Teilnehmer aus dem Bistum Trier waren in Lissabon - Thema war auch die Klimakrise
Weltjugendtag in Lissabon: Neuwiederin fordert Klimagerechtigkeit
International Youth Hearing beim WJT
Teilnehmer beim Youth Hearing (v.l.): Moderatorin Christa Weise; Umweltaktivist Danilo Moreira; Volker Andres, Vorstandsmitglied des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend; Julia Monar, deutsche Botschafterin in Portugal; Bertram Meier, Bischof von Augsburg; und Susanna Laux aus Neuwied. Foto: Julia Steinbrecht/KNA
Julia Steinbrecht. Julia Steinbrecht/KNA

Am Sonntag ist der Weltjugendtag in Lissabon zu Ende gegangen. Die 25-Jährige Susanna Laux aus Neuwied nutzte die Gelegenheit, Kritik an Politik, Wirtschaft und Kirche zu üben.

International Youth Hearing beim WJT
Teilnehmer beim Youth Hearing (v.l.): Moderatorin Christa Weise; Umweltaktivist Danilo Moreira; Volker Andres, Vorstandsmitglied des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend; Julia Monar, deutsche Botschafterin in Portugal; Bertram Meier, Bischof von Augsburg; und Susanna Laux aus Neuwied. Foto: Julia Steinbrecht/KNA
Julia Steinbrecht. Julia Steinbrecht/KNA

Der Weltjugendtag 2023 in Lissabon ist mit zwei Höhepunkten zu Ende gegangen: So feierten 1,5 Millionen junge Menschen mit Papst Franziskus auf dem Gelände des weitläufigen Tejo-Parks eine Vigil, eine nächtliche Gebetswache, und den morgendlichen Abschlussgottesdienst am Sonntag. Dabei übernachteten sie unter dem klaren Nachthimmel der portugiesischen Hauptstadt. Die 270 jungen Pilgerinnen und Pilger aus dem Bistum Trier blicken nun müde auf das Großevent zurück, bei dem mehr als 150 Nationen vertreten waren. Sie sammelten in den zurückliegenden Tagen „viele freudigen Erfahrungen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bistums.

Pilgern bei 34 Grad Hitze

Vor der Vigil galt es für die Trierer Gruppen, von ihrer Unterkunft in einer Grundschule inmitten der Stadt zu Fuß zum rund neun Kilometer entfernten Park Tejo an der großen Autobahnbrücke Vasco da Gama zu pilgern – und das bei 34 Grad sengender Hitze in den Straßenzügen der Großstadt. Kamen Teilnehmer an ihre körperlichen Grenzen, reagierten die Gruppenleitungen besonnen, zogen ihre Gruppen zunächst aus den Pilgerströmen und warteten ab, um zu einem späteren Zeitpunkt zum zugeteilten Sektor A 15 auf das Feld zu folgen. „Man muss schon starke Nerven haben, um die Hitze und die Wanderung mit dem Gepäck mitten unter so vielen anderen Menschen gut zu überstehen“, sagte die 24-jährige Marie aus dem saarländischen Wadgassen. Aber es habe sich absolut gelohnt, sagte sie mit Blick auf die Vigil, bei der 50 junge Menschen aus 21 Nationen eine Tanzperformance dargeboten hatten, untermalt durch Lichtdrohnen, die die Worte „Rise up – Steh auf“ in den Himmel über der weißen Bühne mit dem beleuchteten Kreuz schrieben.

Neuwieder von Papst beeindruckt

Tobias Wolf aus Neuwied hatte die Botschaft des Papstes „in ihrer Einfachheit, aber auch Tiefe“ beeindruckt. Für die 20-jährige Studentin Vivien aus dem saarländischen Kleinblittersdorf gab es einen besonderen „Gänsehautmoment“. „Als das Allerheiligste, die geweihten Hostien in der Monstranz, ausgesetzt wurde, haben sich plötzlich alle Menschen um uns herum im Sektor gekniet. Ich hätte nicht gedacht, dass alle so bei der Sache sind, aber der Moment war schon ‚wow‘“, berichtete Vivien.

Austausch unter den Nationen

Was den Gruppen aus dem Kreis Neuwied, dem Saarland, der Eifel, Trier oder von der Mosel aber ebenso in Erinnerung bleiben wird, seien die vielen Begegnungen an jeder Straßenecke und in der Metro mit Fahnen schwenkenden, singenden italienischen, spanischen, brasilianischen oder polnischen Pilgergruppen, mit denen die Jugendlichen Fotos schossen und es zu einer Art Sport machten, kleine Andenken und Geschenke wie Buttons oder Armbänder auszutauschen.

