Rheinquerung steht seit Brückeneinsturz in Dresden im Fokus - Gibt es in Neuwied Grund zur Sorge?
Wie sicher ist die Raiffeisenbrücke?

Neuwied. Seit die Carolabrücke in Dresden im September eingestürzt ist, steht die Sicherheit von Brückenbauwerken in ganz Deutschland im Fokus. Wie kann es überhaupt sein, dass eine Brücke einfach einstürzt, wie engmaschig wird deren Standsicherheit kontrolliert? Und in Neuwied drängt sich die Frage auf: Wie ist es um die Sicherheit der Raiffeisenbrücke bestellt?

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46.000 Fahrzeuge fahren durchschnittlich am Tag über diese, teilt der zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) mit, ein Wert von 2019. Klar ist aber heute ebenso wie vor fünf Jahren: Die Brücke, die Weißenthurm und Neuwied verbindet und die B 256 mit der B 9, ist von zentraler Bedeutung für die Mobilität der Region. Das hat man erst 2022 und 2023 gesehen, als die Brücke wegen Sanierungsarbeiten monatelang immer wieder teilweise gesperrt war, was oft eine echte Geduldsprobe für die Autofahrer war.

In Bezug auf die Sicherheit gibt es aber keinen Grund zur Sorge, betont der LBM auf Anfrage der RZ: „Alle Brücken in Rheinland-Pfalz, die unter Verkehr sind, sind auch stand- und verkehrssicher.“ Stutzig machte kürzlich allerdings eine Auswertung von „Spiegel Online“, in der Zustand und Tragfähigkeit von Tausenden Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland dargestellt wurden. Das Medium wertete Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen aus – und kam zu dem Schluss: Der Zustand der Raiffeisenbrücke sei „nicht ausreichend“. Schlechter ist nur noch die Note „ungenügend“.

Wie kann das sein? Die Erklärung ist recht einfach. Offensichtlich sind hier Bewertungen eingeflossen, die mittlerweile überholt sind. „Zwischenzeitlich wurden an der Raiffeisenbrücke Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, die jedoch in der aktuellen Zustandsbewertung noch nicht berücksichtigt sind“, so der LBM. Die nächste Prüfung, bei der das Bauwerk begutachtet wird, steht aus.

Es gibt einen festen Prüf- und Überwachungszyklus für Brücken, schildert der Landesbetrieb. Diese werden regelmäßig von qualifizierten Ingenieuren überprüft: Alle drei Jahre erfolgt eine detaillierte Begutachtung, bei der der Zustand des Bauwerks umfassend dokumentiert wird. Dabei wird zwischen Hauptprüfungen und einfachen Prüfungen unterschieden, die im Wechsel stattfinden. Bei der Hauptprüfung werden sämtliche Bauteile der Brücke, einschließlich schwer zugänglicher Bereiche, geprüft. Hierbei kommt auch moderne Technik zum Einsatz. „Ziel ist es, festzustellen, ob die Brücke weiterhin allen sicherheits- und funktionstechnischen Anforderungen entspricht.“ Dabei werden auch die Fahrbahn sowie die Entwässerungssysteme inspiziert. Die einfache Prüfung wird im Gegensatz dazu, soweit möglich, als „erweiterte Sichtprüfung“ durchgeführt. Dabei wird das Bauwerk ebenfalls eingehend untersucht und der Zustand erneut bewertet. Außerplanmäßige Überprüfungen erfolgen bei besonderen Ereignissen, wie etwa nach Unfällen, die potenziell tragende Teile der Konstruktion beschädigt haben. Ergänzend dazu werden die Brückenbauwerke jährlich von Streckenwarten visuell kontrolliert. Die Raiffeisenbrücke wurde aufgrund ihrer verkehrlichen Relevanz als exponiertes Bauwerk eingestuft und unterliegt daher einer besonders intensiven Betrachtung. Anders als bei Standardbauwerken, bei denen eine wirtschaftlich optimierte Erhaltung sichergestellt werden soll, wird bei exponierten Bauwerken wie der Rheinbrücke Neuwied das Ziel verfolgt, die Nutzungsdauer des Bauwerks zu optimieren, erklärt der Landesbetrieb Mobilität Cochem-Koblenz.

Dazu werden in regelmäßigen Intervallen immer wieder (Bau-) Maßnahmen ergriffen: eine Erhaltungsstrategie, um umfangreiche Sanierungsmaßnahmen mit langfristigen Straßensperrungen zu vermeiden. Die ganz große Generalüberholung ist also nicht geplant – Autofahrer müssen sich aber darauf einstellen, dass auch in Zukunft regelmäßig vergleichsweise kleinere Arbeiten an der Raiffeisenbrücke anstehen werden. Diese sind dem Landesbetrieb zufolge erforderlich, um deren Funktionsfähigkeit und Verkehrssicherheit dauerhaft zu gewährleisten.

Von Stephanie Mersmann

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