Niederbieber
Whitesell in Niederbieber: 130 Entlassungen angekündigt

Niederbieber. Erneuter Schock für die Mitarbeiter des Niederbieberer Whitesell-Werkes. Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Biner Bähr hat in einer nicht öffentlichen Betriebsversammlung am Donnerstag angekündigt, dass rund 130 Entlassungen unmittelbar bevorstehen. Das bestätigten Vertreter von Betriebsrat und IG Metall gestern gegenüber der RZ.

Von unserem Redakteur 
Ulf Steffenfauseweh

„Es ging ein großes Raunen durch die Belegschaft“, berichtet Markus Eulenbach, Erster Bevollmächtigter der IGM in Neuwied. Denn dieses Mal ist klar, dass es wirklich ernst wird und es sich nicht nur um eine spekulative Ankündigung handelt. „Die Zahl ist leider logisch hergeleitet“, attestiert Eulenbach und erklärt: „Spätestens zum 1. April wird das derzeit noch vorläufige Insolvenzverfahren offiziell eröffnet, und dann darf der Insolvenzverwalter nach dem Gesetz keine Verluste mehr herstellen. Folglich ist er gezwungen, die Belegschaft an den Auftragsbestand anzupassen.“ Und daraus errechnet sich, dass von den aktuell rund 320 Angestellten nur noch 189 bleiben dürfen, darunter die 17 Azubis.

Bei all dem immerhin positiv: Bähr hat auch mitgeteilt, dass die Gläubigerversammlung einer vorläufigen Fortführung aller vier Werke zugestimmt hat. Das gibt zumindest Zeit im Existenzkampf. Dabei wird es aber auch in Neuss (NRW), Schrozberg (BW) und Beckingen (Saarland) heftige Entlassungen geben. Die genauen Zahlen sind noch nicht bestätigt, es ist aber insgesamt mit einer Halbierung der rund 1200 Mitarbeiter starken Belegschaft zu rechnen.

Wie Eulenbach und die beiden Whitesell-Betriebsratsmitglieder Michael Herbst und Stefan Welker im Gespräch mit der RZ ausführten, geht es in Neuwied nun zunächst darum, Lösungen für die von der Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeiter zu finden. Denn da sich Multimillionär Whitesell jeglicher Verantwortung entzieht, wird es für gekündigte Mitarbeiter nach jetzigem Stand keinerlei Abfindungen oder Abmilderungen geben. Aufgrund der Insolvenz beträgt ihre Kündigungsfrist auch bei jahrzehntelanger Betriebszugehörigkeit nur noch maximal drei Monate, und es ist davon auszugehen, dass sie sofort freigestellt werden. „Der Insolvenzverwalter investiert seine gesamten Einkünfte in die Beschäftigten, die bleiben können“, sagt Eulenbach.

Anzunehmen ist daher auch, dass Bähr bei der Auswahl der zu entlassenden 130 Mitarbeiter sein Hauptaugenmerk darauf richten wird, mit welcher Mannschaft er das Werk weiterführen kann – und nicht auf soziale Aspekte. „Da geht es um Schicksale“, weiß Stefan Welker. Und sein Kollege Michael Herbst ergänzt, dass bei der Entlassungsrunde vor vier Jahren noch eine Beschäftigungsgesellschaft gebildet wurde und sogenannte Sprintprämien gezahlt wurden für jene Mitarbeiter, die sich selbst um eine andere Arbeitsstelle gekümmert hatten. „Das wird es dieses Mal wohl alles nicht geben, weil kein Geld da ist“, bedauert Herbst.

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