Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen im Kreis Neuwied Opfer einer Straftat geworden sind, ist im Jahr 2024 statistisch höher gewesen als 2023. Die dafür heranzuziehende Häufigkeitszahl liegt für das Vorjahr bei 5126 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Das sind 39 Fälle weniger als 2023.
Für die Stadt Neuwied ist der Wert allerdings gestiegen – und zwar um 84 auf 7195 Fälle pro 100.000 Einwohner. Insgesamt ist die Kriminalität im Jahresvergleich aber gesunken. Das ist eine Kernaussage der Kriminalitätsstatistik, die die Polizeidirektion Neuwied für den Kreis Neuwied veröffentlicht hat.
Weniger Tötungsdelikte
Die grundsätzliche Entwicklung im Kreis lässt sich vor allem an der Zahl der im Vorjahr registrierten Straftaten ablesen: Die Statistik weist 9644 Straftaten aus, 37 weniger als 2023. Damit fällt die Zahl der Straftaten nach Jahren des Anstiegs erstmals wieder. 2023 war die Zahl der Straftaten noch um 132 Fälle angewachsen, 2022 gar um 942 Fälle. Mit Blick auf die einzelnen Deliktgruppen, nach denen die Polizei analysiert, fällt die Bilanz unterschiedlich aus: Auf der einen Seite gab es weniger Tötungsdelikte und Sexualstraftaten, dafür verzeichneten die Beamten mehr Rohheitsdelikte und eine höhere „Straßenkriminalität“. Ein Blick in die Details der Kriminalitätsstatistik:
1Tötungsdelikte: Bei den Straftaten gegen das Leben ist nach dem Anstieg in den Vorjahren für 2024 kreisweit ein Rückgang von sechs Fällen auf einen Fall zu konstatieren. Dabei habe es sich um einen Mordversuch gehandelt. Die Tat hatte sich außerhalb von Neuwied im Kreisgebiet abgespielt.

2Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Laut Statistik hat es für diese Rubrik 2023 den prozentual höchsten Anstieg (41,6 Prozent) an Kriminalität gegeben. 2024 sank die Fallzahl jedoch von 335 auf 260 Fälle, was wiederum einem prozentual hohen Rückgang (minus 22,4 Prozent) im Rubrikenvergleich entspricht. Die Zahl der statistisch erfassten Vergewaltigungen liegt bei 21, ein Fall weniger als 2023. Allein zehn Vergewaltigungen sind statistisch der Stadt Neuwied zuzuordnen.
„Dabei handelt es sich um Einzeltaten, eine Serie ist wie im Jahr 2023 nicht erkennbar“, erklären die Beamten. Deutlich weniger Fälle registrierte die Polizei in der Rubrik Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Inhalte. Mit einem Minus von 38 Fällen gegenüber 2023 weist die Bilanz insgesamt 97 Fälle aus.
3Rohheitsdelikte/Raub: Nachdem die Fallzahlen in Sachen Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit bereits 2022 und 2023 stark angestiegen waren, berichtet die Polizei nun von noch mehr Fällen: Konkret gibt es 2177 erfasste Straftaten, 193 mehr als vor einem Jahr. Darunter fallen auch 46 Raubdelikte, 10 Fälle weniger als 2023. Was den Straftatbestand Körperverletzung angeht, darunter fallen auch schwere und gefährliche Körperverletzungen, sind die Fallzahlen nach einem Rückgang im Vorjahr wieder gestiegen – um 153 auf 1266 Fälle.
Polizei registriert mehr Diebstähle
4Eigentumsdelikte/Wohnungseinbrüche: Die Tendenzen für diese Rubrik lauten: mehr Wohnungseinbrüche und mehr Diebstähle. Laut Statistik stieg die Zahl der erfassten Wohnungseinbrüche an Rhein und Wied um 17 auf 143 an. 54 Fälle davon sind als sogenannte Tageswohnungseinbrüche in die Statistik eingeflossen (2023: 45). Damit ist es vorbei mit der rückläufigen Tendenz seit der Corona-Pandemie. Die Polizei betreibe unverändert ihre Präventionsarbeit, wenngleich die Aufklärungsquote mit rund 14 Prozent relativ niedrig bleibt.
