Die beiden sind hauptberuflich Winzer beim Weingut Scheidgen in Hammerstein. „Ich bin jetzt seit 15 Jahren dort angestellt“, erzählt Krupp. „Ich wollte auch selbst mal etwas ausprobieren.“ Und so pachteten sie vor anderthalb Jahren ihren ersten Weinberg in Leutesdorf. „Als wir gesehen haben, dass es sich lohnt, haben wir die ersten Trauben mit Freunden und Bekannten geerntet“, erzählt Küppers. Daraus wurde die Riesling trocken Auslese namens Wildfang.
„Ich trinke seit Jahren gerne Cider“, erzählt Küppers. Sein Vater hat eine Obstwiese in Kottenheim, also probierten sie einfach mal aus. In die eher verrufene Ecke des Frankfurter Apfelweins sollte es auf keinen Fall gehen, sagt der 26-Jährige. Gearbeitet wird wie mit Weinmost, Faulstellen und Kerngehäuse werden herausgeschnitten. „Das ist viel Handarbeit, aber dann wird er nicht so bitter“, erläutert Krupp. Er bekam den Namen Holzfäller.
36 Flaschen schickten sie nach England, damit eine Jury des Cider World Award sie probieren kann. Für das Getränk gab es Bronze, erzählt Krupp, für das Etikettdesign Silber, was ihn besonders freut, schließlich hat er das als gelernter Grafiker selbst entworfen. „Die Leute fahren einfach auf Medaillen ab“, sagt der 42-Jährige, der erst bei einer Auszeit in Neuseeland überhaupt zum Wein gefunden hat.
Zum ersten Weinberg von 50 Ar ist inzwischen ein zweiter mit 13 Ar hinzugekommen – alles Riesling. Aber die Produktpalette soll wachsen, einen kräftigen und schweren Rotwein hätte Krupp gern noch, beide haben bereits hobbymäßig Bier gebraut. Bier und Wein vertragen sich nicht? Die beiden lachen und meinen: nur nicht an einem Abend.
Dass ihr erster Riesling Wildfang heißt, liegt daran, dass es in ihrem Weinberg ziemlich wild aussah, erzählt Küppers. Beide arbeiten noch Vollzeit bei Scheidgen und kamen bei den wild nach oben geschossenen Reben kaum hinterher. Ganze dreimal mussten sie per Hand mit dem Freischneider das hochwachsende Grün minimieren, um die Traubenzone vom Bewuchs frei zu halten, erzählt Küppers. Daher hat ihr Riesling 2021, ein feinherber Prädikatswein, den Namen Sensenmann bekommen. Ein Fitnessstudioabo brauchen die beiden bei ihren Weinbergen in Steillage jedenfalls nicht mehr. „Es ist alles Handarbeit und ein glyphosatfreier Weinberg“, betont Küppers.
Ursprünglich war noch ein dritter Winzer mit im Bunde, der aber aus gesundheitlichen Gründen derzeit nicht aktiv sein kann. Aber langfristig können sich die Männer noch viel vorstellen. Im Moment entstehen ihre Weine im Keller vom Leutesdorfer Winzer Peter Hohn. Küppers war es sehr wichtig, dass das Wort „Weinschmiede“ auf das Etikett kommt. „Ich wollte einen handwerklichen Bezug“, sagt der Winzer. „Es geht nicht darum schnell clever Geld zu verdienen, sondern um Qualität“, ergänzt Krupp. Die hat ihren Preis. „Den Wein wird nicht jeder kaufen“, ist Krupp klar. Aber dafür haben sie noch den Cider als Einstiegsprodukt für das junge Publikum. Die beiden zeigen sich zufrieden mit ihrem ersten Jahr. Sie probieren viel aus, etwa mit Spontangärung ohne Hefezusatz, und wollen das ein oder andere anders machen als die anderen Winzer. „Wir sind nicht ganz so traditionell“, sagt Krupp. „Aber ansonsten ist das auch bei uns klassisches Handwerk.“ Das Ergebnis wird derzeit über Social Media und kleine Veranstaltungen beworben und über einen Internetshop vertrieben.
Mehr Informationen zur Weinschmiede abgehoben gibt es im Internet unter www.abgehoben.net