Man müsse sich, so der Antrag, vor dem Hintergrund der steigenden Mieten mit bezahlbarem Wohnraum beschäftigen. Dafür hatte man nun für die letzte Sitzung vor der Kommunalwahl Experten der Investitions- und Strukturbank (ISB) Rheinland-Pfalz sowie den Geschäftsführer der Gemeindlichen Siedlungsgesellschaft (GSG) aus Neuwied eingeladen.
Förderungen der ISB sind möglich
Reto Schmitt von der ISB berichtete dem VG-Rat von den Fördermöglichkeiten, falls die Verbandsgemeinde mit Investoren ein Programm des Sozialen Wohnungsbaus auflegen wolle. „Unser Ziel ist es, nachhaltig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, sagte Schmitt zur Aufgabe der ISB. Voraussetzung einer Förderung durch die ISB sei eine angemessene Wohnungsgröße sowie eine Einstiegsmiete von 5,70 Euro pro Quadratmeter kalt, „es geht ja um Menschen, die nicht unendlich viel Einkommen für das Wohnen verwenden können“. Dabei können sowohl Neubauten als auch Modernisierungen von Bestandsgebäuden gefördert werden, erklärte Schmitt weiter. Als Beispiel, wie Sozialer Wohnungsbau in der Praxis funktioniert, hatte der VG-Rat den Geschäftsführer der Neuwieder GSG, David Meurer, eingeladen. Die GSG hat in Neuwied mehr als 3000 Wohnungen und mehr als 460.000 Quadratmeter Grundbesitz.
Die Zahlen verwirren mich ein wenig. Für 2600 Euro den Quadratmeter baut hier keiner Wohnungen. Wir haben starken Mietdruck aus Nordrhein-Westfalen, die 5,70 Euro Nettokaltmiete kann man vergessen.
Antragsteller Dietmar Lauer (FWG) zur Präsentation der ISB
Doch: „Mehr als 1000 Menschen warten in Neuwied auf Wohnungen“, stellte Meurer die angespannte Lage am Markt da. Er betonte auch, dass man dank der Förderungen der ISB mit einer Durchschnittskaltmiete von 5,63 Euro pro Quadratmeter arbeiten könne. Rechne man Baukostensteigerungen, Lieferkettenengpässe, hohe Baustandards und die Zinsentwicklung auf, müsste man ohne die Förderung vermutlich 18 Euro pro Quadratmeter verlangen – bezahlbar sieht anders aus. Er empfahl der VG Asbach, sich darüber Gedanken zu machen, die Programme der ISB zu nutzen.
VG als Moderator für Investoren
„Die Zahlen verwirren mich ein wenig. Für 2600 Euro den Quadratmeter baut hier keiner Wohnungen. Wir haben starken Mietdruck aus Nordrhein-Westfalen, die 5,70 Euro Nettokaltmiete kann man vergessen“, rechnete Antragsteller Dietmar Lauer (FWG) mit den Vorträgen ab. Er schlug vor, eine Anlaufstelle für Investoren zu schaffen, die VG solle als Moderator zwischen Investoren und der ISB vermitteln. Ebenfalls kritisierte er den Trend zu reinen Einfamilienhäusern im ländlichen Bereich. „Wir müssen einen Paradigmenwechsel in unseren Köpfen schaffen“, betonte Lauer.
Thomas Stumpf (SPD) meinte, dass sich die Realitäten verändern würden. Mietpreise von vor 20 oder 30 Jahren seien heutzutage nicht mehr denkbar. Er warf ebenfalls ein, dass ältere Leute nicht das Geld hätten, um mit ihrer Rente ihre Häuser zu modernisieren, sodass daraus geförderter bezahlbarer Wohnraum entstehen könnte. Von Stumpf angesprochen, ob die Neuwieder GSG mit der VG Asbach kooperieren möchte, meinte Meurer: „Das handeln Sie am besten mit dem Gesellschafter aus, der Stadt Neuwied.“
Interessante Fragen für den neuen Rat
Jürgen Schmied (CDU) gab zu bedenken, dass man auf kommunaler Ebene die Möglichkeit hätte, sich konkrete Gedanken um das Wohnen der Zukunft zu machen – über die Bauleitplanungen der Ortsgemeinden.
Eine interessante Fragestellung warf Günter Behr (SPD) auf: „Gibt es in Rheinland-Pfalz eine vergleichbar strukturierte Verbandsgemeinde, die einen solchen Sozialen Wohnungsbau bereits hat? Dann kommen wir vielleicht an praktische konkrete Ideen.“ Ebenfalls fragte er sich, ob man an Firmen herantreten könne – Stichwort: Firmenwohnungen.
„Das wird das erste große Thema für den neuen Rat“, schloss Bürgermeister Michael Christ. Man wolle sich weiter intensiv mit dem Thema beschäftigen.