Roboter im Arbeitsalltag klingen für viele immer nach Science-Fiction. Doch schon heute finden Robotik und Automatisierung auch in kleine Unternehmen Einsatz. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, war das Thema der Robotik Convention, die vom Kompetenzzentrum digitale Technologien Mittelstand für die Region Mittelrhein-Westerwald (DigiMit²) in Neuwied ausgerichtet wurde.
Auf dem Gelände der Firma Asas, wo als Teil des Großprojekts Rasselsteinquartier ein Zentrum für Robotertechnologie entstehen soll, kamen Experten, Förderer und Unternehmen zusammen. In Vorträgen ging es darum, wie Roboter, Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung Einzug in den Arbeitsalltag finden können, und Firmen stellten ihre Roboter und Produkte vor, die schon jetzt im Einsatz sind.
Kooperation von Forschung, Förderung und Wirtschaft
„Das Erfolgsrezept für die erfolgreiche digitale Weiterentwicklung ist die Kooperation von Hochschulen, Wirtschaftsförderung und Unternehmen“, sagt Bert Leyendecker, Professor für Produktion und Projektmanagement, der DigiMit² und wissenschaftlicher Leiter des Projekts der Hochschule Koblenz. Das Team besucht etwa Betriebe oder Gewerbeparks, um Unternehmern mit Technologien wie 3-D-Druck, Virtual Reality und Robotern vertraut zu machen und zu zeigen, wie sie diese einsetzen können.
Ähnlich ist das Projekt Robothub Transfer, das Studenten des Umwelt-Campus Birkenfeld präsentierten. Es soll vor allem kleinen Unternehmen mit einem hohen Anteil an manueller Arbeit helfen, Roboter zu integrieren. Ergänzt wird dies von dem Projekt Robothub Academy, das den Fokus auf Aus- und Weiterbildung zum praktischen Einsatz von Robotik legt.

Dafür gab es einige Beispiele auf der Robotik Convention. Etwa die Firma AeroDCS, deren Drohnen unter anderem Einsatz in der Forst- und Landwirtschaft finden. Bei dem Projekt „Smarter Weinberg“ wurden mit Multicopter-Drohnen des Unternehmens der Zustand und die Entwicklung von Weinreben beobachtet, wie Geschäftsführer Dieter Novotny erklärt.
Um etwa in der Forstwirtschaft noch größere Flächen zu kartografieren, hat das Unternehmen die Air Barrow Fuel Cell entwickelt. Die Drohne, mit Propellern und Flügeln mit einer Spannweite von etwa drei Metern, kann angetrieben von einer Wasserstoffzelle bis zu vier Stunden in der Luft bleiben und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h aus der Luft tote oder kranke Bäume identifizieren.

