Besuch im „Little Britain Inn“
Wo in Vettelschoß britische Kronjuwelen zu sehen sind
Monika und Gary Blackburn betreiben in Vettelschoß ihr Themenhotel "Little Britain Inn".
Sabine Nitsch

Das Themenhotel „The Little Britain Inn“ in Vettelschoß ist Mekka für alle Fans der britischen Lebensart. Afternoon Tea, Englisch Breakfast, Fish and Chips und die Royals samt Bär Paddington, James Bond oder Harry Potter sitzen mit dabei. 

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Vettelschoß. Britischer geht’s nicht: „Afternoon Tea“ mit Gurkensandwiches, Scones, Muffins oder Shortbread, serviert auf feinem englischen Porzellan und auf einer dreistöckigen Etagere. Während die Engländer darüber streiten, ob zuerst die Clotted Cream und dann die Marmelade auf die Scones kommt, ist diese britische Glaubensfrage bei Gary Blackburn in seinem „Little Britain Inn“ in Vettelschoß vollkommen nebensächlich. Bei seinem Afternoon Tea, ebenso wie bei seinem beliebten „English Breakfast Buffet“, ist alles nur eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Blackburn lebt seit fast 40 Jahren in Deutschland und hat vor mehr als 30 Jahren seinen Baumdienst Siebengebirge in Kalenborn gegründet. Seit rund drei Jahren betreibt er im Nachbarort Vettelschoß außerdem den „Little Britain Inn“, zu dem auch das gleichnamige Themenhotel gehört. „Aus Liebe zu meinem Land haben meine Frau Monika und ich hier wegen des Brexits ein kleines ‚Vereinigtes Königreich‘ geschaffen“, erklärt Blackburn.

„Die Gemeinde Vettelschoß hat uns mit offenen Armen aufgenommen.“
Gary Blackburn, Baumchirurg, Hotelier und Gastwirt

Das kleine Ersatzkönigreich hatte bereits am Standort Kalenborn, aber auf dem Gemeindegebiet von Erpel, schon Gestalt angenommen. „Es gab aber nur Zoff mit der Gemeinde. Ich musste mit meiner Sammlung da weg und habe eine neue Bleibe, zunächst nur für meine Oldtimer, gesucht. Durch Zufall wurden mir die Immobilien eines ehemaligen Restaurants und Hotels hier angeboten“, erzählt er. Der Rest habe sich dann ergeben.

„Die Gemeinde Vettelschoß hat uns mit offenen Armen aufgenommen“, berichtet Blackburn, wie er vom Baumchirurg und Gründer des Baumdienstes jetzt auch Hotelier und Gastwirt geworden ist. Schon in Kalenborn saß eine lebensgroße Plastik-Queen auf einer Bank auf seinem Grundstück, zwei englische Doppeldeckerbusse und typisch englische Telefonzellen zeigten an, dass hier ein echter Fan des britischen Königreichs lebt.

Prinz Charles grüßt bei Gary Blackburn im "Little Britain" von der Klotür
Sabine nitsch. Sabine Nitsch

In Vettelschoß wird das kleine England jetzt konsequent inszeniert. Die Queen sitzt vor dem Haus, ihre Corgies sind mit von der Partie. Die lebensgroße Figur von Lady Dianas Butler begrüßt die Gäste stilecht mit blasierter Kunststoffmimik im Eingangsbereich. Nebenan in der „Winston Churchill Whisky Lounge“ hat man das Gefühl, einen britischen Club zu betreten.

Das England-Flair wird durch alte Chesterfield Möbel unterstrichen. „Meine Frau meinte, die Möbel wären hier besser aufgehoben, als bei uns zu Hause. Die restliche Einrichtung habe ich zusammengekauft“, sagt Blackburn lachend, der sich, wie er gesteht, am liebsten mit einem Glas Whisky in der Hand dort aufhält und den Tag ausklingen lässt. Und das unter den wachsamen Augen von Churchill, der mit einer dicken Zigarre in der Hand von einem Bild herunterschaut. „Es ist so was wie mein Wohnzimmer. Es ist very britisch,“ meint er und verweist auf die „Peaky Blinders Bar“ nebenan, wo man natürlich Guinness, einen Gin oder Whisky genießen kann.

