SPD-Sprecher Andreas Pees begründete den Antrag seiner Fraktion, die Planungen für ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) wieder aufzunehmen, mit dem hohen Altersschnitt der Allgemeinärzte in Baumholder. „Es ist ein glücklicher Fall, dass Frau Böhmer die Praxis ihres Vaters übernimmt, aber die Dr. Peter Kiderle und Bruno Ellrich sind schon weit über 60 Jahre, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie aufhören“, sagte er.
Lösungssuche geboten
Daher müsse man sich auch innerhalb der politischen Gremien mit Hochdruck damit befassen, eine medizinische Grundversorgung zu gewährleisten. Zudem endet das Mietverhältnis für die Praxis von Dr. Lenthe Ende 2023. Dr. Lenthe habe zwar Interesse bekundet, weiterhin in Baumholder zu praktizieren, aber bislang keine passenden Praxisräume gefunden.
Unter diesen Voraussetzungen könnte es nach Ansicht Pees‘ passieren, dass man 2024 nur noch die Praxis Hittel/Böhmer als Allgemeinmediziner in Baumholder halten könne. „Klassische Hausärzte gibt es kaum noch. Überall werden Nachfolger gesucht“, sagte Pees. Da es auch nur noch wenige Fachärzte in der VG gebe, sei es sinnvoll, gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Mainzer Gesundheitsministerium nach Lösungen wie der Schaffung eines Medizinischen Versorgungszentrums zu suchen.
Auch wenn die bisherigen Versuche im Rahmen der Zukunftswerkstatt im Jahr 2015 in Sande verlaufen seien, forderte die SPD-Fraktion, einen neuen Ansatz zu starten. „Das Thema wird uns ansonsten schneller einholen, als uns lieb ist“, betonte Andreas Pees und erntete Zustimmung bei seinen Ratskollegen.
Auch Yannick Simon (SPD) riet zeitnah das Gespräch mit Dr. Lenthe und den anderen Allgemeinmedizinern zu suchen, um auch deren Beweggründe und persönliche Ausblicke abzufragen. „Vielleicht können wir im Gespräch mit Dr. Lenthe eine Lösung finden, damit er nicht Ende 2023 aus Baumholder weggeht“, befand Simon.
VG-Bürgermeister Bernd Alsfasser unterstrich, dass allein die Praxen Kiderle und Ellrich mehr als 1500 Patienten betreuten. „Das könnte kein anderer Hausarzt auffangen“, erklärte er. Daher werde er mit Dr. Rainer Saurwein von der Kassenärztlichen Vereinigung einen Termin vereinbaren und wolle auch das Gespräch mit dem Gesundheitsministerium suchen. „Es geht um Daseinsvorsorge, und dies sollten wir als Verbandsgemeinde auch unterstützen“, betonte Alsfasser.
Er verwies auf die Bonuszahlungen, die in Birkenfeld und auch der VG Herrstein-Rhaunen für die Ansiedlung von neuen Hausärzten ausgelobt seien. Zwar habe die VG Baumholder auch 20.000 Euro für die Ansiedlung von Allgemeinmedizinern im Etat eingestellt, aber wenn in Birkenfeld und Herrstein 50.000 Euro geboten würden, müsse man nachziehen, wolle man keinen Wettbewerbsnachteil haben.
Auch wenn Karlheinz Gisch (FDP) mit Blick auf die vorherigen Versuche ein MVZ einzurichten, Zweifel an einer Umsetzung hegte, betonte Alsfasser, dass er mit der KV über mögliche Ansätze einer Umsetzung sprechen wolle. „Wir haben uns damals mit Peter Lang noch einige MVZ angesehen und überall gehört, dass wir uns keinesfalls als Betreiber versuchen sollten“, erinnerte Alsfasser.
Antrag wird unterstützt
Dennoch könne man möglicherweise ein Gebäude zur Verfügung stellen und Zuschüsse für die Ausstattung gewähren – nur als Betreiber die Abrechnung gegenüber den Krankenkassen zu verantworten, werde man keinesfalls leisten. Dies bekräftigte auch Andreas Pees, der glaubt, dass es schwierig werde, Hausärzte in Vollzeit zu finden, aber vielleicht mehrere Allgemeinmediziner, die bereit seien, eine Gemeinschaftspraxis in einem MVZ zu betreiben.
Der VG-Rat unterstützte den Antrag der SPD, das Gespräch mit Ministerium und KV zu suchen, um das Thema MVZ wiederzubeleben und dies im Gremium weiter zu verfolgen. Auch Alsfassers Vorschlag, die Bonuszahlung für die Neuansiedlung von Allgemeinmedizinern auf das Niveau in Birkenfeld und Herrstein anzuheben, wurde begrüßt und muss im nächsten Etat dann verankert werden.