Lotsenpunkt in der Verbandsgemeinde Unkel ging vor sieben Jahren an den Start - Mitglieder ziehen positive Zwischenbilanz ihrer Arbeit
Wenn jemand Unterstützung braucht, sind sie zur Stelle: Lotsenpunkt Unkel zieht positive Zwischenbilanz
von links Dorothee Meßmann, Peter Japs, Claudia Gabriel, Detlev Cosler und Christa Schäfer.
Das Konzept der Lotsenpunkte im Erzbistum Köln, in denen sich ehrenamtlich tätige Lotsen vereinen, gibt es jetzt seit zehn Jahren. In der Verbandsgemeinde Unkel sind die Lotsen seit sieben Jahren aktiv (von links): Dorothee Meßmann, Peter Japs, Claudia Gabriel, Detlev Cosler und Christa Schäfer. Foto: Simone Schwamborn
Simone Schwamborn

Sie haben immer ein offenes Ohr, helfen im Notfall und vermitteln bei Bedarf auch den Kontakt zu sozialen Diensten oder Behörden: Das Konzept der Lotsenpunkte im Erzbistum Köln, in denen sich ehrenamtlich tätige Lotsen vereinen, gibt es jetzt zehn Jahre.

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Nach und nach haben sie sich in verschiedenen Gemeinden gegründet. Vor sieben Jahren ging der Lotsenpunkt in der Verbandsgemeinde (VG) Unkel an den Start. Heute sind in der VG vier Lotsen aktiv und helfen überall da, wo Hilfe benötigt wird: beim Ausfüllen von Formularen, Behördengängen, Überprüfen von Verträgen oder einfach beim Zuhören.

Jetzt trafen sich die Lotsen, um die Zeit Revue passieren zu lassen und Zwischenbilanz zu ziehen. Hier wurde vor allem eines deutlich: Die Lotsen sind an ihren Aufgaben gewachsen. Durch ihre Arbeit in den vergangenen sieben Jahren kennen sie sich zum Beispiel mit dem „Behörden 1 x 1“ sehr gut aus. „Wir haben Freude an der ehrenamtlichen Tätigkeit und wir wollen auf jeden Fall weitermachen“, ziehen sie Zwischenbilanz. Die Lotsen in der VG Unkel sind Christa Schäfer, Peter Japs, Doris Müller und Daniela Görken-Bell. Unterstützt werden sie von Detlev Cosler als Koordinator des Lotsenpunkts, von Claudia Gabriel, Fachdienst Gemeindecaritas im Rhein-Sieg-Kreis, sowie Dorothee Meßmann vom Diakonischen Werk im evangelischen Kirchenkreis Wied.

Anlaufstelle mit niederschwelligen Angeboten geschaffen

Auf Initiative des Erzbistums Köln und der Caritas wurden vor zehn Jahren die ersten Lotsenpunkte im Erzbistum geschaffen. Die Idee wurde auch in Unkel aufgegriffen. „Man hat festgestellt, dass es den Menschen schwerfällt, zu den Fachberatungen zu gehen. Deshalb kam der Gedanke auf, eine Anlaufstelle mit niederschwelligen Angeboten zu schaffen“, erklärt Cosler den Hintergrund. Hilfe sollte angeboten werden, indem man ein offenes Ohr für Anliegen hat, eigenes Know-how einsetzt oder den Weg zur Fachberatung begleitet. „In Unkel wurde schnell klar: Wir machen das zusammen mit den Kirchen“, blickt Cosler zurück. Ins Boot geholt wurden die katholische und evangelische Kirchengemeinde, Caritas und Diakonisches Werk sowie die Verbandsgemeinde Unkel. Ende 2016 bildete sich eine Steuerungsgruppe, die sich mit dem möglichen Bedarf eines Lotsenpunktes in der VG Unkel beschäftigte.