Die Diebstahlsdelikte insgesamt nehmen gegenüber 2023 weiter zu. 2268 Fälle sind für das Jahr 2024 aktenkundig, 35 mehr als 2023. Beim Blick auf die Details zeigt sich: Während sich bei den Ladendiebstählen mit dem Rückgang auf 379 Fälle (minus 17 Fälle) ein positiveres Bild zeichnet, bilanzieren die Beamten bei den Taschendiebstählen einen Anstieg um 9 auf 88 Fälle. Was Fälschungen und Vermögensdelikte betrifft, berichtet die Polizei von leicht steigenden Fallzahlen (1611 Fälle, plus 26). Bei den Betrugsmaschen spielen unverändert Enkeltrick und davon abgewandelte Maschen eine Hauptrolle.

5Rauschgiftkriminalität: Wie bereits im Vorjahr ist auch diesmal ein Rückgang bei der Rauschgiftkriminalität zu beobachten. Die Polizei erfasste 657 Fälle von Drogenbeschaffung und -handel, 219 Fälle weniger als 2023. Die Beamten führen das im Wesentlichen auf die Cannabislegalisierung im April 2024 zurück. Konkret gab es weniger Straftaten im Zusammenhang mit Amphetamin und Cannabis, dafür aber mehr Fälle in Sachen Kokain und Heroin. Kreisweit habe es 79 Fälle (minus 9) gegeben, die in den Bereich unerlaubter Handel und Schmuggel von Rauschgiften fallen.
6Cyberkriminalität: Für die Kriminalität im Internet geht aus der Statistik ein leichter Rückgang hervor. Waren es 2023 noch 130 Straftaten, sind es ein Jahr später 110 gewesen. Laut Statistik kommt es häufig zu sogenannten Verwertungstaten, nachdem Straftäter illegal in den Besitz etwa von EC-Karten gekommen sind, ohne dass eine PIN-Eingabe erforderlich wird.
7Sonstige Straftaten: Die Zahl der sonstigen Straftatbestände ist von 2408 auf 2453 gestiegen. Das liegt vor allem an deutlich mehr Fällen sogenannter Straßenkriminalität, zu der auch Sachbeschädigungen zu zählen sind. Bei dieser Rubrik wuchs die Fallzahl von 1408 auf 1527 an. Die Umweltkriminalität ist hingegen gesunken: Die Statistik weist mit 46 Fällen 73 Fälle weniger aus als für das Jahr 2023. Und: Diesmal hat es 13 Straftaten im Zusammenhang mit dem Jugendschutz gegeben, das waren fünf mehr als im Jahr davor.
Zahl der Tatverdächtigen gestiegen
8Tatverdächtige: Während es weniger Straftaten im Kreis Neuwied gab, ist die Zahl der registrierten Tatverdächtigen leicht gestiegen – und zwar um 9 Verdächtige auf insgesamt 4811. Allein in der Stadt Neuwied registrierten die Beamten 2392 Tatverdächtige, 17 mehr als 2023. Erwachsene stehen mit Abstand am häufigsten in Verdacht, eine Straftat begangen zu haben, gefolgt von Jugendlichen und Heranwachsenden.
Zur Herkunft der Tatverdächtigen im gesamten Direktionsgebiet (Straftatenaufkommen: 15.992), zu dem auch der Kreis Altenkirchen gehört, machen die Beamten ebenfalls Angaben: „Die Zahl der nicht deutschen Tatverdächtigen liegt bei 1931 (plus 20), die der tatverdächtigen Asylbewerber bei 693 (plus 43).“
9Aufklärungsquote: Im Kreis Neuwied wurden 2024 insgesamt 6232 (2023: 6407 Straftaten) aufgeklärt. Die Quote liegt damit bei 64,6 Prozent und fällt damit um 1,6 Prozentpunkte niedriger aus als 2023.