Impressionen rund um Sherwood Forest

Zum blackburnschen Königreich gehört auch das „Robin Hood Inn“, der Restaurantbereich, der, wie es der Name schon andeutet, ganz im Zeichen des britischen Volkshelden Robin Hood und Impressionen rund um den Sherwood Forest steht. Die weitläufige Terrasse ist der „Queen Elisabeth Beergarden“. Die Queen ist natürlich auch dort mit von der Partie.

Aber auch James Bond, Mister Bean und Harry Potter sind im Little Britain eine illustre Allianz eingegangen. Hingucker des blackburnschen Freizeitparks sind nicht nur die Doppeldeckerbusse, in denen man Kaffee trinken kann, sondern auch der echte, 52 Tonnen schwere, demilitarisierte Centurion-Panzer aus den 1950er-Jahren. „Hier bei uns ist er ein „Mahnmal für Frieden und Freiheit“, sagt der überzeugte Deutsch-Brite.

Im Little Britain Inn wird die Groß Britannien zelebriert
Sabine Nitsch

Great Britain ist in der Vettelschoßer Miniaturausgabe durchinszeniert, wie der Hotelier und Pubwirt bei einem Rundgang durch sein Haus und Themenhotel zeigt. Die Künstlerin AndyMo – Andrea Montermann – hat das Wall-Design von acht unterschiedlichen Räumen und dem Restaurant gestaltet und entführt die Gäste in eine fantasievolle britische Themenwelt. Es gibt einen „Sherlock Holmes Room“, den „Queens Room“, aber auch einen „Harry Potter Room“ oder den „Fairy Room“. Der Innenhof, das Restaurant, der weitläufige Garten und auch die Hotelzimmer inklusive der großen Ferienwohnung, dem „Balmoral Castle“, gleichen einem skurrilen Museum.

Seit Kurzem beherbergt das Little Britain auch einen Teil der britischen Kronjuwelen. „Wir haben jetzt 30 täuschend echt aussehende Kronen bekommen. Es sind Nachbauten aus Holz, Styropor, Glitzersteinen und Samt“, sagt Blackburn, der die Insignien der Macht in zwei Vitrinen präsentiert.

Sie stammten aus einem Nachlass aus Bochum. „Der Ehemann hat sie selbst gebastelt. Er war so etwas wie ein bekennender Royalist“, sagt er, verweist auf ein Porträt der Queen mit Krone, das im „Queens Room“ zu sehen ist und zeigt, wie originalgetre u sie gestaltet sind. Durchinszeniert ist die England-Illusion sogar bis auf das stille Örtchen. Prinz Charles winkt bei den Herren überlebensgroß von einer Klotür und die Damen, werden von Camilla und Kate bei ihren „Geschäften“ begleitet.

Zurück zur Teatime: Den Gästen sind die Feinheiten der englischen Kulinarik – Clottet Cream über oder unter der Marmelade - meist egal. Nicht egal ist jedoch das Zeremoniell. Denn Afternoon Teatime ist mehr als schnödes Teetrinken mit Häppchen. Es geht um die Kunst des Genießens. Dazu hat Blackburn, der die Traditionen seines Herkunftslandes hingebungsvoll zelebriert, den Tearoom komplett aufgehübscht. Tausende Seiden-Teerosen sind kunstvoll in den Rundbögen der ehemaligen Kegelbahn drapiert. Die weißen gestärkten Tischdecken hätte wohl auch die Queen mit einem wohlwollenen Kopfnicken quittiert. „Die Leute buchen den Raum gerne für Hochzeiten“, berichtet er.

Paddington sitzt mit am Tisch

Beim Afternoon Tea darf natürlich auch der britischste aller Kuschelteddys, die Kinderbuchfigur Paddington, nicht fehlen, der bekanntlich auch mit der Queen schon Tea getrunken hat. Er sitzt im „Paddingtons Tearoom“, wie der Raum jetzt heißt, gleich in doppelter, anderthalb Meter großer Ausführung, mit Knopf im Ohr, am Kopfende des Saales und beobachtet das Geschehen.

„Der Andrang ist zur Teatime dem Breaktfast immer groß. Man muss sich anmelden und reservieren. Viele Landsleute, sogar aus Frankfurt oder aus dem Ruhrgebiet, kommen bei uns vorbei und genießen die Teatime oder den Frühstücksbrunch“, berichtet er. Die Scones und alle anderen Leckereien backt Monika übrigens nach Originalrezepten immer selber. Echte Englandfans erwarten natürlich auch Fish and Chips oder English Pie auf der Speisekarte im Restaurant. Sie werden nicht enttäuscht.

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