435 Umfragebögen hatte die Kommune verteilt, um auf freiwilliger Basis beispielsweise zu erfahren, in welchen Bereichen Abentheuer gut aufgestellt ist, wo es noch Schwächen und Entwicklungsmöglichkeiten gibt und wie es mit dem Vereinsleben aussieht. 96 Antworten, die in die Auswertung eingeflossen sind, kamen zurück. Das entspricht einer Quote von rund 22 Prozent.
Auf den ersten Blick sei das zwar keine besonders beeindruckende Zahl, „wir sind allerdings im Rat der Auffassung, dass wir mit fast 100 Rückmeldungen zu fast allen abgefragten Punkten ein größeres Feedback haben, als das beispielsweise bei einer klassischen Auftaktveranstaltung im Rahmen einer Dorfmoderation der Fall gewesen wäre“, sagt Ortsbürgermeisterin Andrea Thiel im Gespräch mit der NZ. Abgesehen davon, dass ein solches Veranstaltungsformat in Pandemiezeiten überhaupt nicht möglich wäre, sei bei solchen Treffen eine Anzahl von 100 Besuchern sehr selten, „und dann ist es auch meistens so, dass sich dort längst nicht alle Anwesenden im Saal auch zu Wort melden. Im Vergleich zu solchen Veranstaltungen haben wir mit unseren Umfrageergebnis also eine bessere und breitere Datenbasis“, sagt Thiel.
Corona macht allerdings der ursprünglich geplanten Präsentation der Antworten, die die Abentheurer geliefert haben, einen Strich durch die Rechnung. „Ursprünglich wollten wir dazu eine Einwohnerversammlung machen“, erklärt die Ortschefin. Weil die aktuellen Regelungen das aber nicht zulassen, wurde diese Bilanz nun auf der Internetseite der Gemeinde (www.abentheuer.de) eingestellt. Die Zusammenstellung der Rückmeldungen sei, so Thiel, eine Gemeinschaftsleistung des Rats gewesen. Dessen Mitglied Julian Joerg habe anschließend die Aufgaben übernommen, die Daten so aufzuarbeiten, dass nun eine insgesamt 28-seitige Präsentation im Internet abrufbar ist.
Gemeinderat sieht sich bestätigt
Für die konstruktive Unterstützung, die Anregungen und die Kritik bedanke sich die Kommune bei den teilnehmenden Dorfbewohnern ausdrücklich, betont die Ortsbürgermeisterin. Sie betont aber zugleich, „dass sich der Gemeinderat in vielen Punkten bereits jetzt in seiner Projektplanung und Arbeit bestätigt fühlen kann“. Größten Wert legen die Lokalpolitiker beispielsweise darauf, dass sich das Abentheuerhaus, also das Gemeinschaftshaus der Gemeinde, immer in einem gepflegten Zustand befindet. Dass dieser Umstand dann in der Bürgerumfrage auch so wahrgenommen und mit einer guten Bewertung für diese wichtige Infrastruktureinrichtung entsprechend honoriert wurde, „freut uns natürlich sehr“, sagt Andrea Thiel.
Unter insgesamt 26 aufgelisteten Kategorien mit einer Notenskala von 1 bis 5 belegt das Abentheurerhaus mit einem Wert von 1,53 nämlich den Spitzenplatz. Keine Überraschung ist es für die Gemeindevertreter, dass Abentheuer als familienfreundlicher Ort angesehen wird und die Bewertung 1,73 Position zwei im Zufriedenheitsranking bedeutet. Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, dass es im Nationalparkdorf eine unter Trägerschaft der Verbandsgemeinde stehende Kindertagesstätte mit großem Spielplatz gibt. „Wir sind selbstverständlich sehr froh, dass wir eine solche Einrichtung hier bei uns haben“, betont die Ortsbürgermeisterin.
Spielmöglichkeiten existieren auch am vor einigen Jahren hergerichteten Mehrgenerationenplatz am Traunbach. Er erhält in der Umfrage mit 2,84 nur eine unterdurchschnittliche Bewertung und landet damit auf Platz 15. Für Ortschefin Thiel ist das ein Beispiel dafür, dass bei der Kommunikation zwischen Gemeinde und Bürgern noch Luft nach oben ist, was sich auch grundsätzlich daran zeigt, dass die Bürger in der Umfrage beim Thema Informationsfluss mit einer Bewertung von 2,79 und Position 13 ebenfalls noch Verbesserungsbedarf sehen.
