Ausstellung in Hattgenstein
Abschied nehmen von einer ausgestorbenen Kunstform
Udo Laube ist einer, der nie aufgibt, wie sein persönlicher Held Charlie Brown. Nun nimmt er jedoch Abschied von der Holografie-Kunst.
Niels Heudtlaß

Mit Licht und Lasern hat Udo Laube holografische Kunstwerke erschaffen. In Hattgenstein werden sie nun zum letzten Mal präsentiert. Wie der Fotoingenieur zu Kunst kam und warum er niemals aufgegeben hat.

Ein Kürbis schwebt im Raum, kurz vor seinem Behältnis. Ein Mann in Grün, eine Frau in Orangetönen blicken dem Betrachter aus ihrem Kasten hinterher. So scheint es zumindest, denn den Kürbis, den Mann, die Frau hat Udo Laube nicht mit einer Kamera eingefangen, sondern als Hologramm, in ihrer Dreidimensionalität für die Ewigkeit festgehalten.

Am Sonntag, 23. März, um 18.30 Uhr präsentiert der Fotoingenieur Udo Laube zum ersten Mal seit langer Zeit seine Holografie-Kunstwerke bei einer Vernissage im Zauberwaldhaus in Hattgenstein. Vom 24. bis zum 30. März können die zahlreichen Hologramme dort von 14 bis 18 Uhr zusätzlich auch in einer Ausstellung bewundert werden.

Viele der Holografie-Kunstwerke, die Laube im Zauberwaldhaus ausstellt, konnten Kunstliebhaber bereits 1984 zur Eröffnung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt im Rahmen der Ausstellung „Licht-Blicke“ betrachten. Das 40. Jubiläum der Eröffnungsausstellung nimmt Laube nun zum Anlass, seine Kunstwerke ein letztes Mal unter dem passenden Namen „Rück-Licht-Blicke“ in seinem Heimatort, den er auch lange Zeit bis 2024 als Bürgermeister mitgestaltete, zu präsentieren.

Die Faszination für Licht und Wellen

Die Ausstellung sei dabei für Laube auch ein Abschied, von der ausgestorbenen Holografie-Kunst, der er nicht nur viel Leidenschaft, sondern auch einen Teil seines Lebens widmete. Aus Holografie Kunst zu machen, damit beginnt der Fotoingenieur schon während seines Studiums – das älteste Hologramm der Ausstellung zeigt Laube als Studenten mit seinem Professor und einem Kommilitonen. Dabei interessiert sich Laube vor allem für die Physik hinter der Kunst. „Ich bin primär Techniker, kein Künstler“, sagt er. „Was sich mit Licht, mit elektromagnetischen Wellen alles anstellen lässt, das hat mich schon immer fasziniert.“ So gibt es nicht nur Hologramme in der Ausstellung zu sehen, sondern auch Fotografien, die Lichtreflexionen einfangen oder einen Laser, der unermüdlich Kurvengrafen in verschiedenen harmonischen Formen an die Wand zeichnet.

Doch auch eine Affinität zur Kunst, zum Beispiel bei Holzarbeiten unter anderem mit Motorsägen, habe schon immer in ihm gesteckt, sagt Laube. Da lag es wohl nahe, die Faszination für die Technik mit der Liebe zu Schöngeistigem zu verbinden. Kein Wunder also, dass er die Modelle wie den Kürbis, die Objekte, die er zu Holografie-Kunst macht, selbst herstellt.

Einer, der nie aufgibt

Zwischenzeitlich versucht Laube, die Holografie zu seinem Beruf zu machen. „Etwas brotlos“, wie er lachend zugibt. Nach seinem Studium eröffnet er in Darmstadt ein eigenes Labor, nimmt Holografie-Aufträge aus der Industrie an – zum Beispiel von der bekannten Süßigkeitenmarke Ferrero. Für den Schokoriegel Duplo soll Laube in den 80ern kleine Platten mit Hologrammen entwerfen, die als Überraschung gewickelt um den Riegel in jedem Duplo stecken sollen. Doch es misslingt: „Das Plastik, das ich für die Hologramme genutzt habe, war zu dick, die Verpackung ist immer wieder aufgegangen.“ Später gelingt Ferrero das Experiment, unter Kindern der 90er sind die Duplo-Hologrammkarten ein Hit. Laube hat hier jedoch nicht mehr mitgewirkt, die Selbstständigkeit hat der Fotoingenieur da bereits aufgegeben. Doch Laube ist jemand, der nie wirklich aufgibt. „Ich habe gefühlt alle drei Jahre den Beruf gewechselt, immer wenn auch die gerade moderne Technik gewechselt hat.“ Laube repariert in den USA Laser, ist in der deutschen Automobilindustrie tätig, doch die Leidenschaft für die Holografie verlässt ihn nie.

So ist es kein Wunder, dass der Kürbis, der auch in der Ausstellung zu sehen ist, das liebste Werk des Künstlers darstellt. Denn der Kürbis ist eng verbunden mit einem persönlichen Helden Laubes – Charlie Brown von den Peanuts, gezeichnet von Charles M. Schulz. „Charlie Brown ist der ewige Verlierer, an Halloween wartet er auf den großen Kürbis, der nie kommt, statt Süßigkeiten erhält er an den Haustüren Steine und trotzdem lässt er sich nie unterkriegen“, erklärt Laube. „Charlie Brown hat mich bei Rückschlägen immer wieder aufgemuntert.“

Wieder bewusst hinschauen

Die Ausstellung Laubes ist kein Selbstzweck. Er will auch etwas vermitteln. Zum einen sich nie unterkriegen zu lassen, zum anderen will er einer digitalen Generation zeigen, dass hinschauen sich lohnt. „Ich sehe beim Spaziergang im Wald fast nur noch Leute mit Kopfhörern im Ohr, unsere Umgebung bewusst zu sehen, das will ich vermitteln.“ Das sei in einer immer virtueller werdenden Welt, wo die Realität verschwimme, immer wichtiger. So präsentiert Laube in seiner Ausstellung auch verschiedene optische Tricks, die zum Nachdenken anregen sollen.

Mit dieser Botschaft verabschiedet sich der Künstler jedoch auch von seiner Kunst, die ihm aus zwei Gründen nicht mehr möglich ist. „Die Zeit der Holografie ist lange vorbei“, sagt er. Das benötigte Material sei kaum noch zu bekommen, wie die Platten, auf denen das Hologramm abgebildet wird. Diese könne er zwar auch selbst herstellen, damit sei jedoch ein chemischer Prozess verbunden, den der 74-Jährige sich nicht mehr antun wolle.

Außerdem ist Laube auf einem Auge blind. „Ich kann die eigenen Werke nicht mehr richtig wahrnehmen, es fehlt das räumliche Sehen“, sagt er.

So ist es für Kunstliebhaber vom 23. bis zum 30. März im Zauberwaldhaus in Hattgenstein die letzte Gelegenheit, die Machwerke von Udo Laube, die einer ausgestorbenen Kunstform entstammen, zu bestaunen.

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