Pfingstreiter fordern auch in diesem Jahr den Tribut ein - Pandemiebedingt kein Wettritt
Wettritt der Pfingstreiter muss ausfallen: Jahrhundertealte Tradition bleibt dennoch erhalten
1980 waren es 16 Reiter, die zum Wettritt antraten. Am kommenden Dienstag schwingen sich lediglich sechs Reiter in den Sattel. Foto: Archiv Rolf Niemeyer
Rolf Niemeyer

Normalerweise ist es in jedem Jahr ein Spektakel, das die Stadtoberen, Anwohner, Grundschulklassen und Kindergartengruppen am Fuße des Heddesdorfer Berges versammelt. Wenn sich am Pfingstdienstag die Heddesdorfer Pfingstreiter auf ihre Pferde schwingen und zum Wettritt antreten, jubeln oft Hunderte den mutigen Männern zu.

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In diesem Jahr wird dieser Teil des Pfingstritts, wie auch im letzten Jahr, pandemiebedingt ausfallen müssen. Der zweite traditionsreiche Teil der Veranstaltung, der Ritt über Rommersdorf nach Engers, um den Tribut einzufordern, soll aber auch in diesem Jahr in kleinem Rahmen stattfinden, damit der nunmehr 457 Jahre alte Brauch erhalten bleibt, den die Reiter damit zelebrieren.

Das Heddesdorfer Pfingstreiterbrauchtum gibt es gesichert seit 1564. Seitdem reiten die Ackerknechte aus Heddesdorf nach Rommersdorf und Engers und fordern dort ihren Tribut ein. Damals als Gegenleistung dafür gedacht, dass die Rommersdorfer Schafhirten und die Knechte eines Engerser Hofes die Felder der Heddesdorfer Bauern überqueren durften, um zu den Flüssen Rhein und Wied zu gelangen, hat das Einfordern des Tributs heute vorwiegend noch einen symbolischen Charakter. Normalerweise werden die Reiter auf ihren Stationen verpflegt. „In diesem Jahr wird das Ganze aber, wie auch im letzten Jahr, deutlich abgespeckter stattfinden. In Rommersdorf reiten wir vorbei, und in Engers werden wir auch unseren Tribut einfordern, allerdings ohne Verköstigung. Lediglich die Pferde werden mit Wasser versorgt, damit es ihnen gut geht“, berichtet der Vorsitzende der Pfingstreiter, David Jakoby.

Mit der Stadt sei abgesprochen, dass man „zu einer unbestimmten Uhrzeit“ losreite, um Menschenansammlungen zu vermeiden. „Wenn alle gesund bleiben, werden sechs Reiter den Ritt bestreiten“, skizziert Jakoby. Den Pfingstreitern geht es vor allem um die Brauchtumserhaltung. Im ersten Vertrag aus dem 16. Jahrhundert sei geregelt, dass das Abkommen automatisch ausläuft, wenn die Pfingstreiter am Pfingstdienstag einmal nicht ihren Tribut einfordern würden. „Ich möchte nicht Teil des Jahrgangs sein, der dafür verantwortlich ist, dass das Ganze endet“, erklärt Jakoby seine Motivation und die seiner Mitstreiter.

Der Vorsitzende berichtet, dass die Reiter stark mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben: „Die Burschenschaft ist finanziell stark gebeutelt und damit auch die Pfingstreiter. Wenn die Kirmes ausfällt, haben wir keine Einnahmen. Gleichzeitig kostet Pfingsten Geld, denn wir müssen unser Gerät schließlich irgendwo lagern, und die Pferde müssen auch beschlagen werden. Die nächsten zwei, drei Jahre werden entscheidend für das Schicksal des Vereins sein.“ Aufgeben kommt für Jakoby und die anderen Reiter trotz allem nicht infrage: „Es macht mich stolz, Heddesdorf an diesen fünf Tagen um Pfingsten als wichtigen Teil von Neuwied vertreten zu dürfen. Es ist jedes Jahr auch ein bisschen Angst dabei, denn ich bin nicht so pferdeaffin, aber wenn ich meine vierjährige Tochter sehe, wie sie mir zuwinkt, weiß ich wieder, warum ich mich für diese Herzenssache einsetze.“

Jakoby hofft darauf, dass im kommenden Jahr auch wieder der Wettritt als Publikumsmagnet stattfinden kann und dass sich dann vielleicht auch wieder Nachwuchs finden lässt: „In diesem Jahr habe ich dieselben sechs Reiter wie im letzten Jahr noch einmal zusammentrommeln können, aber es wäre schön, wenn in Zukunft noch welche dazukommen.“

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