Dazu wertete sie Sozialraumanalysen unter anderem von der Kreisverwaltung Neuwied aus und entschied dann, einen Lotsenpunkt zu gründen. Die Steuerungsgruppe bestand aus Pfarrer Andreas Arend, Pfarrer Michael Busch, Japs als Vertreter des Presbyteriums, Gabriel, Meßmann und Cosler. Auf den ersten Aufruf meldeten sich mehrere Freiwillige, „die in Modulen geschult und auf die neue Aufgabe vorbereitet wurden“, berichtet Meßmann von den Modulthemen Aufgaben der Lotsen, Krisensituationen und Lösungswege, Überblick der Fachberatungsstellen und Kommunikation. „Wir starteten im September 2017 mit einem Büro im Untergeschoss der VG-Verwaltung. Die Bürozeiten wurden dann während der Pandemie abgelöst von der ausschließlich telefonischen Erreichbarkeit“, erzählt Cosler.

Man hat festgestellt, dass es den Menschen schwerfällt, zu den Fachberatungen zu gehen. Deshalb kam der Gedanke auf, eine Anlaufstelle mit niederschwelligen Angeboten zu schaffen.

Detlev Cosler, Koordinator des Lotsenpunkts

Die Lotsen blicken zurück auf ihre bisherige Tätigkeit für alle Bürger in der VG – ob jung oder alt und egal welcher Konfession. „Wir haben in all den Jahren immer mehr an Erfahrung und Wissen dazugewonnen, sodass wir häufig genug gar nicht mehr weiterverweisen müssen, sondern selbst tätig werden können“, fasst Japs zusammen. Häufig würde sich die Hilfe über einen längeren Zeitraum hinziehen, nennt Schäfer als Beispiel den Kampf um eine Rente, wenn der Lebenslauf nicht durchgängig ist.

Die Lotsen helfen auch, wenn es Probleme mit dem Energieversorger gibt. „Wenn der Strom abgestellt wurde, ist das oftmals die Spitze weiterer Sorgen“, weiß Cosler. Wenn ein Ehepartner, der sich immer um den Bürokram gekümmert hat, wegfalle, sei der Hinterbliebene froh, wenn er sich hier Hilfe holen könne. Es käme auch schon mal vor, dass Leistungen beantragt werden können, über die der Hilfesuchende bislang keine Kenntnis hatte. „Wir grenzen uns ab von der Flüchtlingshilfe, diese wird in der Verbandsgemeinde Unkel getrennt organisiert“, erklärt Japs. Ob Hilfe bei Verträgen, Beantragungen von Leistungen oder ähnliches – die Lotsen helfen gerne. Einmal hätten sie auch einem jungen Menschen mit Migrationshintergrund beim Ausfüllen eines Bafögantrages geholfen.

In viele Bereiche hineingearbeitet und Wissen vertieft

„Wir haben uns in viele Sachen hineingearbeitet, somit wächst auch unser Wissen“, sagen die Lotsen nicht ohne Stolz. Von der Häufigkeit her schwankten die Anfragen. „Es gibt Monate, in denen so gut wie keine neuen Anfragen kommen. Und dann gibt es Monate, in denen vier bis fünf neue Fälle hinzukommen“, hat der Koordinator keine Erklärung dafür.

Vor zwei Jahren initiierte der Lotsenpunkt einen Sozialen Runden Tisch mit allen Akteuren in der Verbandsgemeinde, von der Kita-Netzwerkerin über VdK, Bürgerbus, Jobcenter bis hin zur Polizei. Die Resonanz sei so gut gewesen, dass man sich fortan auf drei Treffen pro Jahr einigte. Das Netzwerkeln mache sich positiv bemerkbar, zum Beispiel, wenn Hilfesuchende von anderen Stellen an den Lotsenpunkt vermittelt werden. Auch würden die Behörden die von Lotsen geleistete Vorarbeit anerkennen. Die Lotsen treffen sich mit den Hilfesuchenden bei ihnen zuhause oder auf Wunsch auch außerhalb, entweder im Pfarrheim, Gemeindezentrum oder Verbandsgemeindeverwaltung.

Wer sich als Lotse engagieren möchte, ist beim Lotsenpunkt herzlich willkommen. Kontakt: Tel. 0151/431 551 37. Wer die Hilfe der Lotsen als Hilfesuchender in Anspruch nehmen möchte, kann sie unter Tel. 0152/046 071 31 erreichen.

Von Simone Schwamborn

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