Auswirkung von Tierseuchen
Zoo Neuwied schließt Auffangstation für Wildtiere
Auch Vogelküken wurden schon in der Wildtierauffangstation im Zoo Neuwied gepflegt.
Alexandra Jappes

Jahrelang haben die Mitarbeiter im Zoo Neuwied heimische Tiere, die meist von Menschen dort abgegeben worden sind, in einer Wildtierauffangstation betreut. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Aus einer Mitteilung des Zoos geht hervor, warum nicht.

Die Balz- und Nestbausaison der heimischen Wildvögel hat begonnen. Das war für Maximilian Birkendorf, Vogelkurator im Zoo Neuwied, in den vergangenen Jahren stets der Startschuss in eine besonders arbeitsreiche Zeit: „Im Rahmen unseres Artenschutzauftrags haben wir bisher parallel zum Zoobetrieb eine Auffangstation für einheimische Wildtiere betrieben. Dort haben wir verwaiste Jungtiere oder verletzte Individuen der verschiedensten einheimischen Vogel- und Säugetierarten, die uns aus der Bevölkerung gebracht wurden, gepflegt und nach Möglichkeit anschließend wieder in der Nähe ihres Fundortes in die Natur entlassen.“ Dies ist leider in Zukunft nicht mehr möglich, wie der Zoo Neuwied mitteilt.

„Die Auffangstation war für uns nur praktikabel, solange wir sie neben dem eigentlichen Zoobetrieb betreiben konnten.“
Maximilian Birkendorf, Vogelkurator im Zoo Neuwied

Der Kurator erklärt dazu: „Die Auffangstation war für uns nur praktikabel, solange wir sie neben dem eigentlichen Zoobetrieb betreiben konnten. Die Mitarbeitenden in der Tierpflege haben jahrzehntelang neben unserem Zoobestand auch die Findlinge betreut, in Räumlichkeiten, die keine klare Abgrenzung von den übrigen Arbeitsbereichen hatten.“

Vogelgrippe inzwischen Ganzjahresproblem

Aufgrund des massiv angestiegenen Tierseuchengeschehens in Mitteleuropa in den vergangenen Jahren ist dies so nicht mehr zu machen, teilt der Zoo Neuwied weiter mit. Während die Vogelgrippe bis vor einigen Jahren noch ein rein saisonales Phänomen gewesen sei, „ist sie mittlerweile zum ganzjährigen Problem geworden“. Dazu kämen weitere Viruserkrankungen wie Usutu und West-Nil-Virus, die regelmäßig bei Wildvögeln nachgewiesen werden. „Und das sind nur die Infektionskrankheiten. Daneben besteht auch die Gefahr, Parasiten in unseren eigenen Tierbestand einzuschleppen“, erläutert Maximilian Birkendorf die Entscheidung zur Aufgabe der Auffangstation.

Ein junges Eichhörnchen wird in der Wildtierauffangstation im Zoo Neuwied aufgezogen.
A. Steinhauer. A.Steinhauer

Zum Glück, so sagt er, gibt es Stellen, die sich ganz auf die Pflege von Wildtieren konzentrieren. „Eine davon ist die Wildtierpflegestation Koblenz. Mit viel Fachkenntnis und in geeigneten Räumlichkeiten werden dort verletzte und verwaiste Wildtiere gepflegt, mit dem Ziel, ihre Wildbahntauglichkeit wiederherzustellen. Diese Einrichtung werden wir künftig aus unserem Artenschutzeuro-Kontingent finanziell unterstützen, die erste Zahlung ist bereits getätigt“, sagt Birkendorf.

„Beim Auffinden eines Tierfindlings ist aber zunächst immer wichtig zu hinterfragen, ob das Tier tatsächlich Hilfe benötigt.“
Maximilian Birkendorf

Zudem gibt er einen wichtigen Hinweis: „Beim Auffinden eines Tierfindlings ist aber zunächst immer wichtig zu hinterfragen, ob das Tier tatsächlich Hilfe benötigt.“ Bei manchen Arten würden Jungtiere von ihren Eltern zeitweise allein gelassen und nur zum Füttern aufgesucht. In anderen Fällen könnten Vogelküken vielleicht zurück ins Nest gesetzt werden. Daher sei es immer wichtig, vor dem Aufnehmen von Wildtieren mit der infrage kommenden Auffangstation in Kontakt zu treten. „Telefonisch kann geklärt werden, ob es tatsächlich nötig ist, das Tier in Pflege zu nehmen, und ob in der Einrichtung noch Kapazitäten frei sind“, so Birkendorf.

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