“Ein einziges Highlight„

Während die mit dem Flugzeug reisenden Gruppen nur am Weltjugendtagsprogramm in der portugiesischen Hauptstadt teilnahmen, durften die Buspilger während der Tage der Begegnung tiefer in die Landes- und Glaubenskultur der Portugiesen eintauchen. „Die ganzen zwei Wochen waren ein einziges Highlight“, sagte Klara Merrem aus Altrich im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Ihre Gruppe mit Leuten von Hetzerath bis Vallendar sei sich einig: Der Weltjugendtag sei kein Urlaub, sondern ein aufregendes Erlebnis.

Ich hätte nicht erwartet, dass der Weltjugendtag so top organisiert ist. Mehrheitlich wurde er von Ehrenamtlichen gestemmt und wir haben so tolle Unterstützung bei allen Planungen erhalten.

Organisationsleitung Christel Quiring vom Bistum Trier

Für die Organisationsleitung Christel Quiring und Jugendpfarrer Thomas Hufschmidt sei die Pilgerreise ein Erfolg geworden. „Ich hätte nicht erwartet, dass der Weltjugendtag so top organisiert ist. Mehrheitlich wurde er von Ehrenamtlichen gestemmt und wir haben so tolle Unterstützung bei allen Planungen erhalten“, sagte Quiring. Hufschmidt ergänzte, es hätte eine schöne Dynamik von den Tagen der Begegnung hin bis Lissabon gegeben. „Erst die Aufnahme in den Pfarreien, dann ging es zum Fest in die Bistumsstadt und schließlich nach Lissabon – also vom Kleinen hin zum Großen, wo wir Weltkirche erfahren haben“, so Hufschmidt.

Debatte über Kolonialismus

Junge Christen haben bei einer Podiumsveranstaltung des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) auf dem Weltjugendtag gerechtere globale Strukturen und Engagement im Einsatz gegen die Klimakrise und ihre Auswirkungen gerade auf ärmere Länder gefordert. Mit dabei auf dem Podium des sogenannten „Youth Hearing“, das sich mit Kolonialismus und Klimakrise beschäftigte, war die 25-Jährige Susanna Laux aus Neuwied, die sich bei dem ebenfalls mitveranstaltenden Bundesverband katholische Kirche an Hochschulen (BkKH) engagiert, teilt das Bistum Trier mit. Wer Klimagerechtigkeit wolle, müsse auch über den Kolonialismus und seine immer noch an vielen Stellen überdauernden Strukturen reden, betonte Laux in ihrem Eingangsstatement.

Die Debattenkultur ist ja schon auf einem guten Weg. Aber wir haben zum Beispiel viel zu wenig das Thema Kolonialismus und die Rolle europäischer Länder und der Kirche im Schulunterricht.

Susanna Laux aus Neuwied

„Die Menschen im globalen Süden sind die größten Verlierer der Klimakrise und am meisten von dessen Folgen betroffen.“ Es seien immer noch alte Machtgefüge vorhanden: „Es gibt auch heute noch Firmen, die aus Europa nach Afrika gehen, um dort Ressourcen und Menschen auszubeuten – die wirtschaftliche Abhängigkeit ist ein großer Punkt.“ Es sei auch wichtig, dass die Kirche hier ihre historisch schwierige Rolle eingestehe. „Die Debattenkultur ist ja schon auf einem guten Weg. Aber wir haben zum Beispiel viel zu wenig das Thema Kolonialismus und die Rolle europäischer Länder und der Kirche im Schulunterricht“, kritisierte Laux. Die jungen Menschen hätten eine tragende Rolle, immer wieder zu fordern, dass alle Akteure sich an einen Tisch setzten und offen miteinander kommunizierten.

“Ökologische Schuld" des globalen Nordens

Der Augsburger Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, sagte, auch der Papst bringe immer ins Bewusstsein, dass der globale Norden in der Tat eine „ökologische Schuld“ gegenüber den Ländern des Südens habe und notwendige Transformationen vorantreiben müsse. Dabei seien internationale Solidarität und Anstrengungen gefordert – auch vonseiten der Kirche. Der Einsatz für die Klimagerechtigkeit sei sicher noch ausbaufähig, auch wenn beispielsweise einige Diözesen wie seine beschlossen hätten, in den nächsten Jahren klimaneutral zu werden. Doch dabei müsse man alle Mitarbeitenden mitnehmen – schwierig in Zeiten klammer werdender Haushalte.

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