entstehen, drei sind bereits gebaut. Im Endausbau soll sich dort in unmittelbarer Nachbarschaft später 700 chinesische Unternehmen präsentieren. Projekte zu den Themen Bildung und Pflegekräfte seien ebenfalls in Planung. Scholz ging auch auf den zurückliegenden Wahlsonntag ein und sagte: “Bei dieser Wahl hat sich nicht alles zum Guten verändert. Um so wichtiger ist es, dass wir hier im Oak Garden Weltoffenheit leben." Dazu ist schon am heutigen Samstag beim Kulturfest Gelegenheit.

„Die neue Seidenstraße“ bezeichnet Handelswege im 21. Jahrhundert – dabei stehen die digitalen selbstredend im Vordergrund. Doch auch der herkömmliche Transport wird nicht vergessen: In den kommenden Jahren sollen Tausende Kilometer an Straßen, Eisenbahnschienen und Pipelines gebaut werden, berichtete Dr. Khamlien Pholsena, der Minister für Planung und Investition in der Volksrepublik Laos. Auch der Seeweg, schon heute der wichtigste Transportweg von Südostasien nach Europa, wird nicht vergessen – der Chef des Antwerpener Hafens war anwesend. Carsten Rommelfanger, Manager der Schenker Group, berichtete vom Ausbau der Schienentransporte. Und Joe Weingarten verdeutlichte, dass die Landesregierung anstrebe, dass auch der Flughafen Hahn, seit kurzem ja in chinesischer Hand und ganz nah am Oak Garden gelegen, ein Endpunkt der neuen „Silkroad“ wird, von der sich Wirtschaftsexperten einen riesigen Boom erwarten.

Für Landrat Matthias Schneider war das Weltwirtschaftsforum ein weiterer Höhepunkt in der engen Zusammenarbeit mit den Chinesen: „Dass das Forum in diesem Jahr bei uns stattfindet, zeigt, dass unser Landkreis inzwischen durchaus Neugier in Ostasien geweckt hat. Eine der wichtigsten Aussagen von chinesischer Seite ist heute für mich, dass wirtschaftlicher Erfolg keine Einbahnstraße sein kann, sondern dann gelingt, wenn Verständnis für die Kultur des Handelspartners vorhanden ist.“

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