Was sind Posteleien? Wie sieht Palmkohl aus? Und was lässt sich aus dem Schwarzen Rettich zaubern? Die Gemüse-Abonnenten der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) Katringer Grünzeug können all die Fragen beantworten, denn sie setzen sich mit ihrem Abonnement für biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit ein. Was gibt es in der Saison 2025 Neues?
Mit Umzug nach Erpel 2023 ging eine Vergrößerung einher
2023 vollzogen die Mitglieder den Umzug von St. Katharinen nach Erpel, mit Folientunnel, Gerätschaften und vielem mehr. Nach der Herausforderung steht nun die Weiterentwicklung der Solawi an. Es galt und gilt immer noch, die Hofstelle der ehemaligen Baumschule passend für die Bedürfnisse der Solawi zu machen. Hier hat sich schon viel in dieser Richtung getan. Der Boden wurde verbessert, es kamen weitere Folientunnel hinzu, ein Waschplatz für das geerntete Gemüse wurde eingerichtet und einiges mehr. Von 2,2 Hektar in St. Katharinen ist die Anbaufläche in Erpel inzwischen auf 3 Hektar angewachsen.
„Aktuell beziehen 230 Haushalte zwischen Bonn und Neuwied Gemüse von unserer Solawi“, sagt Martin Lang, der mit Holger Schubert und Christina Hilgers den Vorstand bildet. Es gibt ein Hofteam mit den Gärtnern Manuel Krieter, Rico Pinar-Fernandez und Markus Götz, Kommissioniererin Heike Kaden, weitere Angestellte und Ehrenamtliche. Dazu gehören auch zwei Fahrer, die 20 Abholstationen ansteuern. Hier holen die Abonnenten wöchentlich ihren Gemüseanteil ab.
„Die Hürde ist wohl bei dem ein oder anderen zu hoch, aber es lohnt sich angesichts der Vielfalt der Gemüse, Salate und Kräuter.“
Christina Hilgers aus dem Vorstand der Solawi Katringer Grünzeug
Aktuell zählt die Solawi 445 Mitglieder, von denen nicht alle ein Gemüse-Abo haben, sondern mit Genossenschaftsanteilen unterstützen. „Wer die Solawi kennenlernen möchte, kann zunächst ein Schnupper-Abo abschließen“, sagt Hilgers. Sie findet es schade, wenn Menschen, die von der Gemüse-Solawi erfahren, sagen, dass sie die Idee toll finden, aber doch weiter im Supermarkt einkaufen gehen. „Die Hürde ist wohl bei dem ein oder anderen zu hoch, aber es lohnt sich angesichts der Vielfalt der Gemüse, Salate und Kräuter“, sagt sie.
„Die Solawi ist seit diesem Jahr als Bioland-Betrieb ,in Umstellung’ auf dem guten Weg, zertifizierter Ökolandbaubetrieb zu werden“, so Hilgers. Dazu gehöre eine strukturierte biologische Wirtschaft, Kontrolle der Bodenbearbeitung, Flächenbrache, Ausgleichsflächen und Naturschutzprojekte. „Die Zertifizierung ist für uns ein wichtiger Schritt“, bestätigen Lang und Schubert.
Mehr Kooperation mit anderen Solawis und Gastronomie
Die Solawi hat zudem ihre Kooperationen ausgebaut – etwa mit dem Obsthof Rönn (Meckenheim) und Wiedtal Höfe Desirée Bay (Seelbach). Demnächst will die Solawi von einem anderen Produzenten Bioeier anbieten. Die Erpeler haben ihre Fühler auch zu anderen Solawis ausgestreckt und unterstützen sich im Netzwerk gegenseitig.
Auf dem Hof in Erpel tut sich einiges, um weiter zu wachsen: Ein vierter Folientunnel kommt hinzu, außerdem werden Strom und Wasser für die Bewässerung verlegt. „Wir wollen wetterunabhängiger werden. Auch wollen wir das Angebot für gastronomische Betriebe ausweiten, deshalb werden wir die Fläche für Salate vergrößern. Wenn sie bestimmte Gemüsesorten oder Salate auf ihrer Karte stehen haben, dann muss es auch längerfristig verfügbar sein“, erklärt Schubert den Unterschied zu den privaten Abonnenten, die sich über häufiger wechselndes Gemüse freuen. Zur Traube in Unkel und der Malberg-Hütte in Hausen sollen mehr Abnehmer in der Gastronomie hinzukommen.
Von Kochevents und einer Geburtstagsfeier
Die Saison fing für die Solawi Mitte Februar an. „Bislang ist es super verlaufen. Salate, Pastinaken, Möhren, dicke Bohnen und Rettich sind im Boden. Wir haben verschiedene Gemüsesorten, die saisonal wachsen. Die Solawi will zudem ihr Lagergemüse ausbauen, damit im Winter mehr aus eigener Produktion verfügbar ist“, sagt Lang. Die Mitglieder wollen vermehrt eigene Jungpflanzen züchten. Mit Aktionen im Hof vertieft die Solawi die Gemeinschaft. „Wir wollen den Hof auch als Begegnungsort entwickeln“, kündigt Hilgers an. Im Mai ist zum Beispiel ein Kochevent mit Kindern geplant. Sie lernen dann etwa, was Posteleien sind. Am 6. September feiert die Solawi ihr fünfjähriges Bestehen mit einem Fest.