Mitarbeiter kündigen bereits
Zukunft des „Pino Italia“ in Neuwied weiterhin ungewiss
Ulrike und Pino Leonardi hoffen, dass sie ihr Restaurant "Pino Italia" weiter im ehemaligen Casino in Neuwied betreiben können.
Jörg Niebergall

Seit Monaten hängen Ulrike und Giuseppe „Pino“ Leonardi in der Luft: An der Zukunft des Heimathauses hängt auch die Existenz der Restaurantbesitzer. Ihr Vertrag mit der Stadt läuft zum 31. Dezember aus – und bisher ist keine konkrete Lösung in Sicht.

Für die sanierungsbedürftige Stadthalle im Heimathaus in Neuwied liegt ein vorläufiger Vorschlag auf dem Tisch: Eine mobile Halle soll den großen Versammlungsort ersetzen, bis eine endgültige Lösung für eine Neuwieder Stadthalle gefunden ist. Anders sieht es beim Restaurant „Pino Italia“ im direkt daran angrenzenden historischen Teil des Gebäudekomplexes aus. Dessen Vertrag läuft zum Ende des Jahres aus. Wie es mit dem beliebten Italiener weitergeht, ist nach wie vor offen.

Dem Heimathaus mangelt es an Brandschutz. Giuseppe „Pino“ und Ulrike Leonardi haben das Restaurant im ehemaligen Casino der Deichstadt 2016 übernommen, nachdem es fast zehn Jahre leer gestanden hatte. Die Stadt hatte als Eigentümerin der Immobilie damals die Summe von 550.000 Euro in Brandschutzmaßnahmen investiert. Doch ein Brandschutzkonzept zeigte zuletzt 2023 diverse brandschutztechnische Mängel auf. Die sind so gravierend, dass die Nutzung für das gesamte Heimathaus ab dem Stichtag 1. Januar 2026 untersagt ist.

Eine Trennung der Gebäude ist möglich

Ob die Stadt neu baut oder den Gebäudekomplex saniert, ob der aus dem Jahr 1988 stammende, neuere Gebäudeteil der Stadthalle vom 200 Jahre alten Restaurant getrennt wird und was nach dem 31. Dezember passiert, ist nach vielen Überlegungen und Diskussionen in den vergangenen Jahren noch immer nicht klar. Dass die beiden Gebäudeteile voneinander zu trennen seien, davon ist nicht nur Pino Leonardi überzeugt.

In einem Konzept zur Sanierungsplanung ist die Möglichkeit einer konsequenten baulichen Trennung benannt. Weiter heißt es dort, bei einer Trennung der Nutzungen oder Pächter seien eine vollständig neue Betrachtung und weitere statische Prüfungen notwendig.

Für das Ehepaar Leonardi ist die Ungewissheit belastend. Über Monate habe es keinerlei Information gegeben. Zwei der insgesamt 25 Mitarbeiter, einige davon in Teilzeit, hätten bereits gekündigt, berichtet Ulrike Leonardi. Dann plötzlich gab es einen Gesprächstermin mit den Verantwortlichen der Stadt Mitte April, vor dem sich die Gastronomen voller Hoffnung zeigten. Doch nach dem Termin sind sie nicht mehr so sicher. Sie sollten Anfang Mai Bescheid bekommen, berichtet Ulrike Leonardi. Die Verwaltung wolle die Machbarkeitsstudie abwarten, die die Stadt in Auftrag gegeben hat, erklärten sie. Diese soll für die Stadt Neuwied ermitteln, ob eine Sanierung oder ein Neubau sinnvoller ist.

„Es ist das Objekt an sich.“
Gastronomin Ulrike Leonardi über das ehemalige Casino

Das Ehepaar hofft, dass nach der halben Million Euro an Investitionen der Stadt im Jahr 2015/16 und den fast 300.000 Euro, die die Gastronomen selbst in das Restaurant investiert haben, wie sie sagen, eine Sanierung des Gebäudeteils von 1825 ansteht. Doch aus verschiedenen Richtungen in der Stadt ist zu hören, dass ein Rechtsstreit um Nebenkosten, den die Stadt Neuwied gegen das Ehepaars geführt und verloren hat, die Fronten verhärtet habe.

