Vorhaben im Maischeider Land nimmt viel Zeit in Anspruch - Details zur Planung
Windkraft im Maischeider Land: Das sind die nächsten Schritte
Die zehn potenziellen Standorte von Windkraftanlagen liegen oberhalb von Großmaischeid beziehungsweise Kleinmaischeid. Allgemein sind die meisten recht nah an der A 3 angesiedelt. Wie viele Windräder am Ende entstehen werden, ist noch gänzlich offen. Grafik: Vattenfall
Vattenfall

Kleinmaischeid. Das Vorhaben nimmt viel Zeit in Anspruch. Es gibt nähere Details zur Planung.

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Mit dem Gestattungsvertrag zwischen dem Energieunternehmen Vattenfall und dem Beratungsunternehmen wiwi consult mit den beiden Ortsgemeinden Klein- und Großmaischeid ist der Anfang für das Windparkvorhaben gemacht. Zuvor liefen schon einige Zeit die Planungen im Hintergrund. Auf der ersten Infomesse in Kleinmaischeid haben die Vertreter nun nähere Einblicke zum Projekt gegeben und auch einen groben Fahrplan genannt. An den jetzigen Planungen dürfte sich noch einiges ändern.

Nach aktuellem Stand sind zehn Windkraftanlagen geplant, dafür wurden vorläufige Potenzialflächen gekennzeichnet. Dass aber am Ende alle Anlagen umgesetzt werden, hält Oliver Bieber, verantwortlicher Leiter der Projektentwicklung bei Vattenfall, für unrealistisch. Bezogen auf die Erfahrungen, die er mit bisherigen Windkraftprojekten gesammelt hat, erklärte er: „Ungefähr zwei Drittel der geplanten Anlagen werden im Durchschnitt nicht gebaut.“ Dies wird der weitere Verlauf zeigen.

Ungefähr zwei Drittel der geplanten Anlagen werden im Durchschnitt nicht gebaut.

Oliver Bieber, verantwortlicher Leiter der Projektentwicklung bei Vattenfall, bezieht sich auf die Erfahrungen, die er bislang mit Windkraftprojekten gesammelt hat.

Generell erläuterte Bieber als Faustregel, dass die Planungsphase rund zwei Jahre dauert, die Genehmigungsphase auch rund zwei Jahre genau wie abschließend die Bauphase. Deshalb geht er davon aus, wenn alles nach Plan läuft, dass die Windkraftanlagen demnach 2027 oder 2028 betriebsbereit sein könnten. Jörn Parplies, Leitender Projektentwickler bei wiwi consult, ist etwas optimistischer, falls sich die Genehmigungsverfahren beschleunigen sollten. Dann gibt er als frühestmöglichen Zeitpunkt das Jahr 2026 an.

Artenschutzrechtliches Gutachten

Vor Kurzem wurde das artenschutzrechtliche Gutachten rund um Vögel und Fledermäuse beauftragt, „das voraussichtlich Ende 2023 abgeschlossen sein wird“, so Bieber. Wie Jonathan Buballa, Projektmanager bei wiwi consult, an einer Station bei einer Debatte mit einer Besucherin näher ausführte, gehen hierbei Naturschutzgutachter in die Gebiete und suchen Horste. Beispielsweise sagte er, dass es für Windkraftanlagen ein Ausschlusskriterium ist, wenn ein Horst eines Rotmilans weniger als 500 Meter von einem Windrad entfernt sein würde. Außerdem schauen sich die Gutachter laut Buballa etwa die Flugrouten von Rast- und Zugvögeln über einen längeren Zeitraum an, um wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.

„Auf Basis der Ergebnisse legen wir die Standorte fest“, sagt Bieber. Hierbei müssen die Windkraftanlagen bezogen auf den Menschen einige Grenzwerte einhalten. Zum Schutz der Lebensqualität hat der Gesetzgeber etwa folgende Werte für die Beschattung festgelegt: maximal 30 Minuten Schattenwurf pro Tag und maximal 30 Stunden Schattenwurf pro Jahr. Beim Schall dürfen die sich drehenden Rotoren in einem reinen Wohngebiet tagsüber die Lautstärke von 50 Dezibel nicht überschreiten, nachts sind es 35 Dezibel. Das ist laut Vattenfall mit der Lautstärke von Flüstern zu vergleichen.

Lautstärkegrenzwerte sind einzuhalten

Bei einem Gewerbegebiet dagegen etwa liegt die maximale Lautstärke tagsüber bei 65 und nachts bei 50 Dezibel. „Schall ist ein großes Thema“, bestätigt Parplies. „Alles wird durch unabhängige Gutachter gemessen.“ Wenn Restriktionen notwendig sind, um gewisse Grenzwerte einzuhalten, zum Beispiel die nächtliche Abschaltung der Anlage, stellt Parplies dann folgende Frage: „Ist es dann noch wirtschaftlich?“

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Planung ist die Flächennutzung. „Wir brauchen rund einen Hektar Fläche pro Windrad, die Hälfte ist nur temporär“, erklärte Parplies, der betont, dass Windräder vor allem auch auf Kalamitäts- und Windwurfflächen geplant sind. Der halbe Hektar werde wieder aufgeforstet oder seinem alten Verwendungszweck zugeführt. Die Zuwegung erfolgt laut Vattenfall hauptsächlich über vorhandene Forstwege. Stellenweise werden die Wege bis auf 4,5 Meter Breite vergrößert, sodass Lieferfahrzeuge die Baustelle erreichen können. „Nur ein kleiner Teil wird komplett versiegelt.“

Bürgerbeteiligung möglich

Jetzt laufe die technische Phase der Planung. Unter anderem wird eine laserbasierte Windmessung durchgeführt, sagt Parplies.

Abseits des Planungskontextes und der Faktoren, die das Vorhaben beeinflussen können, konnten sich die Besucher über die Bürgerbeteiligung informieren. Eine Beteiligungsmöglichkeit am Ausbau der erneuerbaren Energie wird es laut Vattenfall ab 300 Euro geben, die nähere Ausgestaltung wird noch genannt.

Info: Schutz von Tieren

Dass einzelne Vögel in die Rotoren fliegen, ist laut Jonathan Buballa, Projektmanager bei wiwi consult, nicht auszuschließen. Sensoren und Erfassungssysteme seien hier in der Entwicklung. Zu Zeiten hoher Fledermausaktivitäten lassen sich laut Energieunternehmen Vattenfall Konflikte durch standörtliche Anpassungen oder auch Abschaltungen von Windenergieanlagen vermeiden.

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