Wie die Stadt Neuwied von einem privaten Neubauprojekt am Sohler Weg profitiert
Wohnungen, Büros und Platz für eine Kita: Investor plant Neubau am Sohler Weg in Neuwied
Auf diesem Areal soll das Projekt Kastanienhof entstehen: ein Neubau mit Wohnungen, Büros und Platz für eine Kita.
Jörg Niebergall/Archiv

Win-win-Situation für Neuwied: In einem Neubau am Sohler Weg sollen nicht nur Wohnungen und Geschäftsräume entstehen, sondern auch ein neuer Kita-Standort. Ein privater Investor macht's möglich.

Auf einem ehemaligen Mitarbeiterparkplatz der Firma Winkler+Dünnebier am Sohler Weg in Neuwied soll ein Neubau mit Wohnungen und Büroflächen entstehen. Ein privater Investor möchte auf dem Grundstück das Projekt „Kastanienhof“ realisieren. Die Stadt Neuwied profitiert davon in besonderer Weise, denn in den Neubau soll auch die städtische Kita Raiffeisenring einziehen.

Der Stadtrat hat den entsprechenden Bebauungsplanentwurf am Mittwochabend einstimmig beschlossen. Lediglich die Bürgerliste „Ich tu’s“ enthielt sich bei der Abstimmung. Als nächster Schritt im Verfahren steht nun die Öffentlichkeitsbeteiligung an.

Zwei Drittel der Bäume bleiben stehen

Die Investoren planen, auf der gut 7100 Quadratmeter großen Fläche einen dreigeschossigen Gebäudekomplex so zu errichten, dass zwei Drittel der auf dem Grundstück stehenden Bäume erhalten werden können. Das Gebäude soll energetisch den neuesten Standards entsprechen. Mit dem Kastanienhof solle „eine gute Adresse für Neuwied entstehen“, heißt es in der Begründung zum Bebauungsplan.

Martin Hahn (CDU) ging konkreter auf die Planungen ein. Wie er im Stadtrat sagte, sollen im Kastanienhof 40 Wohnungen entstehen, dazu Büroflächen und ein Café. Hahn sprach von einer Investitionssumme von 25 Millionen Euro.

Das wird ein echter Hingucker, das wird eine tolle Entwicklung in unserer Stadt, und gerade an dieser Stelle in Verbindung mit dem Raiffeisenring versprechen wir uns dort eine wirklich positive Aufwertung des gesamten Quartiers.

Martin Hahn (CDU)

Der Clou aus städtischer Sicht liegt in einem Angebot, das die Investoren der Stadt machen. In den Gebäudekomplex soll die städtische Kindertagesstätte Raiffeisenring einziehen. Der Stadtrat stimmte geschlossen dafür, entsprechende Räume im geplanten Neubau anzumieten. Sie werden der Stadt als sogenannter veredelter Rohbau zur Verfügung gestellt. Die Stadt kann sie nach ihren Bedürfnissen ausgestalten. Laut Sitzungsvorlage für den Stadtrat rechnet die Verwaltung dafür mit Gesamtkosten von 1,2 Millionen Euro sowie mit einer monatlichen Kaltmiete von 7200 Euro.

Geld, das Politik und Verwaltung gern in die Hand nehmen wollen. Denn durch den Umzug der städtischen Kita Raiffeisenring in den Kastanienhof entspannt sich die Kita-Situation in Neuwied. Derzeit ist die Einrichtung noch in Räumen der ehemaligen Hauptschule untergebracht. Geplant war, für die städtische Kita bis zum Jahr 2027 einen eigenen Neubau anzugehen. Dort sollte dann zunächst übergangsweise die evangelische Kita Raiffeisenring einziehen. Nun kann die evangelische Kita diesen Neubau dauerhaft nutzen, wenn er fertig ist, da die städtische Kita in den Kastanienhof zieht.

Stadt spart Zeit und Geld

In einer Pressemitteilung der Stadt erklärt die Leiterin des Immobilienmanagements, Yvonne Bösch: „Wir gewinnen Zeit und 15 bis 25 zusätzliche Plätze.“ Zudem werde die alte Hauptschule fünf bis sechs Jahre früher als geplant frei, „und wir sparen uns auch weitere Investitionen zur Instandsetzung, die bei dem schlechten Zustand sicher notwendig geworden wären“.

In der Stadtratssitzung bezeichnete Janick Helmut Schmitz (SPD) das Vorhaben als „tolles Beispiel dafür, dass private Interessen auch im Sinne des gesellschaftlichen Gemeinwohls eingesetzt werden können“. Das Projekt Kastanienhof habe Vorbildcharakter, wenn es darum geht, „um zu neuen Lösungen für alte Probleme zu gelangen“.

Bürgerliste enthält sich

Auch Martin Hahn lobte das Projekt: „Das wird ein echter Hingucker, das wird eine tolle Entwicklung in unserer Stadt, und gerade an dieser Stelle in Verbindung mit dem Raiffeisenring versprechen wir uns dort eine wirklich positive Aufwertung des gesamten Quartiers.“

Jutta Etscheidt erklärte, dass sich die Bürgerliste enthalten werde. „Wir sind nicht damit einverstanden, dass Ausgleichsflächen so weit auf die andere Seite verlegt werden“, sagte sie. Positiv sei in diesem Zusammenhang aber, dass sehr viel Wert darauf gelegt worden sei, Bäume auf dem Grundstück zu erhalten.

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