Empfang der Wirtschaft
Wie Unternehmen die Generation Z für sich gewinnen
Gastredner Sven Eßwein sprach beim Empfang der Wirtschaft im Kreis Neuwied über die Generation Z.
Heinz-Werner Lamberz

Jede Generation steht für Entwicklung. In Zeiten des Fachkräftemangels sind auch Unternehmen gefordert, sich auf die Denkweise junger Menschen einzulassen. Wie das gelingen kann, darüber sprach Sven Eßwein, Gastredner beim Empfang der Wirtschaft.

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Wie ticken die Auszubildenden und späteren Fachkräfte, die als Angehörige der viel zitierten „Generation Z“ jetzt beginnen, erste Erfahrungen in der Arbeits- und Wirtschaftswelt zu machen? Anders, so viel ist sicher. Vor allem in Zeiten, in denen viele jungen Menschen gar nicht mehr zu wissen scheinen, wie sie ohne Smartphone leben sollen. Doch das ist längst nicht der einzige Unterschied zu den Generationen davor. Und da sich das auch spürbar auf die Arbeitswelt auswirkt, hingen die Gäste des Empfangs der Wirtschaft im Kreis Neuwied gebannt an den Lippen von Gastredner Sven Eßwein, der über die Denkart und Weltsicht der Heranwachsenden aufklärte.

Verständnis für die neue Generation fehlt in der Arbeitswelt noch

Kein Wunder, nimmt doch das Thema Fachkräfte und deren Gewinnung angesichts des Mangels für viele Unternehmerinnen und Unternehmer nicht nur an Rhein und Wied einen immer größeren Raum ein. Eßwein lieferte zumindest denen, die der Einladung auf das Firmengelände der Bauunternehmung Prangenberg GmbH und der Prangenberg Bedachung GmbH in Neustadt-Ehrenberg gefolgt waren, hilfreiche Hinweise zum Umgang mit der Generation Z. Dabei umriss er zunächst ein zentrales Problem: Die vier Generationen, die in den meisten Unternehmen zusammenarbeiten, würden sich aktuell so gut verstehen wie noch nie - und zwar privat, nicht aber in der Arbeitswelt. Wie also lässt sich auch dort Verständnis wecken, und wie lassen sich die jungen Leute gewinnbringend einsetzen?

Gastredner Sven Eßwein
Heinz-Werner Lamberz

Für seine Erklärungsansätze berief sich Eßwein auf wissenschaftliche Studien, aber auch auf seine Erfahrungen als Anwerber von Fachkräften und Azubis. Fakt sei, die nachwachsende Generation erfordere auch bei der heimischen Unternehmerschaft ein Umdenken. Vor allem, um junge Leute überhaupt für sich gewinnen zu können - aber auch im täglichen Umgang, wenn diejenigen, die anders als die Vorgängergenerationen y, x und Babyboomer mit dem Handy aufgewachsen sind, tatsächlich in einer Ausbildung oder im Job stecken. Eßwein propagierte deshalb: „Ich erreiche junge Leute für eine Ausbildung, indem ich mich da aufhalte, wo sich junge Leute aufhalten - im Internet.“

„Für viele kommt das einer Amputation gleich.“
Gastredner Sven Eßwein zu dem Versuch, der Generation Z das Handy zu verbieten.

Die Palette an Apps auf dem Handy, über die junge Leute heutzutage kommunizieren und sich auch informieren, ist relativ breit. Unternehmer sollten da keine Scheu haben, diese Mittel ebenfalls einzusetzen, um Fachkräfte zu gewinnen, animierte Eßwein. Zumal sich häufig bisher geübter Aufwand und Zeit, etwa mit Blick auf gewohnte Bewerbungsverfahren, sparen ließen. Selbst die Dating-App Tinder könne da wertvolle Dienste leisten, da sie längst auch auf den Wirtschaftssektor ausgerichtet sei.

Wovon Eßwein eher abraten würde, ist, der Generation Z das Handy zu verbieten. „Für viele kommt das einer Amputation gleich“, weiß er. Stattdessen gelte es, die neue Denke der jungen Menschen, eng ans Internet gekoppelt, zu nutzen. Denn jeder Mensch verfügt laut Eßwein über Talente, die erkannt, gefördert und dann im Sinne des Unternehmens einzusetzen seien.

Der Wirtschaftsempfang war gut besucht.
Heinz-Werner Lamberz

Dass das alles andere als einfach ist, daran ließ der Experte keinen Zweifel aufkommen. Exemplarisch führte er die aktuelle Shell-Studie an, bei der erneut junge Menschen unter anderem nach ihrer Motivation für den Start ins Arbeitsleben befragt worden sind. Die Veränderung bei den drei Topantworten im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist erstaunlich: Nannten junge Menschen bis zum Jahr 2010 noch Disziplin, Geld und Status als anzustrebende Werte und Ziele, waren das jetzt: sinnvolle Arbeit, Selbstverwirklichung und Spaß.

„Gen Z“ will Arbeitszeit als wertvoll empfinden

Wer also erfolgreich auf dem Fachkräftemarkt schöpfen möchte, der sollte laut Eßwein ein paar seiner Tipps beherzigen. Denn jede Generation steht für Veränderung. Die Generation Z verinnerlicht den Ausspruch „Du lebst nur einmal“. Laut Eßwein wollen die jungen Menschen von heute „etwas Vernünftiges mit ihrer Lebenszeit anstellen. Und da soll auch die Arbeitszeit als entsprechend wertvoll empfunden werden.“ Mehr oder weniger schonend bereitete er seine Zuhörerschaft schon mal auf die „Generation Alpha“ vor, die „Digital Ninjas“.

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