Symposium in Neuwied
Wie kann sich der Mensch auf den Wolf einstellen?
Das Thema Wolf treibt die Menschen in Neuwied und im Westerwald um. Oft geht es auch um Sorgen rund um die Sicherheit. Symbolbild
Carsten Rehder. picture alliance/dpa

Der Wolf ist im Westerwald angekommen. Eine Veranstaltung zum Wolf gab es nun im Museum Monrepos in Neuwied. Bei den Vorträgen ging es etwa um die Verbindung zwischen Wolf und Mensch, den Herdenschutz, aber auch um weitere Unsicherheiten.

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Der Parkplatz des Museums Monrepos war bis auf den letzten Platz gefüllt – aus ganz Deutschland waren am Samstag Menschen angereist, um am Symposium „Mensch und Wolf“ teilzunehmen. Der Veranstaltungsraum des Museums bot gerade genug Platz für die knapp 100 Besucher und Besucherinnen, die hier Informationen über die Wiederansiedlung von Wölfen von Experten und Betroffenen erhielten, und sich dazu austauschen konnten. Organisiert wurde die Veranstaltung von der „Arbeitsgruppe Luchs und Wolf“ mit Unterstützung der Nabu-Gruppe Rengsdorf.

In Kurzvorträgen informierten Fachleute vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM), dem Koordinationszentrum Luchs- und Wolf Rheinland-Pfalz (Kluwo) sowie von Naturschutzverbänden aus Niedersachsen und Rheinland-Pfalz über die vielseitigen Aspekte des Themas. Aufklärung ist hier enorm wichtig, denn die Bandbreite der Perspektiven auf die Rückkehr der Wölfe reicht von romantisierender Überhöhung bis zu Hysterie bezüglich der Gefahren, die von den Tieren ausgehen.

„Der Wolf ist wieder bei uns angekommen, und er wird auch nicht mehr gehen.“
Julian Sandrini (Koordinationszentrum Luchs und Wolf)

Die Realität bewegt sich dazwischen – und mit der müssen Betroffene aus unterschiedlichen Umfeldern zurechtkommen. Denn, wie es Julian Sandrini, der für das Koordinationszentrum Luchs und Wolf (Kluwo) arbeitet, in seinem Vortrag auf den Punkt brachte: „Der Wolf ist wieder bei uns angekommen, und er wird auch nicht mehr gehen.“

Nachdem der letzte Wolf in Rheinland-Pfalz im Jahr 1879 erschossen wurde, sind hier inzwischen wieder vier der bundesweit 209 gezählten Rudel ansässig. Die meisten Wölfe im Bundesland leben im Grenzbereich der Landkreise Neuwied und Altenkirchen. Es ist davon auszugehen, dass es mehr werden.

Probleme mit dem Wolf

Passend zum Veranstaltungsort startete nach der Begrüßung durch Museumsleiter Frank Moseler und Organisator Werner Dobbermann die Referentin Elaine Turner mit einem Vortrag, in dem sie die Verbindung von Mensch und Wolf seit der Steinzeit erläuterte. Später wurde es praktischer, als Julian Sandrini über Möglichkeiten des Herdenschutzes und Förderungen dafür referierte.

Schafzüchterin Heike Dahm-Rulf berichtete aus der Praxis.
Rainer Claaßen

Heike Dahm-Rulf, Schafzüchterin in der Eifel, zeigte anschaulich Probleme auf, die in dem Zusammenhang entstehen: So lassen sich etwa Elektrozaunnetze in Gebirgsregionen oft nicht so aufbauen, dass sie die Herden verlässlich schützen. Sie erläuterte auch Vorteile und Probleme, die der Einsatz von Herdenschutzhunden mit sich bringt.

Das Symposium im Schloss Monrepos über die Rückkehr der Wölfe war gut besucht.
Rainer Claaßen

Werner Neumann vom Hof Meerheck in Heimbach-Weis freute sich über den Austausch, und nutzte die Veranstaltung, um mit Fragen auch seine Perspektive aufzuzeigen. Der Aufbau von Schutzzäunen bringt für ihn massive Mehrarbeit mit sich. Die Anschaffungskosten werden zwar zu großen Teilen gefördert, die Herdenhalter müssen dafür aber in Vorleistung gehen – bei Kosten, die im fünfstelligen Bereich liegen können.

Der Wolf und die wichtige Rolle im Ökosystem

Einigkeit herrscht darüber, dass der Wolf eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt, indem er Wildbestände gesund hält. Andererseits machen sich einige Sorgen um die Sicherheit – nicht zuletzt aufgrund von Unkenntnis oder Falschinformationen über das Wesen des Wolfes. In den Vorträgen konnte einiges an Aufklärung geleistet werden. So gibt es durchaus effiziente Schutzmaßnahmen gegen Wolfsübergriffe – falsch eingesetzt, können sie allerdings auch das Gegenteil bewirken. Wird etwa eine Mutter von jungen Wölfen geschossen, erhöht das die Gefahr, dass die Welpen wegen großem Hunger übergriffig werden.

Organisator Dobbermann freute sich, dass die Diskussionen trotz zum Teil unterschiedlicher Positionen stets sachlich blieben – und hätte sich eine Beteiligung der ebenfalls eingeladenen Jägerverbände gewünscht. Er hofft, dass die Worte von Frank Mitschke, die sich auf andere Bundesländer bezogen, hier Gehör finden: „Wir haben es versäumt, uns rechtzeitig darauf einzustellen, dass die Wölfe kommen. Ihr habt hier die Chance, es besser zu machen."

Kontakt zum Kluwo

Beim Kluwo gibt es eine Hotline für Luchs- und Wolfsübergriffe. Diese ist unter kluwo@wald-rlp und telefonisch über 06131/884268199 zu erreichen.

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