In dem garagenähnlichen Anbau neben dem Eingang der Marienschule in der Bischof-Stradmann-Straße befinden sich eine alte Küchen-Sitzbankgruppe und jede Menge Werkzeug und Gartengeräte. Es ist 8 Uhr morgens, und die Vorarbeiter Bernhard Pertroschka und Gulabi Jamal sprechen mit drei Männern. Manchmal mit Google-Übersetzer oder auch mit Händen und Füßen. Es sind Asylbewerber aus Afghanistan und Syrien. Es geht darum, wer was mit wem macht und wo arbeitet. Denn: Die Verbandsgemeinde (VG) Bad Hönningen möchte Asylbewerber in Arbeit bringen.
Prozedere ist seit Jahrzehnten eingespielt
„Nach Paragraf 5 Asylbewerberleistungsgesetz sollen Asylbewerber im Leistungsbezug zu gemeinnützigen Tätigkeiten herangezogen werden. Dafür bekommen sie 80 Cent pro Stunde“, sagt Martin Mertesacker, Abteilungsleiter Soziales, Schule und Kitaverwaltung, der auch für den Einsatz der Asylbewerber zuständig ist. Er ist seit 30 Jahren im Geschäft, und fast genau so lang läuft auch schon der strukturierte Einsatz von Asylbewerbern. „Seit 1997, Stichwort Kosovo, machen wir das in Bad Hönningen“, ergänzt Mertesacker. Anfangs habe man die Menschen beim Bauhof mitlaufen lassen, auch Frauen in der Betreuung eingesetzt. Aber Organisation und Begleitung seien aufwendig und im Normalbetrieb schwierig, auch wegen der Sprachbarrieren. Wer kennt das nicht aus seinem Berufsleben: Mancher Praktikant macht schon Mehrarbeit, und am Ende bleibt eigene Arbeit liegen.
Bad Hönningen hat dafür – im positiven Sinne – eine Schattenorganisation aufgebaut. Seit 1999 gibt es den Bauhof 2. Da sind die beiden Vorarbeiter beschäftigt, die täglich vier Stunden dafür sorgen, dass die amtlich ausgewählten Asylbewerber ordentlich angeleitet werden, Arbeitsmaterial bekommen und zu den Einsatzstellen gefahren werden. „Meist sind es alleinstehende Männer. Frauen, die sich um Kinder kümmern müssen oder Kranke, aber auch Asylbewerber die anderswo arbeiten, werden nicht eingesetzt“, erläutert Mertesacker. In Bad Hönningen sind es regelmäßig etwa fünf Personen. Mehr seien schlecht zu betreuen und vor allem auch nicht zu befördern.
„Meist sind es alleinstehende Männer. Frauen, die sich um Kinder kümmern müssen oder Kranke, aber auch Asylbewerber die anderswo arbeiten, werden nicht eingesetzt.“
Martin Mertesacker, Abteilungsleiter in der Bad Hönninger Verwaltung
Vorarbeiter Jamal fährt mit einem der Männer los, um Möbel aus und in Unterkünfte zu fahren, Pertroschka fährt mit den anderen zweien zum Rheinsteig am Schloss, da müssen die zugewachsenen Stufen des Wanderwegs in Ordnung gebracht werden. Mit Hacken beginnen die beiden Männer dort die Stufen vom Bewuchs zu befreien. „Viele machen das gern und wollen auch“, sagt Mertesacker. Die Arbeit helfe auch bei der Integration. Wer sich grundlos verweigert, das seien wenige, dem werden die Leistungen um 50 Prozent gekürzt. Auch das steht im Gesetz, „und das machen wir auch“ sagt Mertesacker zu VG-Chef Jan Ermtraud, der sich heute den Arbeitseinsatz anschaut. Ihr Geld für die Arbeit bekommen die Asylbewerber bar am Monatsende nach einem von den Vorarbeitern geführten Stundenzettel.

Es werden Parkbänke gestrichen, Winterdienst an Flüchtlingsheimen gemacht, Wanderwege gepflegt, der Sportplatz oder die Rheinanlagen von Unkraut befreit. „Es dürfen keine Arbeiten sein, für die andere zuständig sind oder für die Aufträge an Firmen vergeben werden müssten“, sagt Mertesacker. So manchen Wunsch nach Arbeitsunterstützung müsse er deshalb ablehnen. Durch den Bauhof 2 sei in Bad Hönningen der Arbeitseinsatz gut abzuwickeln, auch wenn nur fünf der insgesamt rund 100 Asylbewerber eingesetzt werden können. Fahrzeuge zur Beförderung und Betreuung sind die limitierenden Faktoren, einen Verwaltungsaufwand gibt es natürlich auch.
Bad Hönningen ist den anderen Kommunen voraus
Und genau das hindert die meisten Verbandsgemeinden und die Stadt Neuwied im Kreis, den Einsatz so wie in Bad Hönningen zu regeln. Die VG Unkel setzt zwei ihrer rund 80 Asylbewerber ein. In der VG Linz (32) kommen derzeit keine Personen für Arbeitseinsätze infrage. Die VGs Asbach (70 Asylbewerber), Rengsdorf (220), Dierdorf (70) Puderbach (30) und die Stadt Neuwied (277) können aus den genannten organisatorischen Gründen keinen systematischen Einsatz durchführen, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergab.