Spektakuläre Funde in Asbach
Wie die Spornburg auf „Boddems Nück“ ausgegraben wurde
Auf einer der Tafeln sind Fotografien von Funden zu sehen, wie Ortsbürgermeister Dahl zeigt.
Daniel Rühle

Jahrelang tummelten sich Profis und Hobbyarchäologen im Wald beim Asbacher Ortsteil Altenburg. Ihre Mission: eine jahrhundertealte Bebauung freilegen. Was sie fanden, sorgte für Aufklärung, aber auch für Ratlosigkeit. Doch nun bewegt sich etwas.

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Asbacher Heimathistoriker und Hobbyarchäologen laufen mit dem Metalldetektor durch ein Waldstück bei Altenburg. Der Detektor schlägt aus, es wird etwas gefunden. So startete um das Jahr 2008 die umfangreiche Grabung im Gebiet „Boddems Nück“, in Zuge derer mutmaßliche Überreste einer mehr als 1000 Jahre alten Spornburg gefunden wurden. Mittlerweile sind die ersten Ergebnisse des Projekts öffentlich sichtbar – und die führenden Landesarchäologen wollen es nun breiter in die Öffentlichkeit tragen.

Der Asbacher Ortsbürgermeister Franz-Peter Dahl kann sich noch gut an die Grabungen auf „Boddems Nück“ erinnern, wie er unserer Zeitung bei einer Begehung sagt. „Knapp zehn Jahre wurde hier gegraben. Mit kleinen Löffelchen und Pinseln wurde die Erde untersucht“, erzählt Dahl vom Projekt, das später von den Profis der Landesarchäologie der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz geleitet wurde. Er selbst und auch sein Bruder sowie andere Menschen aus den rundherum gelegenen Ortschaften hätten angepackt und geholfen, das Mysterium von „Boddems Nück“ zu lösen, so Dahl.

Eine mit Gräben und Wällen umgebene Anlage des Mittelalters

Und was wurde in dem Waldstück, das im Eigentum der Berechtigten der Dorfgemeinschaft ist, gefunden? Eine mit Erdwällen umgebene Anlage mit Gräben und Überresten von Bebauung, erklärt Dahl. Darunter ein großes Wohnhaus, von dem lediglich die Grundmauern erhalten sind – und ein Webhaus, in dem möglicherweise Webstühle gestanden haben. Auch ein zentraler Wehrturm sei auf dem Plateau, das zu mehreren Seiten steil abfällt, möglich gewesen.

Erste Untersuchungen hätten ergeben, dass eine Nutzung der Anlage bereits im 9. Jahrhundert wahrscheinlich gewesen sei, so Dahl. Später sei sie mit den Erdwällen noch stärker befestigt worden, vermutlich wegen der Bedrohung durch die Ungarn im 10. Jahrhundert. In der Anlage selbst habe es Funde wie Tonscherben, Fibeln sowie Münzen gegeben. Die „neuesten“ Funde stammen laut einer Infotafel vor Ort aus dem 14. Jahrhundert. Aber nicht nur die Anlage auf einem schmalen Felssporn sorgte für Überraschungen: Unter dem Feld nördlich davon befinden sich Spuren von Siedlungsbauten, wie Luftbildern zu entnehmen ist.

Der zwölf Meter tiefe Schacht, der für Franz-Peter Dahl und viele andere ein Rätsel ist, wurde wieder zugeschüttet.
Daniel Rühle

Und da wäre da noch der Schacht. Zwölf Meter reicht er in die Erde, sein Nutzen ist heute nicht mehr erklärbar. Zisterne? Kerker? Man weiß es nicht, sagt Dahl. Mit einem kleinen Zaun ist der mittlerweile zugeschüttete Schacht umgeben und gesichert.

Um 2018/19 endete die Ära der Hobbyarchäologen auf „Boddems Nück“. Durch einen Ratsbeschluss wurde das Projekt in professionelle Hände gegeben, erklärt Dahl. Das spezialisierte Planungsbüro Eul und die GDKE übernahmen in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Rhein-Westerwald und dem Geopark Westerwald-Lahn-Taunus und sorgten mit Finanzspritzen und Rat und Tat für die fachliche Aufarbeitung sowie die Infotafeln, die ein Stück weit versuchen, das Mysterium von „Boddems Nück“ zu erklären.

Ortsgemeinde allein konnte die Fundstelle nicht aufwerten

Ortsbürgermeister Franz-Peter Dahl freut sich über die Bemühungen der Hobbyarchäologen und der Bürger Asbachs, die die Spornburg zu einem halb ausgegrabenen Kleinod gemacht haben. Die Anlage gebe touristisch etwas her, nur habe die Gemeinde allein nicht die Mittel, etwas aus der alten Spornburg zu machen. Aber das Interesse, so Dahl, sei vonseiten der Ortsgemeinde definitiv da. Man habe sich seinerzeit mit knappen Haushaltsmitteln lediglich dafür entschieden, das Eisenbahnmuseum im Ortskern aufzuwerten. „Man kann Geld nur einmal ausgeben“, betont Dahl.

Zum Schutz vor Witterung hat man das mutmaßliche Webhaus überdacht.
Daniel Rühle

Doch dies könnte bald von neuen Entwicklungen überholt werden. Laut Informationen unserer Zeitung ist bei der GDKE ebenfalls der Wille da, „Boddems Nück“ besser zu vermarkten – auch wegen der besonderen archäologischen Bedeutung der Funde. Wie unsere Zeitung auf Anfrage von der GDKE erfuhr, habe es jüngst einen Austausch unter den Beteiligten gegeben. Das Ergebnis: Man ist sich einig, unter anderem das Projekt „Spornburg Boddems Nück“ wieder aufzunehmen. Derzeit liefen die Terminabstimmungen mit allen Beteiligten.

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