Der Musikverein Heide hat das 90. Lebensjahr erreicht. Trotz dünner Besetzung – von den aktuell 25 Aktiven befinden sich zwölf noch in Ausbildung – hält das Ensemble seine Fahne weiter in den Wind. „Wir sind oft am Rande unserer Spielfähigkeit angelangt“, sagte MV-Vorsitzender Kai Benzel im Hinblick auf die personelle Entwicklung. Dass das Orchester nach neun Jahrzehnten immer noch zu den wichtigsten Kulturträgern auf der Heide gehört, ist einerseits dem Engagement, andererseits der Voraussicht der Vereinsspitze zu verdanken. Als die Personalsituation immer schwieriger wurde, fassten Benzel und Dirigent Norbert Becker eine mutigen Entscheidung: Der Nachwuchs wurde ins aktive Orchester integriert, das musikalische Niveau entsprechend angepasst. Erste Früchte trug die Maßnahme beim Weihnachtskonzert im vergangenen Jahr: Mit unterhaltsamen Stücken gelang dem Orchester ein guter Auftritt.
Neben der Vereinsspitze sind aber auch die langjährigen Aktiven hervorzuheben, deren unermüdlicher Einsatz den Verein am Leben hält. In erster Linie sind dabei Alfons Schmitt und Leo Becker zu nennen, die seit mehr als 70 Jahren im Ensemble mitwirken. Aber auch ihre Musikkameraden ziehen alle an einem Strang. „Hinter mir sitzt ein sehr engagiertes Orchester, das immer bereit ist, mitzuwirken – sofern es die personelle Situation zulässt“, sagte Benzel im Heidedom anerkennend. Der Festgottesdienst am Samstagabend wurde von den Heidemusikanten und dem Kirchenchor unter Leitung von Dirigent Christoph Schnur mitgestaltet.
„Der Musikverein hatte schon immer eine besondere Verbindung zum kirchlichen Leben auf der Heide. Damals wie heute spendet er den Leuten Trost, Hoffnung und Freude“, sagte Dechant Clemens Kiefer. Seit seiner Gründung beteiligt sich das Ensemble, das 1928 als Musikverein Lyra aus der Taufe gehoben wurde, an christlichen Anlässen und Feierlichkeiten auf der Heide. Dazu gehören etwa Erstkommunion, Ostern, Erntedankfest, Sankt Martin und Weihnachten. Besonders deutlich wurde die enge Verbindung zur Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Orchester als Kolpingkapelle reaktiviert wurde.
„So manche Wurst, Kartoffel und viele andere Lebensmittel wurden damals gegen Trompete, Horn oder Klarinette getauscht“, berichtete Musikvereinsvorsitzender Kai Benzel aus der Vereinschronik. Unvergessen ist das Engagement von Dirigent Hugo Lauer aus Berglangenbach, der die Wiederaufnahme des Spielbetriebs einst initiierte.
Gegen Ende der 50er-Jahre erhielt der Verein schließlich seinen heutigen Namen und wurde in Musikverein Heide umbenannt. Mit Liedern, Sektempfang und einem Vereinspicknick wurde das Jubiläum am Wochenende gefeiert. Fest steht bereits das Datum für das diesjährige Weihnachtskonzert der Heidemusikanten, das am 16. Dezember stattfinden wird.