Eine Tat, die fassungslos und traurig macht: Ein 32-jähriger Mann soll eine junge Frau aus Idar-Oberstein getötet haben. Der Freund oder Ex-Freund (darüber besteht keine Klarheit) der 21-Jährigen wurde festgenommen und in die Untersuchungshaft überführt. Der Deutsche hatte die Tat gestanden. Die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach hatte die Untersuchungshaft beim Amtsgericht Idar-Oberstein beantragt, nachdem sich der Mann im Rahmen seiner polizeilichen Vernehmung in Widersprüche verwickelt und später die Tat eingeräumt hatte.
Im Rahmen der Vorführung am Montagnachmittag erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehl gegen den dringend Tatverdächtigen, der in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert wurde.
Fundort sei nicht der Tatort
Ein ehemaliger Polizist hatte die tote Frau am vergangenen Samstag in einem Abhang an der Preußischen Brücke in Idar-Oberstein entdeckt. Der Fundort sei aber nicht der Tatort, berichtete ein Polizeisprecher. Die Frau, gefesselt und geknebelt, sei die Felswand hinabgestoßen worden und dort hängengeblieben.
Offenbar in Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt hat die Spurensicherung am Montagnachmittag die Wohnung der Getöteten in Idar-Oberstein durchsucht. Todesursache, Tatort und Hintergründe sind noch unklar. Bei den Ermittlungen im sozialen Umfeld der Frau waren die Ermittler schnell auf den 32-Jährigen, der einen kleinen Sohn aus einer anderen Beziehung und für diesen auch das Sorgerecht hat, gestoßen. Der junge Mann galt als schwierig, sei mal als Busfahrer tätig gewesen und habe sich beruflich nie festigen können.
Diskussionen auf Facebook
Die Tat löst Entsetzen und auch Diskussionen auf Facebook aus. Der Begriff „Femizid“ fällt dort häufig. Die junge Frau, im Januar Mutter einer Tochter aus einer anderen Beziehung geworden, lebte offenbar in Angst vor ihrem Freund. Wollte sie sich trennen? Angeblich war es eine On-Off-Beziehung zwischen den beiden. Alles bislang Spekulation, aber nicht auszuschließen. Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen oder Mädchen als extreme Form geschlechtsbezogener Gewalt. Die Idar-Obersteiner Frauenhaus-Mitarbeiterin Andrea Konrad-Allmann erläutert: „Insbesondere in Trennungssituationen, bei bereits vorangegangener Partnerschaftsgewalt, sind Frauen sehr gefährdet. Nicht wenige Frauen, die vor ihrem gewalttätigen Partner ins Frauenhaus flüchten, berichten von Tötungsdrohungen. Dies habe ihnen große Angst bereitet und den Schritt zur Trennung erschwert. Wir nehmen die Drohungen im Frauenhaus sehr ernst.“
Besonders gefährdete Frauen können anhand einer Gefährdungseinschätzung als Hochrisikofälle eingestuft werden. Mit Einverständnis der Betroffenen kann der Fall dann in einer interdisziplinären Fallkonferenz unter Leitung der Polizei im Hinblick auf Schutzstrategien besprochen werden. Die Interventionsstelle vor Ort sei hierbei eine wichtige Kooperationspartnerin, die die Frauen beraterisch begleiten.
Nicht selten erreichen uns Anrufe seitens der Polizei mit einer Platzanfrage im Frauenhaus, wenn es ratsam ist, Frauen und ihre Kinder aus der Gefahrensituation herauszubringen.
Idar-Obersteiner Frauenhaus-Mitarbeiterin Andrea Konrad-Allmann
Bei akuter Bedrohung sollte unbedingt der Polizeinotruf (110) gewählt werden. Neben polizeilichen Maßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz kann die Polizei, bei Einverständnis der betroffenen Frau, Kontakt zum Hilfesystem aufnehmen. „Nicht selten erreichen uns Anrufe seitens der Polizei mit einer Platzanfrage im Frauenhaus, wenn es ratsam ist, Frauen und ihre Kinder aus der Gefahrensituation herauszubringen“, sagt Konrad-Allmann.
Frauenhäuser bieten Schutz und Sicherheit für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen mit und ohne Kinder. Frauenhausfachberatungsstellen beraten über mögliche Schritte aus der Gewalt. Interventionsstellen beraten von Partnerschaftsgewalt Betroffene nach einem Polizeieinsatz, nachdem die betroffene Person ihr Einverständnis zur Datenweitergabe an die Interventionsstelle gegeben hat. Das Idar-Obersteiner Frauenhaus hat die Nummer 06781/1520 (E-Mail frauenhaus-io@web.de).
Die Menschen sollten eines verinnerlichen: Eltern, erzieht eure Söhne zu guten Menschen! Nicht die Frauen sind das Problem. Es sind die Männer!
Nico Bollenbach hat sich auf Facebook zu den jüngsten Ereignissen geäußert und viel Beifall für seinen Beitrag erhalten.
Einen sehr beachteten und mit viel Beifall versehenen Kommentar hat Nico Bollenbach, Leiter des Fischbacher Kupferbergwerks und stets gesellschaftskritisch aktiv, auf seiner Facebook-Seite gepostet: „Schon wieder ein Mordopfer in der von mir bewohnten nahe gelegenen Stadt. Schon wieder ist der Täter ein Mann. Und da sehe ich mittlerweile das Problem: Männer. Ich verallgemeinere das jetzt mal nicht, aber wenn man sieht, dass in den deutschen Gefängnissen 94,1 Prozent der Insassen männlich und 5,9 Prozent weiblich sind, dann sieht man das Problem.“
Eine Frau trenne sich in ihrer Beziehung von ihrem Mann: „Damit sollte es gut sein. Punkt. Nein, es wird gestalkt, nachgestellt, gedroht – dann fühlt ,Mann‘ sich in seiner ach so männlichen Ehre gekränkt. Und es passiert Schlimmeres – Gewalt, evtl. sogar Femizid. Meist wegen verletztem Stolz.“
Die Preußische Brücke und ihre Umgebung waren bereits zweimal Schauplatz sehr trauriger Ereignisse: Am 27. März 2003 (Dicker Donnerstag) fand ein Spaziergänger eine männliche Leiche in einem Gebüsch an der Preußischen Brücke.Mörder wurde nie gefasst: Umfeld der Preußischen Brücke in Idar-Oberstein bereits zweimal Fundort von Leichen
Bollenbach sieht das Problem bei den Männern: „Jungs, kommt mal klar. Akzeptiert Trennungen und sagt eurem lächerlichen pseudomännlichen Stolz ab! Da war vor nicht ganz so langer Zeit ein ,Mann‘, der fühlte sich wegen vorgehaltenen Regeleinhaltungen in seinem männlichen Stolz so angekratzt, dass er einem unschuldigen Jungen das Leben nahm. Auch in der von mir nahe bewohnten Stadt.“ Er spielt hier auf den Tod des Tankstellenmitarbeiters Alex an, der am 18. September 2021 nach einem Streit übers Maskentragen erschossen wurde. All das habe nichts mit Nationalität, Glauben, Hautfarbe oder sonst was zu tun: „Das Problem hier ist und bleibt der Mann. Lasst die Frauen in Ruhe.“