CDU-Kandidat gewinnt Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Landratsstichwahl - Wahlbeteiligung sinkt auf 33,4 Prozent
407 Stimmen Vorsprung für Kowalski: CDU-Kandidat gewinnt Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Landratsstichwahl
Bis zum Schluss der Auszählung war die Anspannung bei Wahlsieger Miroslaw Kowalski groß. Gemeinsam mit Familie, Freunden und Parteikollegen verfolgte er die Entwicklung im Birkenfelder Pfarrheim. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Es war das erwartet enge Rennen: Am Ende entschied ein Wimpernschlag die Landratsstichwahl im Kreis Birkenfeld zugunsten von Miroslaw Kowalski. Der Birkenfelder Stadtbürgermeister konnte offenbar mehr Wähler zum Urnengang motivieren als seine junge Widersacherin aus Idar-Oberstein. Beide Kontrahenten konnten in ihren Revieren gegenüber dem ersten Wahldurchgang nochmal zulegen.

Bis zum Schluss der Auszählung war die Anspannung bei Wahlsieger Miroslaw Kowalski groß. Gemeinsam mit Familie, Freunden und Parteikollegen verfolgte er die Entwicklung im Birkenfelder Pfarrheim. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Den Ausschlag gab dann die VG Baumholder, wo Kowalski 441 Stimmen mehr einsammelte. Unterm Strich lag sein Vorsprung dann bei 407 Stimmen.

Aufschlussreich ist der Blick auf die Wahlbeteiligung: 40,5 Prozent in der VG Birkenfeld stehen da lediglich 27,8 Prozent im Stadtgebiet Idar-Oberstein gegenüber. Im ersten Durchgang waren es 42,9 (Birkenfeld) und 32,0 Prozent (Idar-Oberstein) gewesen. Bei der Briefwahl lag Caroline Pehlke hauchdünn vorne: 50,9 Prozent.

Am Ende hatte Kowalski 51,0 Prozent der Stimmen auf sich vereint. In Zahlen: 10.730 Bürger stimmten für den CDU-Kandidaten, 10.323 für die von der SPD nominierte Herausfordererin. Im ersten Wahldurchgang hatte das Ergebnis bei 34,3 (8145 Stimmen) zu 33,0 Prozent (7846) gelegen. Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei nur noch 33,4 Prozent. Im ersten Wahldurchgang hatten noch ein paar mehr Bürger ihr Wahlrecht wahrgenommen: 37,8 Prozent.

Kowalski hatte wie schon vor drei Wochen zu einer Dankeschönparty eingeladen

Der Birkenfelder tritt damit die Nachfolge seines Parteikollegen Matthias Schneider an, der krankheitsbedingt nicht weitermachen konnte. Kowalski hatte wie schon vor drei Wochen zu einer Dankeschönparty in das katholische Pfarrheim in Birkenfeld eingeladen. Es wurde dann aber doch die erhoffte Siegesfeier, zu der zahlreiche Freunde, Unterstützer und Wahlhelfer kamen, unter anderem die Kreuznacher Landrätin und Parteikollegin Bettina Dickes. „Das Telefon steht nicht still“, berichtete Kowalski. Dutzende Parteigänger gratulierten ihm, der SPD-Landtagsabgeordnete Hans Jürgen Noss und der FDP-Kreisvorsitzende Matthias Keidel schauten persönlich vorbei.

Es sei eine große Spannung von ihm abgefallen, als der letzte Stimmbezirk endlich ausgezählt war. Im Pfarrheim, wo schon gegen 17 Uhr die ersten Gäste eintrafen, wurde die Auszählung mit Spannung verfolgt. Kowalski, der den Wahltag mit dem Besuch des Hochamtes begonnen und der am Nachmittag gemeinsam mit seiner Frau Eva einen langen Spaziergang zum „Hirnlüften“ unternommen hatte, dankte allen Unterstützern und Helfern und versprach, sich „mit allem, was ich habe, für den Landkreis einzusetzen“.

