Von unserer Mitarbeiterin Regine Siedlaczek
Vier dieser Tiere leben derzeit im Heimbach-Weiser Tierpark. Und damit es ihnen an nichts fehlt, sorgt Sarah Klein seit neun Jahren als Revierleiterin für das Wohl der Menschenaffen. „Es ist kein Beruf, es ist eine Lebenseinstellung“, betont Klein, die seit insgesamt 13 Jahren im Zoo arbeitet und sich neben den Schimpansen auch um zehn Zwergseidenäffchen, vier Kaiserschnurrbarttamarine sowie um ein Weißbüscheläffchen und einen Springtamarin kümmert. Hinzu kommen eine eigenen Heuschreckenzucht sowie die Kaninchenstadt. „Es ist viel Arbeit, aber es macht auch sehr viel Spaß“, sagt Klein, die nicht nur die Käfige und Gehege in Schuss hält und die Tiere versorgt. „Mit den Schimpansen führe ich zum Beispiel ein Medical-Training durch“, erklärt die Revierleiterin. Dabei übe sie bestimmte Kommandos, die es im Falle einer Untersuchung durch den Tierarzt leichter machen, sich den Tieren zu nähern.
„Das ist sehr wichtig, weil wir nicht direkt in die Gehege gehen können“, sagt Klein und räumt in diesem Zusammenhang gleichzeitig mit falschen Vorstellungen vom Leben eines Affen-Tierpflegers auf: „Viele Menschen haben dieses Bild im Kopf von dem Schimpansen, der nett angezogen ist und sich wie ein Kind benimmt“, erklärt Klein. Dies entspreche allerdings nicht der Realität: „Die Intelligenz macht diese Tiere so gefährlich“, weiß die Pflegerin.
Denn gebe sie zum Beispiel einem Schimpansen einen Schraubendreher oder Schlüssel in die Hand, so könnte dieser ihn auch sofort benutzen. Auch das weit verbreitete Bild vom Affen mit der Banane sei ein Trugschluss. Schließlich kommen diese aus Asien und Südamerika, und die Tiere leben in Afrika: „In freier Natur findet ein Schimpanse gar keine Bananen“, betont Klein.
Zu den wichtigsten Aufgaben der Revierleiterin zählt auch, sich immer wieder neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die Menschenaffen auszudenken. „Wir befüllen zum Beispiel alte Bälle oder Flaschen mit Holzwolle und verstecken Rosinen darin.“ Auf diese Weise müssen die Tiere sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um an die Leckereien zu kommen.
Unbedingt notwendig ist außerdem, den weiblichen Schimpansen jeden Morgen die Antibabypille zu geben. „Das klingt skurril, ist aber notwendig, damit es nicht zu Inzucht kommt“, erklärt Klein. Hinzu kommen Zuchtbuchvorschriften, die es nur westafrikanischen Schimpansen gestatten, sich in Gefangenschaft fortzupflanzen: „Unser Charly ist reinrassig und darf sich somit paaren, aber wir haben derzeit keine Zuchtpläne“, sagt die Pflegerin.
Tiere sind gut eingelebt
Und dennoch gibt es Nachwuchs unter den Zöglingen von Klein. Seit einem Dreivierteljahr gehören die Kaiserschnurrbarttamarine zu der munteren Schar im Zoo Neuwied, und das Weibchen ist bereits zum zweiten Mal schwanger. Eine Tatsache, über die sich nicht nur Klein freut, sondern die auch zeigt, dass sich die Tiere gut eingelebt haben. Ähnlich aktiv, wenn auch hinter den Kulissen, sind die Zwergseidenäffchen. „Besucher können die Tiere leider momentan nicht sehen, weil sie sich nur fortpflanzen, wenn sie absolut ungestört sind“, erklärt Klein, die für ihre Zöglinge auch eigene Heuschrecken züchtet, um die Qualität der Nahrung stets garantieren zu können.
Generell, so erklärt Klein, habe sich das Bild eines Affen-Pflegers in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. War es damals noch wichtig, als Pfleger zu zeigen, wer den sprichwörtliche Chef ist, sieht sich Klein in einer anderen Position: „Ich betrachte mich einfach als eine Freundin, die die Affen ein stückweit durchs Leben begleitet.“
Und diese Einstellung gepaart mit einer großen Portion Respekt vor den Tieren, machen für Klein den Beruf der Revierleiterin zu etwas ganz besonderem.