Vor 80 Jahren kamen die ersten US-Soldaten nach Baumholder. Damals waren es Teile des 302. Infanterieregiments der 94. US-Infanteriedivision, die am 18. März 1945 über Hoppstädten-Weiersbach und Heimbach nach Baumholder vorstießen. Wenige Wochen zuvor hatte es noch zum Teil verheerende Luftangriffe in Idar (22. Februar 1945) oder Berglangenbach (19. Februar 1945) gegeben, doch die Einheiten, die im Zuge der Operation Undertone ab dem 9. März dann aus Richtung Trier und Saarlautern in die Pfalz vorstießen, trafen kaum mehr auf Widerstand.
Dies galt auch für die US-Soldaten, die am 18. März über Heimbach nach Berglangenbach, Ruschberg und gegen 15 Uhr nach Baumholder einfuhren. Kaugummi kauend, die Waffen in der Hüfte abgestützt, waren die US-Soldaten, insbesondere die farbigen Soldaten, die mit Panzern, Jeeps und Lkw in die Ortschaften einfuhren, für die Bevölkerung ein völlig neuer ungewohnter Anblick. Zu Kampfhandlungen kam es nicht, da die zuvor in Baumholder stationierten Truppen der Wehrmacht rechtzeitig in Richtung Kusel abrückten, statt den Haltebefehlen nachzukommen und die Stadt zu verteidigen.

So verlief die Einnahme des Städtchens mit seinen rund 2500 Einwohnern ohne größeres Aufheben. An den Kirchen und vielen Häusern hingen Bettlaken und weiße Fahnen. Die US-Soldaten nahmen kurz nach ihrer Einfahrt am Rathaus Verbindung zu den Pfarrern im Ort auf und ließen über sie erste Arbeiten publik machen: Die Zivilisten wurden in Arbeitstrupps eingeteilt und mussten die zuvor ausgehobenen Panzergräben wieder auffüllen. Herumliegende Munition wurde eingesammelt und kurzerhand im Stadtweiher versenkt. Straßenschilder wurden abgeschraubt: Aus der Adolf-Hitler-Straße – der heutigen Hauptstraße – wurde die General-Patton-Straße, benannt nach dem Kommandeur der dritten US-Armee, aus der heutigen St.-Hubertus-Straße – damals Horst-Wessel-Straße – wurde die General-Bradley-Straße.
Ihren Kommandoposten richteten die US-Amerikaner im Hotel Goldener Engel ein. Schwarze Menschen sahen die Baumholderer in diesen Tagen zum ersten Mal in ihrem Leben. Zwei Tage später, am 20. März 1945, wurden die Baumholderer per Aushang über die Besatzungsregeln informiert. Waffen aller Art sowie Ferngläser, Kameras, Schreibmaschinen, Radios und Uhren mussten sie abgeben – und auch Wein und Schnaps wurden beschlagnahmt und vielfach in requirierten Wohnungen gelagert.

Baumholder war in den 1940er-Jahren ein Provinzstädtchen im Westrich, auf dem Truppenübungsplatz wurden Verbände aufgefrischt und ausgebildet, doch zum Kriegsende hin nahm die Zahl der Kriegsgefangenen zu. Franzosen und vor allem Russen und Polen waren in den Lagern eingepfercht und wurden zu Zwangsarbeit herangezogen. Doch nach dem Einmarsch der US-Streitkräfte ging von den rund 4000 überlebenden Zwangsarbeitern auch Gefahr für die Bevölkerung aus, da die hungernden Kriegsgefangenen zum Teil bewaffnet umherzogen. Die Amerikaner setzten auf verschärfte Militärpatrouillen und organisierten am 10. Juni 1945 den Abtransport der sogenannten Displaced Persons in Richtung Heimat.
Doch Anfang Juli endete die erste Phase der amerikanischen Militärpräsenz in Baumholder. Sie übergaben die Stadt und das Militärgelände den französischen Besatzungstruppen zur Verwaltung – knapp sechs Jahre später kehrten sie 1951 aufgrund der Verschärfung des Kalten Krieges mit geballter Macht zurück. Diese bis heute andauernde und sehr viel stärkere Präsenz der US-Streitkräfte prägte das Westrichstädtchen in den kommenden Jahrzehnten, machte Baumholder auch in den USA zu einem Begriff.
Baumholder wird zur Boomtown
Zeitweise waren 20.000 US-Soldaten in Baumholder stationiert, und die Stadt wurde so für die amerikanischen Streitkräfte zu einem der größten europäischen Standorte. Baummholder wurde zur Boomtown. In dieser Wachstumszeit gab es mehr als 30 Kneipen und Bars und mehr als 20 Restaurants im Flecken. Noch 1990 waren etwa 11.000 amerikanische Soldaten ständig in Baumholder stationiert, hinzu kamen bis zu 10.000 Zivilangehörige. Heute leben etwa 2600 Armeeangehörige in den Smith Baracks und der Wetzel Housing. Dazu kommen 5500 Familienangehörige und US-amerikanische Zivilbeschäftigte.
Am kommenden Dienstag werden Soldaten der stationierten US-Einheiten in einer besonderen Militär-Parade durch Baumholder marschieren, um 80 Jahre deutsch-amerikanische Freundschaft zu würdigen und zu feiern. Angeführt von den Bürgermeistern Bernd Alsfasser und Günther Jung sowie führenden Vertretern der Militärgemeinde Baumholder wird die Parade durch das Stadtzentrum zum Brühlstadion ziehen. Auch die Bundeswehr wird mit einer Abordnung der Artillerieschule Idar-Oberstein an der Parade teilnehmen, die von einer Militärkapelle musikalisch begleitet wird. „Zuletzt kann ich mich an eine Parade in den 1960er-Jahren erinnern, damals war ich noch ein Kind“, sagt Bernd Mai, Pressesprecher der US-Garnison.