Verein mit Sitz in Puderbach leistet wertvolle Unterstützung in schwierigen Zeiten
Wohlfühlbeutel für Krebspatienten: Wie ein Puderbacher Verein Schwerkranken eine Freude machen möchte
Charlotte Platzer und Bernd Hänel möchten Menschen, die an Krebs erkrankt sind, mit Wohlfühlbeuteln eine kleine Freude bereiten. Die Beutel sollen den Patienten dabei helfen, die schwierige Zeit durchzustehen. Fotos: Charley Burke
Charley Burke

Zwei Schicksalsschläge haben Charlotte Platzer bewegt, den Verein Wohlfühlbeutel zu gründen. Von Puderbach aus erfahren an Krebs erkrankte Menschen Unterstützung.

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Als vor einigen Jahren die Tochter und die Schwester von Charlotte Platzer an Krebs erkrankten, überlegte sie, wie sie mit der schwierigen Situation umgehen und gleichzeitig etwas Gutes tun könnte. Gemeinsam mit ihrer Schwester gründete sie 2020 den Wohlfühlbeutel-Verein. Der Zweck des Vereins ist es, Menschen, die sich in der Chemo- und Bestrahlungstherapie befinden, positiv zu unterstützen. Dazu erhalten sie einen handgenähten Beutel, der mit lustigen und hilfreichen Produkten gefüllt ist.

„Das war oder ist mein Kanal, um mit der überfordernden Situation klarzukommen. Ich mache etwas, das Sinn macht, um den Krebsbetroffenen zu helfen und auch mir eine Freude zu machen“, erzählt Platzer. Den Kampf gegen Krebs gewann ihre Schwester nicht – doch umso mehr sah Charlotte Platzer das als einen Grund, um weiterzumachen.

In Puderbach werden Beutel genäht

Begonnen hat der Verein mit sieben Mitgliedern, inzwischen ist er auf 16 feste Mitglieder angewachsen, die über das ganze Land verstreut sind. Die Idee und der Verein haben ihren Ursprung in Köln, sind aber inzwischen ein fester Bestandteil von Puderbach geworden. In ihrem „Nest“, das sie seit einem Jahr im Herzen von Puderbach haben, können die Vereinsmitglieder ihrer Kreativität bei der Herstellung und Verpackung der Beutel freien Lauf lassen.

Jeden zweiten Sonntag im Monat zwischen 15 und 18 Uhr werden zur Herstellung der Beutel oder von Stofftieren offene Näh- und Häkelsitzungen angeboten. „Da haben wir inzwischen viele feste Personen aus der Umgebung, die hierhin kommen und sich gemeinsam für einen guten Zweck kreativ ausleben“, erklärt Platzer.

Kleine Aufmerksamkeiten

Ein Beutel wird mit einer Vielzahl unterschiedlicher Produkte für Krebspatienten gefüllt. Es kommen Körperpflegeprodukte hinein, die gegen trockene Lippen oder trockene Haut helfen sollen. Clownsnasen sollen gegen die oftmals trostlosen und langweiligen Stunden im Wartebereich helfen. Es gibt Kaffeebohnen gegen den Krankenhausmief und Massage-Fingerringe gegen Taubheitsgefühle, kalte Finger und Kribbeln, ständige Begleiter während der Chemotherapie. Außerdem befinden sich Notizbücher im Beutel, um neue Gefühle und Informationen zu verarbeiten oder Termine festzuhalten, sowie Mandala-Bücher, um die Wartezeiten zu überbrücken. Auch „eine leichte Lektüre, die nicht überfordert“, ist im Beutel, erklärt Platzer. Und schließlich gibt es Trinkbecher, Wärmekissen und Kopfhörer im Beutel. Für Kinder sind außerdem selbst gemachte Kuscheltiere drin.

Emotionale Angelegenheit

Der Verein achtet besonders auf hochwertige Produkte. „Da ist alles drin, was guttut und Spaß macht in der schlechten Situation“, erklärt Bernd Hänel, Partner von Charlotte Platzer. Die Beutel können im Internet oder telefonisch bei Charlotte Platzer erworben werden und werden auf Nachfrage teilweise direkt auf Krebsstationen verteilt. „Es war ein besonderer Moment, als wir die Beutel in die Uniklinik Köln brachten und direkt sahen, wie die Patienten sie auspackten. Da kamen mir auch die Tränen“, erzählt Platzer. „Durchweg war die Resonanz positiv, sowohl von den Patienten als auch von Freunden und Familie.“

Durch Sponsoren, Spendeneinnahmen und Mitgliedsbeiträge hält sich der Verein über Wasser. Im vergangenen Jahr wurde der Verein von der Deutschen Postcode Lotterie gefördert. „Für mich ist das quasi ein Vollzeitjob für nichts, aber es macht mich eben sehr glücklich. Das ist einfach mein Herzensprojekt, ich brenne dafür“, erklärt Platzer.

Durch Vereinsgründung Partner kennengelernt

Aber Charlotte Platzer fand in ihrem Projekt nicht nur Freude, sondern auch die Liebe. Sie lernte ihren Partner Bernd Hänel kennen, da beide vom Thema Krebs betroffen sind. Vor einigen Jahren starb Hänels Frau an Krebs. „Das ist eine Ebene, wo man sich ganz anders begegnet“, erzählt Platzer. „Wir konnten fühlen, wo der Schmerz ist und warum er so ist, und wussten, wie wir uns gegenseitig helfen. Es ist wichtig, dass man nicht allein ist, wenn man solche Schicksalsschläge erlebt, das war ein Geschenk für mich.“

Für die Zukunft hat sich der Verein das Ziel gesetzt, sich in weiteren Teilen Deutschlands anzusiedeln und neue „Nähnester“ aufzubauen, damit mehr Menschen in schlechten Zeiten mit Freude beschenkt werden können. Der Verein freut sich über weitere helfende Hände und Sponsoren.

Mehr zum Verein unter www.wohlfuehlbeutel.org

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