Windräder contra Weltraumradar
Windparkpläne liegen in Unkel auf Eis
Doch keine Windräder in der VG Unkel? Das Weltraumbeobachtungsradar TIRA in Berkum könnte die Pläne durchkreuzen.
Bernd Weißbrod/dpa. picture alliance/dpa

Eigentlich sollen sich bald Windräder im Wald der Verbandsgemeinde Unkel drehen. Allerdings würden sie dem Weltraumbeobachtungsradar TIRA in Berkum, das auch von der Bundeswehr genutzt wird, im Wege stehen.

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Unkel. Die Windkraftpläne in der Verbandsgemeinde Unkel liegen auf Eis. Der Rheinbreitbacher Bürgermeister Roland Thelen teilte in der jüngsten Ratssitzung mit, dass der Arbeitskreis Windkraft, in dem Vertreter der drei Ortsgemeinden Erpel, Bruchhausen, Rheinbreitbach und der Stadt Unkel sitzen, „seine Arbeit mit dem Ziel eines Windparks vorerst nur mit gebremstem Schaum vorantreibt“. Dabei wurde bereits ein „Solidarpakt Windpark“ erarbeitet, der regelt, wie mögliche Gewinne unter den drei Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde und der Stadt Unkel verteilt werden.

Der Hintergrund: Auf der gegenüberliegenden Rheinseite der VG Unkel, in Wachtberg-Berkum, steht das Weltraumbeobachtungsradar TIRA. Windräder würden bei der Weltraumbeobachtung und gegebenenfalls bei der militärischen Nutzung im Weg stehen. Es wurde Ende der 1960er-Jahre erbaut und war zunächst als Frühwarnsystem für potenzielle Langstreckenraketen im Kalten Krieg entwickelt worden. Laut dem Fraunhofer Institut für Hochfrequenzphysik und Radarforschung (FHR), welches das sensible Radar dort betreibt und zum Großteil im Auftrag der Bundeswehr arbeitet, ist die militärische Nutzung des Radars wegen der aktuellen Sicherheitslage besonders wichtig. Deshalb fordert das Institut, dass der Radius um das TIRA, in dem keine Windräder gebaut werden dürfen, von bisher 5 bald auf 12,5 bis 15 Kilometer oder sogar 20 Kilometer erweitert wird. Gebaut werden dürfte, wenn überhaupt, dann nur nach Einzelfallprüfungen.

In Unkel will man abwarten, bis Entscheidungen zum Radius gefallen sind

Entschieden ist noch nichts. Aber in Unkel will man keine Beschlüsse fassen solange, man nicht weiß, ob der Radius erweitert wird. „Um die Chancen für eine Realisierung eines Windparks zu einem späteren Zeitpunkt nicht zu schmälern, hat sich der AK Windpark darauf verständigt, vorerst nichts zu initiieren, was nachteilige behördliche Vorfestlegungen zur Folge haben könnte“, heißt es in der Sitzungsvorlage zur Ratssitzung. Auch von vertraglichen Bindungen etwa mit Beratern oder Gutachtern rät der AK Windkraft vorerst ab.

Denn Pla­ner­ gehen ein hohes finanzielles Risiko im Vorfeld ein. Sie müssen Schall- und Schattenwurfprognosen erstellen, ebenso wie Streckenstudien, Vermessungen, Untersuchungen und Prognosen über Arten- und Naturschutz, Boden, Ertrag und noch mehr. Das ist teuer. Und erst ganz zum Schluss der Verfahren steht die Prüfung der „Träger öffentlicher Belange“. Dazu gehört auch die Sicherheit. Hier kann dann die Bundeswehr mitreden. Die Interessen der Streitkräfte lassen, so scheinen es Erfahrungen in anderen Bundesländern zu zeigen, wenig Spielraum. Von den Projekten, die ein Genehmigungsverfahren bis zum Schluss durchliefen, hätten laut Bundesverband Windenergie, weniger als die Hälfte einen positiven Genehmigungsbescheid erhalten. Viele Projektierer würden ihre Planungen wegen des Risikos einstellen. Der AK Windkraft will seine Arbeit trotzdem fortsetzen. Außerdem wird er die Möglichkeiten anderer Formen regenerativer Energiegewinnung auf kommunalen Flächen weiter diskutieren.

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