„Wir können Ihnen und der Öffentlichkeit derzeit keinen neuen Stand verkünden. Wir sind in Gesprächen – auch mit ‚Pino‘ – und suchen nach Lösungen. Sobald etwas spruchreif ist, werden wir das mitteilen“, erklärte Ulf Steffenfauseweh, Pressesprecher der Stadt Neuwied, auf Nachfrage.

Anfang April feierte das historische Gebäude in der Neuwieder Schlossstraße seine Grundsteinlegung vor 200 Jahren.
Rainer Claaßen. Festschrift Casino-Gesellschaft von 1925

Die Stadt habe den beliebten Besitzern von „Pino Italia“ aufgrund des Gutachtens nur eine Vertragsverlängerung bis 31. Dezember anbieten können, so Steffenfauseweh. „Das haben beide Seiten unterschrieben – wobei wir Pino auch signalisiert haben, dass wir nicht auf einer Vertragserfüllung seinerseits bestehen würden, wenn er eine für sich passende Alternative, idealerweise in Neuwied, findet.“

Angebote gebe es aus anderen Städten, berichtet Pino Leonardi. Doch der 59-Jährige aus Catania fühlt sich in der Deichstadt wohl: „Die Neuwieder sind ein feines Völkchen, die haben mich nicht hängenlassen“, sagt der Koch und weist auf eine Petition aus dem Januar 2024 hin, bei der sich nahezu 9000 Neuwieder dafür eingesetzt hatten, den damals auslaufenden Vertrag mit dem Restaurantbesitzer zu verlängern. Auch Ulrike Leonardis Herz hängt an dem historischen Gebäude mit dem eleganten Speiseraum: „Es ist das Objekt an sich“, sagt die Hotelfachfrau.

„Ich warte immer noch auf eine Person, die sagt: ‚Jetzt holen wir die Kuh vom Eis‘.“
Restaurantbesitzer Giuseppe „Pino“ Leonardi

„Wir haben zu keinem Zeitpunkt etwas versprochen, sondern immer mit offenen Karten gespielt. Will heißen: Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir nach Lösungen suchen, aber nicht wissen, wann und ob überhaupt es eine geben wird – mit vertretbarem Aufwand“, wird Pressesprecher Steffefauseweh grundsätzlich. „Wir haben gesagt, dass die Suche nach Lösungen dauern wird, und dass wir auf jeden Fall einen nicht ganz unerheblichen Zeitraum für solche Sanierungsarbeiten benötigen werden, während derer kein parallel laufender Betrieb möglich sein wird“, betont er.

Die Machbarkeitsstudie geht von einem Neubau der Stadthalle an selber Stelle aus – so viel ist den Sitzungsunterlagen bereits zu entnehmen. Doch was mit dem historischen Gebäude in der Schlossstraße, der Anfang April erst 200 Jahre Grundsteinlegung feierte, weiter passiert, ist offen.

„Ich warte immer noch auf eine Person, die sagt: ‚Jetzt holen wir die Kuh vom Eis‘“, gibt Giuseppe Leonardi zu. Was aus dem gut gehenden Restaurant wird, wenn Pino es nicht mehr betreibt, ist fraglich. Im schlimmsten Fall gäbe es dann ein weiteres Gebäude in der Neuwieder Innenstadt, das leer steht.

Am Mittwoch, 30. April, ab 17.30 Uhr wird die Machbarkeitsstudie zum Heimathaus in einer gemeinsamen Sitzung mehrerer Ausschüsse behandelt. Die Sitzung im Amalie-Raiffeisen-Saal der Volkshochschule ist öffentlich.

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