Die Alltagsmenschen-Ausstellung in der Neuwieder Innenstadt kommt gut an – viele Menschen machen Fotos von sich und den lebensecht wirkenden Figuren. Um so erschreckender war der Anblick, der sich am Dienstagnachmittag in der oberen Mittelstraße bot: Der schwarz gekleideten Dame, die hier auf einer Bank positioniert war, fehlte der Kopf. Offensichtlich ein Fall von Zerstörungswut. Besonders erschreckend: Der oder die Täter hatten am helllichten Tag zugeschlagen – am frühen Nachmittag war die Figur noch intakt.
Wer hat etwas gesehen?
„Unglaublich“, lautete der knappe Kommentar von Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig. Ähnlich äußerten sich Hunderte Menschen im Internet – die Meldung machte schnell die Runde. Ratlosigkeit auch bei den benachbarten Geschäften. Augenzeugen des Vorgangs fanden sich dort allerdings nicht. Das einzige Geschäft mit direktem Blick auf die Bank ist ein Imbiss, bei dem durchgehend reger Betrieb herrschte. Den Inhabern war nichts aufgefallen.
Ein städtischer Mitarbeiter, der relativ kurz nach der Tat vor Ort war, konnte allerdings mit einer Zeugin sprechen. Diese erklärte, dass sie vier junge Frauen beobachtet hätte, die sich gemeinsam an der Figur zu schaffen gemacht hätten. Weitere Zeugen, die das bestätigen könnten, haben sich bisher noch nicht gefunden.

Wer selbst etwas beobachtet hat, kann das bei der Neuwieder Polizeiinspektion unter 02631/8780 melden. Und vielleicht finden sich auf den Aufzeichnungen von Überwachungskameras der umliegenden Geschäfte Bilder von der Tat. Die Stadt hat Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet.
Dass Ausstellungen im öffentlichen Raum stets gefährdet sind, ist bekannt. So wurden von Christel und Laura Lechner gestaltete Alltagsmenschen-Figuren bereits in anderen Städten beschädigt oder zerstört.

Alltagsmenschen bereichern Neuwied mit Humor
Um einen Schlag ist Neuwied um 45 Einwohner reicher: Weitere Alltagsmenschen, übergroße Betonskulpturen, haben von der Innenstadt Besitz ergriffen und laden zum Schmunzeln ein.
Die kopflose Frauenskulptur wurde zunächst von städtischen Mitarbeitern entfernt – aktuell wird geprüft, ob eine Reparatur sinnvoll ist. Bleibt zu hoffen, dass die weiteren Kunstwerke die Zeit bis Ende Juni unbeschadet überstehen.