Rheinbrohler Rheinwaldheim
Wie Schüler und Senioren sich gegenseitig bereichern
Erwin Betzing kommt alle 14 Tage, um mit den Senioren zu musizieren - er sorgte dieses Mal auch bei den Kindern für die richtigen Töne. Die Leutesdorfer Grundschüler waren im Rahmen ihres Projekts "Schüler besuchen Senioren" dort.
Andreas Winkelmann

Vereinsamung. Das war während der Corona-Pandemie ein großes Thema. Um dem entgegenzuwirken, haben Grundschüler für Senioren gebastelt und diese besucht. Die Leutesdorfer Grundschule lässt das nun wieder aufleben – als soziales Projekt.

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Rund 30 Kinder aus der Grundschule Leutesdorf haben den Senioren im Rheinwaldheim in Rheinbrohl am 17. Juni einen Besuch abgestattet. Zum wiederholten Mal. Heute soll musiziert werden. Es ist Teil eines sozialen Projekts.

Schüler sind motiviert

„Es sind diesmal so viele, dass wir die Kinder in zwei Gruppen zu den Senioren schicken“, sagt Schulleiterin Bettina Kliesrath im Gespräch mit unserer Zeitung. Und die Kinder gehen souverän und entspannt in den großen Gruppenraum, wo schon rund 30 Senioren sitzen. Erwin Betzing verteilt an alle Klanghölzer, Glöckchen und Rasseln. Er spielt ein paar Takte auf dem Klavier und singt Volkslieder, zu denen dann im Takt mit den Instrumenten begleitet wird. Betzing ist Ehrenamtler und kommt alle 14 Tage ins Rheinwaldheim, um zu musizieren. „Das ist Erinnerungspflege und sorgt auch für Bewegung“, erklärt Sozialdienstleiterin Monika Moh.

Alt und Jung musizieren gemeinsam im Rheinwaldheim.
Andreas Winkelmann

Viele Senioren machen aktiv mit, manche hören nur zu, aber alle kommen freiwillig. 64 Bewohner hat das Haus, und gut 50 Prozent wollten mit den Kindern musizieren – bedarfsorientiertes Angebot ist der Fachbegriff dafür. Wie für die Schüler. Es ist eine außerschulische Aktion, und die Kinder kommen auch freiwillig.

„Das ist eine Bereicherung für beide Seiten.“
Monika Moh vom Rheinwaldheim

Denn das Thema „Kinder besuchen Senioren“ ist an der Leutesdorfer Grundschule nicht neu. Zu Corona-Zeiten haben die Kinder gebastelt und damit den Senioren in Zeiten von Abstandsregeln eine Freude gemacht. Kliesrath hat das Thema wieder aufgegriffen: Am 10. April brachten die Kinder selbst gestaltete Osterkarten vorbei, und am 10. Juni kam eine Schülerabordnung zur morgendlichen Sportrunde und spielte mit den Senioren mit Gymnastikfußball und Schwungtuch. „Das ist eine Bereicherung für beide Seiten“, sagt Monika Moh vom Rheinwaldheim. Auch sie und ihre Kolleginnen haben Freude an den Besuchen und Aktionen – vermutlich nicht zuletzt, weil sie sehen, wie gut die Kinder den betagten Bewohnern tun. Denn „Kinder und Tiere funktionieren immer“, sagt Moh lächelnd. Man werde das Ganze jetzt in ein Konzept packen, ergänzt sie.

Inzwischen ist die zweite Gruppe Kinder dran. Auch die mischen sich wie selbstverständlich zwischen die Senioren, greifen zu den Rasseln und Klanghölzern. Betzing muss seine Dirigenteneigenschaft schon deutlich einfordern, denn es klappert, klingt und rasselt auch schon ohne die Musik von der CD. Dabei wird gelacht, die Senioren grinsen, werfen sich Blicke zu und haben dann – wie die Kinder – ordentlich zu tun, Betzings Einsatzzeichen zu befolgen, damit wieder ein bekanntes, lange nicht mehr gesungenes Volkslied zaghaft über die Lippen einiger Bewohner kommt.

Nächste Aktion steht an

Auch die nächste Aktion ist schon geplant: Am 22. Juni gibt es einen gemeinsamen Ausflug, „wohin, ist eine Überraschung für alle“, sagt Bettina Kliesrath. Anton, Fred und Jannick aus der ersten Gruppe spielen auf einer Bank. Warum sie nach der Schule hier mitmachen? „Weil es Spaß macht mit den alten Leuten“, sagen sie. Alle drei wollen auch beim Sonntagsausflug dabei sein.

Anton (von links), Fred und Jannick sind dabei, "weil es Spaß macht mit den alten Leuten".
Andreas Winkelmann

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