Montagnacht sehr gut geschlafen

In der Nacht zum Montag habe er sehr gut geschlafen, berichtet Miroslaw Kowalski am Tag danach. „Ich war auch sehr müde durch die Anspannung und die 16-/17-Stunden-Tage im Wahlkampf.“ Das wird in naher Zukunft kaum besser werden: Es gelte Absprachen – unter anderem mit seinem Arbeitgeber – zu treffen. Mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Bruno Zimmer will er sich am Dienstag oder Mittwoch treffen, um Details der Amtsübergabe zu besprechen. Das Gleiche gelte für die Übergabe der Stadtbürgermeistergeschäfte. Die feierliche Verteidigung des neuen Landrats könnte frühestens in der Novembersitzung des Kreistags am Montag, 6. November, über die Bühne gehen. Die nächste Stadtratssitzung in Birkenfeld ist aber erst für 14. November terminiert.

Welchem Projekt wird es sich als Landrat als erstem annehmen? „Ich habe ja im Wahlkampf gesagt, dass ich mir Zeit nehmen will, um die Mitarbeiter der Kreisverwaltung und die einzelnen Abteilungen kennenzulernen.“ Und dann stehen ja gleich die Haushaltsberatungen an: „Da heißt es, mit den Fraktionen ins Gespräch zu kommen und zu sondieren, was geht.“ Es stehe eine Senkung der Kreisumlage zur Diskussion, was er befürworte, um den Gemeinden mehr Luft für Investitionen zu geben: „Aber das muss alles diskutiert werden.“

Und dann will sich der neue Landrat um die interkommunale Zusammenarbeit mit den benachbarten Landkreisen kümmern, mit deren obersten Wahlbeamten sprechen: „Ich denke, man muss nicht bei jedem Thema das Rad neu erfinden. Vieles kann man gemeinsam angehen oder schauen, was bei den anderen gut läuft.“

Noch nicht reif für eine Landrätin?

Caroline Pehlke verbrachte den Abend in der Gaststätte Alt-Göttschied mit Freunden, ihrer Familie und dem Wahlkampfteam, dem sie herzlich dankt: Da floss auch eine Träne, absolut menschlich, wenn die Anspannung abfällt … Sie habe ein klares Ziel gehabt: Landrätin zu werden. Das sei knapp verfehlt worden. Dennoch: „Ich hatte einen großartigen Wahlkampf mit vielen Erlebnissen, fantastischen und bewegenden Begegnungen, die ich in die Zukunft und für meine Heimat mitnehme. Ich bin stolz auf uns und kann mich nur herzlich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben. Und das waren viele.“ Ob und wie es für sie kommunalpolitisch weitergeht? Dazu wollte sich die Göttschiederin am Montag noch nicht äußern. „Ich denke in Ruhe darüber nach und muss das alles erst einmal sacken lassen.“ Kowalski wünschte sie alles Gute.

Am Tag nach der Wahl meldete sich die 39-Jährige dann auf Facebook zu Wort: „Als Newcomerin in der Kommunalpolitik habe ich mehr erreicht, als viele gedacht hätten, und darauf bin ich sehr stolz. Das Motto ,Lieber etwas riskieren, als ewig zu bereuen, sich nicht getraut zu haben' beschreibt sehr gut, was mich angetrieben hat.“ 407 Stimmen hätten letztendlich entschieden: Vielleicht sei der Landkreis noch nicht nicht bereit „für eine junge dynamische Landrätin“. Es gebe immer „ein Danach. Und das beginnt für mich jetzt“.

Einige waren schnell fertig

Als erste Wahllokale hatten am Sonntag schon gegen 18.05 Uhr Hammerstein und Hausen Vollzug gemeldet. Schon da war klar: Das wird erneut ein enges Rennen. Am Nahestrand, wo die Wahlbeteiligung bei kläglichen 14,7 Prozent lag, gab es ein Patt (27 zu 27 Stimmen), in Hausen hatte Pehlke mit 52,6 Prozent knapp die Nase vorne. Diesen Vorsprung verteidigte die SPD-Kandidatin lange, bis Kowalski durch seinen Heimsieg in Birkenfeld die Führung übernahm. Als zuletzt nur noch die Briefwahl in Idar-Oberstein ausstand, und der 58-Jährige mit 884 Stimmen Vorsprung führte, war klar: Das ist nicht mehr aufzuholen. Wie eng das Rennen letztlich war, zeigt auch die Tatsache, dass es allein in der Verbandsgemeinde Herrstein/Rhaunen in fünf Orten ein Patt gab.

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