Das Industriedenkmal Jakob Bengel erhält die Auszeichnung „Museum des Monats April 2025“ des Museumsverbands Rheinland-Pfalz. Die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz vergeben, um insbesondere die Museumsarbeit kleiner und mittelgroßer Museen landesweit zu würdigen.
Die mit Unterstützung des Museumsverbands Rheinland-Pfalz ausgewählten Preisträger zeichnen sich durch „gelungene Ausstellungsprojekte zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichem Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements“ aus, wie in einer Pressemitteilung der Jakob Bengel-Stiftung erläutert wird.

Das im Jahr 1873 als Uhrkettenfabrik gegründete Industriedenkmal Jakob Bengel steht heute als lebendiges Museum für die Verbindung von Industrie- und Regionalgeschichte mit zeitgenössischer Schmuckkunst und aktuellen gesellschaftlichen Themen. Die ehemalige Ketten- und Bijouteriewarenfabrik zeugt in ihrer wirtschaftlichen und sozialgeschichtlichen Bedeutung von der einst herausragenden Stellung Idar-Obersteins in der Bijouterie-Produktion. Weltweite Bekanntheit erlangte die Fabrik Jakob Bengel insbesondere durch die Designs und Herstellung von Schmuckstücken im Stil des Art Déco in den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts, welche in der Dauerausstellung des Museums gezeigt werden.
In der Blütezeit der Schmuck- und Metallwarenindustrie waren im Stadtteil Oberstein einschließlich der Heimarbeiter gut 5000 Menschen beschäftigt. Inzwischen ist dieser spezielle Industriezweig, der seine Grundlage in der Massenfertigung hatte, aufgrund des weltweiten Wettbewerbs an diesem Standort nicht mehr konkurrenzfähig. In den historischen Fabrikationsräumen des Industriedenkmals erleben die Besucher die gesamte Produktionsepoche der Modeschmuckproduktion des Unternehmens von 1873 bis 1990. Dabei kann der Weg eines Schmuckstücks anhand voll funktionsfähiger Kettenmaschinen, Friktionsspindelpressen, Ziehbänken, Walzen und anderen historischen Maschinen, Werkzeugen sowie einem umfangreichen Fundus an Produktionsmustern hautnah nachempfunden werden.

Die Villa Bengel ist heute auch ein Zentrum für zeitgenössische Schmuckkunst. Das Ausstellungsprogramm „Idar-Oberstein schmückt sich“ zeigte in bisher 136 Ausstellungen nationale und internationale Schmuckkünstler/innen in den Räumen der Fabrikantenvilla. Dabei steht die Jakob Bengel-Stiftung in stetigem Austausch mit dem in Idar-Oberstein ansässigen Campus Edelstein und Schmuck der Hochschule Trier. Aktuell sind in der Ausstellung „Nioosha Vaezzadeh – Chidimma Omeke“ Arbeiten von zwei Masterabsolvent/innen aus Idar-Oberstein zu sehen. Damit wird ein Bogen geschlagen zwischen der Historie und aktuellen Entwicklungen in der Schmuck- und Kunstszene.
Gemeinsam mit dem Campus organisiert die Stiftung zudem ein Artist-in-Residence-Programm, welches Künstlern und Künstlerinnen ermöglicht, ein bis drei Monate die historischen Maschinen in der Fabrik sowie die Werkstätten der Hochschule zu nutzen und auch dort zu wohnen. Auch Studierende und Schüler/innen haben im Rahmen von Workshops die Gelegenheit, die Schmuckproduktion im Industriedenkmal selbst praktisch zu erkunden. Das Angebot „Bengel macht Schule“ kombiniert dabei Wissensvermittlung mit kreativem und handwerklichem Arbeiten.

Abgerundet wird das kulturelle Angebot im Industriedenkmal Jakob Bengel durch ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm, welches größtenteils durch den Freundeskreis Jakob Bengel Denkmal e.V. realisiert wird. Dabei stehen soziale und politische Themen im Vordergrund, die einen Bezug zum aktuellen Weltgeschehen aufweisen wie zum Beispiel die Gleichschaltung der Presse im Nationalsozialismus, der Klimawandel oder die Auswanderung aus dem Hunsrück nach Brasilien.
„Mit seiner faszinierenden Industriegeschichte, dem Fokus auf die historische Schmuckherstellung und der Verbindung zu zeitgenössischem Schmuckdesign bewahrt das Industriedenkmal Jakob Bengel die Vergangenheit und blickt zugleich in die Zukunft“, begründet der Museumsverband Rheinland-Pfalz die Auswahl des Industriedenkmals Jakob Bengel als Preisträger. Die Preisverleihung wird am Freitag, 25. April, durch Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck vorgenommen.

Jakob Bengel ist Museum des Monats in Rheinland-Pfalz
Gute Nachrichten und ein flammender Appell gegen Ausländerfeindlichkeit standen im Fokus der Eröffnung der jüngsten Ausstellung aus der Reihe „Idar-Oberstein schmückt sich“ in der Villa Bengel.