Drohne verdrängt den Heli vom Himmel: Zwei Fluggeräte sind in Weinbergen der Mosel vorgestellt worden
Dreht der Spritzhubschrauber bald seine letzten Runden über den Weinbergen von Mosel und Rhein? Seit Jahren wird nach Alternativen gesucht, zumal die Helis immer öfter ein Ärgernis für Anrainer von Wingerten sind.
Unter anderem kommen dafür Geräte von Vision Robotics zum Einsatz. Das Koblenzer Unternehmen ist auf die Erfassung und Analyse von Sensordaten spezialisiert und arbeitet beispielsweise daran, wie autonome Fahrzeuge ihr Umfeld wahrnehmen und sich darin orientieren können.
Auch das Erstellen von „digitalen Zwillingen“, also dem dreidimensionalen Abbild eines Raums oder Areals, gehört zu dem Portfolio der Firma, erklärt Geschäftsführer Martin Mack. Derzeit arbeite man daran, wie anschließend die Daten mit KI ausgewertet werden können. „Wir können mit unserem Gerät durch einen Straßenzug laufen. Danach kann uns die KI etwa sagen, wie viele Stromkästen dort sind.“
„Die Leute suchen keinen Roboter. Die geben zum Beispiel ,automatisches Kleben’ ein.“
Kai Schmitz, Produktmanager Automatisierungstechnik & Robotik bei Igus
Mit besonders preisgünstigen Robotern wendet sich die Kölner Firma Igus auch an kleine Betriebe. Etwa der armlange Gelenkroboter „Rebel“, der samt Steuerung nur rund 5000 Euro kostet. Das auf Spritzgussteile spezialisierte Unternehmen entwickelte die Roboter, da ihnen existierende Lösungen für den eigenen Betrieb zu teuer waren, sagt Kai Schmitz, Produktmanager Automatisierungstechnik und Robotik.
Um Unternehmen zu erreichen, habe man die Verkaufsplattform RBTX geschaffen. „Die Leute suchen keinen Roboter. Die geben zum Beispiel ,automatisches Kleben’ ein“, erklärt Schmitz. Die Firmen können dort komplette Systeme nach den eigenen Bedürfnissen mit Robotern von Igus und anderen Herstellern zusammenstellen. Eine betriebsfertige Roboterzelle gibt es teilweise für weniger als 10.000 Euro.

Auch für Haribo: Dernbacher Firma konzipiert Roboter
Koch Industrieanlagen realisiert seit vielen Jahren Robotersysteme für Haribo, BASF oder auch Nestlé. Teilweise sind es Millionenprojekte. Das Dernbacher Unternehmen blickt auch auf den Exportmarkt in den USA, aber noch zurückhaltend.
Deutlich größer sind die Systeme, die die Firma Koch Industrieanlagen herstellt, die unter anderem Haribo, BASF und Nestlé zu ihren Kunden zählt. Das Dernbacher Unternehmen ist spezialisiert auf Roboter für das Verpacken, Palettieren, Kommissionieren sowie das Be- und Entladen von Maschinen, bietet dabei aber Gesamtlösungen an. „Der eigentliche Roboter macht nur 5 Prozent des Systems aus“, sagt Thomas Thies, Leiter Vertrieb und Projektierung.

Autonome Lieferdrohnen sind das Kernprodukt des Drohnen-Start-Ups EmQopter. Etwa das Modell Qmed, das speziell im Umfeld von Krankenhäusern eingesetzt werden soll, um Medizintechnik, Proben und Medikamente zu transportieren. Andere Modelle mit bis zu zehn Kilogramm Nutzlast sollen etwa in der Industrie eingesetzt werden können, etwa um Ersatzteile zu transportieren. Derzeit entsteht der erste Drohnenport, ein Flughafen, an dem die Drohnen nicht nur landen können, sondern auch vollautomatisch be- und entladen werden.

Deutlich schwerere Lasten sollen die Roboter des türkischen Unternehmens Patika-Robotics tragen. Etwas größer als eine Europalette und 30 Zentimeter hoch, ähneln die Maschinen einem überdimensionierten Staubsaugerroboter, sollen aber automatisch mehr als eine Tonne schwere Lasten durch Industriehallen transportieren. Die Endmontage der Patika-Roboter soll künftig in Neuwied passieren, erklärt Fred Häring, Direktor Business Development von Asas. Denn das Roboter-Start-Up wurde bei dem Aluminiumfabrikanten gegründet.
Und sie sollen nicht die Einzigen bleiben. Wenn die Umbauarbeiten abgeschlossen sind, will die Firma neben dem eigenen Werk auch andere innovative Unternehmen ansiedeln. Teil dieses Technologiecampus soll auch ein Zentrum für Robotikforschung sein, das in Kooperation mit der Hochschule Koblenz entsteht. In Neuwied sollen die Studenten den nötigen Raum für ihre Forschung haben. Wegen dieser Zusammenarbeit und Synergien habe man auch die Hallen für die Robotik Convention zur Verfügung gestellt, so Häring.