Stipshausen
Atelier Munsteiner in Stipshausen: Künstler aus aller Welt sind zu Gast
Tom Munsteiner "Losango 2010", Citrin-Skulptur 3420 Carat auf Aluminiumsockel
Lichtblick Photo Design

Stipshausen - Diese Ausstellung beginnt schon an der Haustür des Munsteiner-Ateliers in Stipshausen: Mehr als 3000 Achatscheibchen sind dort zu einem ganz besonderen Kunstwerk arrangiert und machen Lust auf mehr. Und das gibt es ab Samstag drinnen: Nämlich Schmuck, Skulpturen und Malerei auf Weltniveau.

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Stipshausen – Diese Ausstellung beginnt schon an der Haustür des Munsteiner-Ateliers in Stipshausen: Mehr als 3000 Achatscheibchen sind dort zu einem ganz besonderen Kunstwerk arrangiert und machen Lust auf mehr. Und das gibt es ab Samstag drinnen: Nämlich Schmuck, Skulpturen und Malerei auf Weltniveau.

Blickfang sind neben Tom Munsteiners grandioser Citrin-Skulptur „Losango“, die auch den edlen Katalog schmückt, seinem Armreif „Lucrece“ und der „Persönlichkeiten“-Reihe von Jutta Munsteiner vor allem die Wandbilder der beiden Hausherrn: Altmeister Bernd Munsteiner kehrt zurück zu den Wurzeln und erfindet seine Achat-Landschaftsbilder, mit denen er vor gut 40 Jahren das ihm zu eng werdende Korsett des Schmuckkünstlers erstmals sprengte, ganz neu: Für die 2010er-Ausstellung schuf er aus einer besonderen brasilianischen Achatdruse ein dreidimensionales Bild, in dem er nicht nur die verschiedenfarbigen Lagen des Steins verwendete, sondern auch dessen raue Schale.


Sohn Tom, der das Atelier seit mehr als zehn Jahren leitet, hat sich erstmals an einem Wandschmuck versucht. Er nutzt dazu einen Aluminiumrahmen, in dem Dutzende von Citrinen und Bergkristallen mit dem typischen Tom-Munsteiner-Schliff angeordnet sind. Symmetrisch natürlich, wie stets bei diesem vielfach ausgezeichneten Gestalter. Alles hat seine Ordnung, seine klare Formensprache.

Ganz anders das gemeinsame Projekt der beiden Schmuckschaffenden: Hinter Panzerglas sind an der Eingangstür zum Atelier mehr als 3000 hauchdünn geschliffene Achatscheibchen zu einem lichtdurchlässigen Monumentalbild angeordnet. Das ganze erinnert an ein Kirchenfenster. Soll es auch: „Es wäre ein Traum, wenn wir tatsächlich ein Kirchenfenster mit Achaten schmücken könnten“, sagt Bernd Mun-steiner. Am liebsten natürlich in der Achatregion Idar-Oberstein. Mit einem speziellen Computerprogramm ist es den Munsteiners sogar möglich, biblische oder auch andere Motive in Achat nachzuempfinden. Das ist eine ziemliche Sisiphosarbeit, das Ergebnis jedoch sensationell: „Wir müssen alle Scheibchen penibel schneiden, polieren, nummerieren und fotografieren: Der Computer setzt sie dann so zusammen, dass das gewünschte Bild entsteht“, erläutert Tom Munsteiner. Der Rest ist ein Geduldsspiel.

Alle zwei Jahre laden die Munsteiners befreundete Künstler aus aller Welt in ihr Atelier im Hunsrück ein, um in ihrer Atelierausstellung ein möglichst breites Kunstspektrum zu präsentieren – dabei ist natürlich Schmuck und Steinbearbeitung vertreten, aber auch Malerei und Gegenständliche Kunst. Was dabei herauskommt, sind stets hoch spannende Ausstellungen, mit der sich jede Großstadt gerne schmücken würde. Gibt's in dieser Form aber nur in „Stiepse“...

Mit dabei sind in diesem Jahr:

  • Nancy Lovendahl – die Amerikanerin hat eine ganz eigene Technik entwickelt, um Marmor und Keramik zu bearbeiten: die Photogravur. Die Arbeiten der 56-Jährigen aus Colorado, die internationale Preise sammelt wie andere Briefmarken, bestechen durch ihre Formensprache, die immer wieder an die Natur erinnert. In Stipshausen zeigt Nancy Lovendahl daneben auch fragile Keramiken.
  • Michael Berger – der gebürtige Südafrikaner mit Atelier und Werkstatt in Düsseldorf ist Spezialist für kinetischen Schmuck. Ringe und Objekte aus der Manufaktur des Staatspreisträgers von 2009 machen stets auch Spaß, laden zum Spielen ein. Man kann sie aufklappen, drehen, verformen...
  • Thierry Bontridder ist nicht nur in seinem Heimatland Belgien längst ein Bildhauer-Star. Seine monumentalen Skulpturen und Wandinstallationen schmücken Gebäude in Brüssel, Metrostationen und sogar Autobahnen. Nach Stipshausen bringt er seine phantastischen und phantasievollen Glas-Kompositionen mit, die er mit einer besonderen Thermoformtechnik herstellt. Schwer zu erklären – muss man gesehen haben!
  • Ferran Iglesias ist ein spanischer Goldschmied von Weltruf und Mitglied der renommierten Juwelier-Gruppe „Group Design“. Seine Arbeiten, meist aus reinem Gold ohne Edelstein-Beiwerk, sind in Filigranität und Anmut kaum zu übertreffen. Und in zahlreichen Sammlungen und Galerien auf der ganzen Welt zu finden.
  • Bernd Kirschner übernimmt in diesem Jahr den – oft undankbaren – Part des Malers in einer Schmuckausstellung. Das gelingt dem gebürtigen Memminger mit Bravour. Sein monumentales Ölgemälde „Kampfgeist“ dominiert den Eingangsbereich im Atelier Munsteiner und ist ein gewaltiger Hingucker. Kirschner verbindet wie kaum ein anderer das Gegenständliche mit dem Abstrakten. Deutlich erkennbare Figuren verlieren sich in Formen und Farben, Die Bilder des 40-Jährigen ziehen den Betrachter in einen Sog, lassen ihn nicht los. Stefan Conradt


Die 8. Atelierausstellung bei Tom Munsteiner, Wiesenstraße 10 in Stipshausen, ist vom 16. bis 31. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet.

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