„Denn beim Mehrgenerationenplatz war es beispielsweise so, dass wir wegen Corona und um größere Ansammlungen zu vermeiden, bewusst die Wasserpumpe ausgeschaltet und auch kein Sonnensegel aufgehängt haben. Das haben einige Bürger aber offenbar so aufgefasst, dass wir uns um den Platz nicht kümmern würden. Das zeigt, dass man in manchen Bereichen einfach mehr Aufklärungsarbeit leisten muss“, sagt Ortschefin Andrea Thiel.
Handlungsbedarf wurde in der Bürgerumfrage unter anderem mit häufigen Nennungen bei den Themen „Straßen und Wege“, „Grundstücke und Gebäude“ sowie „Friedhofsgestaltung“ angemahnt. Für den letztgenannten Punkt soll nach Auskunft der Ortschefin ein Workshop mit Bürgerbeteiligung eingerichtet werden, wobei mehrere Einwohner bereits ihre Bereitschaft zur Teilnahme erklärt haben. Wann ein Treffen in dieser Runde jedoch machbar ist, könne man pandemiebedingt noch nicht sagen.
Aufräumaktion geplant
Geplant ist aber, am Samstag, 17. April, einen Dreck-weg-Tag auf die Beine zu stellen. Dabei sollen Kleingruppen in Form von einzelnen Haushalten gebildet werden, um speziell zugewiesene Aufgaben zur Pflege des Ortsbilds zu erledigen. So soll Abhilfe geschaffen werden, weil in der Umfrage unter anderem die Sauberkeit am Wegesrand öffentlicher Straßen bemängelt wurde. „In manchen Bereichen sind uns als Gemeinde aber auch die Hände gebunden“, sagt Thiel. Das gilt zum Beispiel für Müllablagerungen vor Privathäusern, die in der Bürgerumfrage kritisiert wurden. Begrenzt sind die Einflussmöglichkeiten der Kommune auch im Hinblick auf das aus Sicht vieler Einwohner mangelhafte ÖPNV-Angebot und die Tatsache, dass Abentheuer keinerlei nennenswerte Bedeutung als Wirtschaftsstandort hat und es dort kaum Gewerbebetriebe gibt. Mit den Noten 3,43 (ÖPNV) und 3,67 (Wirtschaftsstandort) sind diese beiden Bereiche die Schlusslichter bei den insgesamt 26 abgefragten Kategorien. Immerhin, so Thiel, könne der im Rahmen eines kreisweiten Projekts auch in Abentheuer geplante Breitbandausbau dazu führen, dass das Nationalparkdorf gerade in Zeiten, in denen Homeoffice immer wichtiger wird, an Attraktivität für Ansiedlungswillige gewinnen kann. Positiv sei zudem, dass im neuen ÖPNV-Konzept des Kreises eine Nationalparkbuslinie von Neubrücke in Richtung Hermeskeil berücksichtigt ist, bei der Abentheuer ein Haltepunkt ist. Überhaupt sieht die Ortschefin gute Wachstumschancen für die touristische Entwicklung und nennt dabei exemplarisch die von einem Verein geplante Einrichtung eines Hotels an der früheren Hujetssägemühle oder das Privatprojekt zur Fertigstellung des „Café Abentheuer“.
Um die Mobilität im Dorf zu fördern, will die Gemeinde zudem schon zeitnah eine kleine Verbesserung herbeiführen. „Wir planen die Aufstellung einer Mitfahrerbank im Ort“, sagt Thiel. Sie kündigt zudem an, dass die Kommune auf die Kritik am Zustand einiger Straßen in zwei Fällen schon in absehbarer Zukunft reagieren wird. Der Rat habe sich darauf verständigt, dass die beiden asphaltierten Feldwirtschaftswege „Über den Flurberg“ und vom Schulweg hoch in Richtung Friedhof auf Vordermann gebracht werden“, erklärt die Ortschefin abschließend.