Konzept begeistert die Jury
Wird Unkeler Bildungseinrichtung „Kita des Jahres“?
Beim freien Spiel mit Roller und Bobby-Car gibt auch schon Mal Unfälle. Kitaleiterin Claudia Gries klärt und tröstet mit Erfahrung und Lächeln. Ein Grund dafür, dass die Unkeler Kita unter den besten acht für den Deutschen Kita-Preis 2025 steht.
Andreas Winkelmann

Aus einer Trotz-Reaktion sendete Kitaleiterin Claudia Gries eine Bewerbung nach Berlin. Nun steht die Unkeler Kita im Finale um die „Kita des Jahres“. Was macht die Bildungseinrichtung so besonders?

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Die inklusive Kita „Haus der kleinen Lebenskünstler“ in Unkel ist unter den acht Finalisten des Deutschen Kita-Preises, Kategorie „Kita des Jahres“, der am Jahresende in Berlin verliehen wird. 1.000 Euro Finalisten-Anerkennungspreisgeld sind der Kita damit schon sicher.

Es winken bis zu 25.000 Euro Preisgeld

Die Erstplatzierten in den beiden Kategorien „Kita des Jahres“ und „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ erhalten dann jeweils ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro. Für die Zweitplatzierten gibt es je 15.000 Euro und für die Drittplatzierten je 10.000 Euro. Sonderpreisewerden auch noch vergeben. Die Teilnahme an der feierlichen Preisverleihung am 27. November in Berlin ist allen Finalisten sicher.

Für die Unkeler Kita geht es also um viel, wenn im Sommer ein Team aus zwei Fachleuten anreist, um in Interviews mit den Leitungen, pädagogischen Fachkräften, Trägern, Eltern und Kindern detaillierte Einblicke in die alltägliche Praxis zu gewinnen. Die Ergebnisse der Besuche fließen in fundierte Berichte ein, anhand derer eine Fachjury die Preisträger aus den jeweils acht Nominierten jeder der beiden Kategorien auswählt. Ende August steht dieser Besuch an.

Trotz-Reaktion führt zu Bewerbung

„Dabei hat alles mit einer Trotz-Bewerbung begonnen“, sagt Claudia Gries im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie ist seit 2023 Leiterin des Kindergartens, arbeitet aber schon seit 21 Jahren in der Einrichtung, seit ihrem Anerkennungsjahr. Sie habe sich um das Zertifikat Naturpark-Kita beworben und als Antwort bekommen, „dass wir schon so viel machen und man mit der Zertifizierung lieber andere fördern wolle, die noch nicht so weit sind“, berichtet Gries von der Absage. Das habe sie gewurmt, auch ein “Beschwerdemail" verfasst und „dann habe ich einfach eine Online-Bewerbung für den Kita-Preis ins Handy getippt. Nach dem Motto: ,Wenn es fürs Kleine nicht reicht, nehme ich das Große’“, sagt sie grinsend.

Rückzugsräume, wenn ein Kind Ruhe braucht: Im Bücherregal der Kita Unkel kann man sogar mit Buch liegen.
Andreas Winkelmann

Mehr als 600 Bewerbungen gab es. „Dann mussten wir natürlich Unterlagen und Konzepte einreichen, das war Arbeit“, so Gries weiter. Im April kam dann die Nachricht: Die Kita in Unkel gehört zu den 30 fürs Finale Nominierten, in Rheinland-Pfalz war noch eine Kita in Kirchen/Sieg mit im Nominiertenkreis der Kategorie „Kita des Jahres“.

„Dann habe ich einfach eine Online-Bewerbung für den Kita-Preis ins Handy getippt. Nach dem Motto: ,Wenn es fürs Kleine nicht reicht, nehme ich das Große’.“
Kitaleiterin Claudia Gries

Das Konzept hat das Auswahlgremium wohl überzeugt. Gries’ Team aus 27 pädagogischen Fachkräften, fünf Mitarbeiterinnen in der Küche, einer Integrationskraft, zwei Azubis, einer Tierpflegerin, Kita-Hund „Karl“ und fünf Zwergziegen, kümmern sich um rund 130 Kinder, davon sechs mit heilpädagogischen Förderbedarf. Kinder mit Diabetes, Autismus, Gendefekten oder schwerer Sehbehinderung spielen hier mit Kindern ohne Einschränkungen.

Ein Teil des Konzeptes ist, dass die Kinder selbständig wählen, was sie wann tun. Hier malt ganz klein mit schon etwas größer - Unterschiede spielen keine Rolle.
Andreas Winkelmann

Aber auch bei den sechs Plätzen macht Gries nicht Schluss: „Unsere Haltung bei Bewerbungen um Plätze ist, nicht zu fragen, ob wir das schaffen, sondern wie.“ Die Kinder können ihren Alltag frei gestalten, sogar das Mittagessen kann zu beliebigen Zeiten eingenommen werden, auch am Speiseplan arbeiten die Kinder mit „und das bedeutet nicht, dass es bei uns nur Pommes und Fischstäbchen gibt“, sagt Gries. Auch die tiergestützte Arbeit mit Therapiehund Karl, einem ausgebildeten Labrador, und den Ziegen runden das Konzept ab.

Jury ist von der Unkeler Einrichtung begeistert

Die Auswahljury muss das überzeugt haben. In der Begründung zum Einstieg der Kita Unkel in die Finalistengruppe heißt es: „Im bisherigen Auswahlprozess überzeugt die Kita als ein vorbildhafter Ort gelebter Inklusion, an dem für jedes Kind passgenaue Lösungen gesucht werden. Hierbei hilft die tiergestützte Pädagogik, Therapiehund Karl begleitet die Kinder im Alltag und unterstützt insbesondere in der sensiblen Eingewöhnungsphase. Die Einrichtung ist an ein Therapiezentrum angeschlossen und arbeitet eng mit einem interdisziplinären Team zusammen, das über vielfältige Zusatzqualifikationen verfügt.“

Das Naturpark-Kita-Zertifikat hat das Team um Kita-Leiterin Claudia Gries schon Mal in der Hand - vielleicht folgt im November der Deutsche Kita-Preis.
Andreas Winkelmann

Nun geht es um die Platzierung unter den acht ausgewählten Kindergärten. Aber die Kita Unkel hat gute Karten: Die Zertifizierung Naturpark-Kita hat Gries und ihr Team doch noch bekommen – aber da war die Bewerbung zum Deutschen Kita-Preis schon raus.

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