Aufregung an der Realschule plus: Elf Krankenwagen im Einsatz
15 Idar-Obersteiner Schüler essen giftige Pflanze: Allen geht es gut
Der Rettungsdienst war an der Schule im Einsatz: Elf Kinder wurden ins Klinikum gebracht, nachdem sie Schoten von Goldregen gegessen hatten. Foto: Hosser
Hosser

Entwarnung nach dem Schock an der Realschule plus Rostocker Straße: 15 Kinder zwischen 10 und 15 Jahren hatten am frühen Donnerstagnachmittag Goldregen-Schoten gegessen, die extrem giftig sind. Den Kindern geht es nach einem kurzen Klinikaufenthalt gut, wie Moritz Forster Pressesprecher des Klinikums Idar-Oberstein, auf Nachfrage der Rhein-Zeitung am frühen Freitagmorgen sagte.  

Alle Pflanzenteile, ganz besonders die Samen und Schoten, aber auch Laub und Blüten enthalten das hochgiftige Alkaloid Cytisin. Symptome nach dem Verzehr sind unter anderem Brennen im Rachen, Erbrechen, Schweißausbrüche und Lähmung, die sogar zum Delirium und Tod führen kann.

Gute Teamarbeit

Mit elf Krankenwagen waren die Kinder am Donnerstag ins Klinikum gebracht worden. Notfallmediziner Andreas Thierbach betonte am Donnerstagabend im Gespräch mit der Rhein-Zeitung: „Wir haben uns große Sorgen gemacht. Zum Teil haben die Eltern die Kinder selbst eingeliefert, andere kamen mit dem Rettungswagen. Wir haben schnell eine Notfallstruktur aufgebaut: Das hat gut geklappt. Rettungsdienst, Polizei, Klinikum, OB Frank Frühauf – alle waren mit im Boot, das war super. Herausragend aus meiner Sicht. Das ist nicht überall so.“

Sechs Kinder hatten nur wenig Goldregen-Schoten zu sich genommen: Sie wurden bereits auf die normale Station verlegt. Neun Schüler haben eine potenziell gefährliche Dosis zu sich genommen. Sie wurden mit Aktivkohle versorgt und haben einen Venenzugang erhalten. Ein intensives Monitoring gehört dazu. Es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut.

Entwarnung aus dem Klinikum

Am Freitagmorgen gab es Entwarnung: Alle Kinder seien wohlauf und hätten gut geschlafen. Sie würden vermutlich im Laufe des Freitags nach Hause entlassen. Das Klinik-Team ist sehr zufrieden: Man sei auf solche Szenarien vorbereitet, die Pläne auf dem Papier hätten sich in der Praxis bewährt. „Wie im Bilderbuch“, freute sich Forster. Die Eltern seien verständlicherweise sehr besorgt gewesen: Man habe einen Raum für sie eingerichtet, auch psychologische Betreuung sei geleistet worden.

Warum die Kinder die Schoten gegessen haben – eine Biologielehrerin der Schule gab am Donnerstag den entscheidenden Hinweis auf die Gefährlichkeit – ist bislang ungeklärt: „Die Schoten schmecken wohl süß und nicht bitter oder eklig wie sonst oft bei giftigen Pflanzen“, berichtet Forster.

Bei aller Ernsthaftigkeit der Situation gab es auch einen Nebeneffekt: Einige Schüler hätten am Freitag eine Mathearbeit schreiben müssen. Das entfällt nun, wie sie amüsiert betonen.

Pflanze entfernt

Nach Rz-Informationen fand im vergangenen Jahr eine Begehung der Grundschule Idar statt: Dort war bei diesem Termin Goldregen entdeckt und sofort vonseiten der Stadt beseitigt worden. Hätte die Verwaltung auch an anderen Schulen genauer hinschauen müssen? Die Verwaltung betont auf Nachfrage unserer Zeitung: „Solche Begehungen mit Blick auf Gefahrenquellen finden regelmäßig statt. Aber in diesem Fall steht der Goldregen an einem Platz hinter dem Schulgebäude an einem Hang. Dieser Bereich wurde nicht kontrolliert. Die Pflanze steht dort wohl schon Jahrzehnte: Sie wurde am frühen Freitagmorgen beseitigt und stellt nun keine Gefahr mehr dar.“

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