Empfang in Neuwied
Welche Baustellen die Gewerkschaft sieht
Ministerin Dörte Schall beim Empfang des DGB-Kreisverbands Neuwied
Jörg Niebergall

Der DGB-Kreisverband Neuwied konnte für seinen Empfang Arbeitsministerin Dörte Schall als Hauptrednerin gewinnen. Diese kritisierte unter anderem die Kinderarbeit, die in einigen Staaten (wieder) erlaubt sei.

Unterhaltsam, kurzweilig, informativ, Dörte Schall, Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung als Hauptrednerin und jeder Menge Aufbruchstimmung, mit Thomas Wunder ein Singer/Songwriter, der sich in nahezu allen musikalischen Genres zu Hause fühlt – genauso dürften es sich die Gäste vorgestellt haben, als sie am Samstagmorgen auf Einladung des Kreisverbandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum Empfang anlässlich des Tags der Arbeit in den Saal des Hotels Imota in der Wilhelm-Leuschner-Straße gekommen waren. „Mach dich stark mit uns“ hatte die Vorsitzende des Kreisverbandes, Alexandra Eidenberg, das aktuelle DGB-Jahresmotto in ihrer Begrüßung in den Vordergrund gestellt. „Da muss nun die neue Regierung aktiv werden und mit gutem Beispiel vorangehen.“

Geschenke verteilt (von links): Peter Hilbich, Ralf Seemann, Dörte Schall, Alexandra Eidenberg, Michael Köther und Thomas Wunder.
Jörg Niebergall

„Stark sein geht nur gemeinsam“, forderte Ralf Seemann, Beigeordneter der Stadt Neuwied. „Und dazu brauchen wir eine starke Gewerkschaft.“ Seemann zitierte den deutschen Industriellen und Erfinder Robert Bosch mit den Worten „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“ Genauso solle es sein, betonte Seemann.

„Gemeinsam sind wir stark.“
Ministerin Dörte Schall beim Empfang des DGB-Kreisverbands in Neuwied

„Gute Arbeit gibt es nur mit Mitbestimmung und Tarifbindung“, so Ministerin Schall in ihrem Vortrag. „Dazu sind Investitionen und Qualifizierung der Schlüssel für die Zukunft. Die Arbeitswelt hat sich gewandelt. Vor 20 Jahren gab es noch keinen Handyladen in der Stadt. Meine Großmutter hat noch als Telefonistin Anrufe entgegengenommen und weitervermittelt. Wenn ich aber nun sehe, dass in westlichen Ländern, wie zum Beispiel in den USA, wieder Kinderarbeit erlaubt ist, dann ist das nicht der richtige Weg.“ Schall sprach aber auch über einen starken Sozialstaat, gesellschaftlichen Zusammenhalt und einen gemeinsamen Kampf für die Arbeitnehmerrechte. „Gemeinsam sind wir stark“, endete ihr Vortrag. „Solidarität ist da die Antwort.“

Der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Peter Hilbich fasste in seinem Schlussplädoyer die aktuellen fünf „Baustellen“ der Arbeitswelt – Mitbestimmung, Mindestlohn, Beschäftigungsgarantie, Digitalisierung und die Fortbildung von Fachkräften – zusammen. „Nicht alles passiert über Nacht", so Hilbich. „Wir müssen eben nur dranbleiben und dürfen nicht locker lassen.“

„Bella Ciao“: Beim Partisanensong sangen alle mit

Aufgelockert wurden die Reden durch den Westerwälder Musiker Thomas Wunder. Nach einigen weniger bekannten Gewerkschaftsliedern konnten spätestens beim Bob-Dylan-Klassiker „Blowin‘ in the Wind“ und als Zugabe, dem italienischen Partisanensong „Bella Ciao“, alle mitsingen.

Michael Köther, Branchensekretär der IG Bau der Region Rheinland-Pfalz-Saar aus Koblenz, hatte nicht nur für die Ministerin Dörte Schall ein passendes Geschenk mitgebracht. Auch Thomas Wunder durfte sich über eine Überraschung freuen, auch wenn er es erst an seinem Geburtstag am 1. Mai öffnen darf.

Top-News aus der Region