Glühwein, heißer Kakao und stimmungsvoller Lichterglanz: So stellt man sich einen traditionellen Weihnachtsmarkt vor. Doch wo zuletzt noch zahlreiche Lämpchen für besinnliche Atmosphäre sorgten, kommen nun in diesem Jahr wahrscheinlich verstärkt wetterfeste Kerzen zum Einsatz, denn die Städte und Gemeinden müssen Strom sparen. Um dennoch für vorweihnachtliche Stimmung zu sorgen, werden zahlreiche Veranstalter kreativ oder setzen neben eingeschränkter Beleuchtung auch auf verkleinerte Märkte. Ein Blick in den Kreis Neuwied (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Neuwied: In Neuwied öffnet der Knuspermarkt am Montag, 21. November, wieder seine Tore, um bis Freitag, 23. Dezember, seine Besucher in vorweihnachtliche Stimmung zu versetzen. Und in diesem Jahr wird es besonders gemütlich, denn vor dem Hintergrund der Energiekrise setzen Petra Neuendorf und ihr Team vom Neuwieder Stadtmarketing auf eine natürliche Lichtquelle: Kerzen. Dadurch werde eine besondere Stimmung erzielt, die abseits von bunten, blinkenden Lichterketten für vorweihnachtliche Atmosphäre sorgt.
Sparsame LED-Lichter
Und dort, wo das Verwenden von Kerzen nicht möglich ist, werde mit sparsamen LED-Lichtern gearbeitet: „Im Kinderknusperland zum Beispiel können wir aus Sicherheitsgründen keine Kerzen verwenden“, sagt Neuendorf. Doch nicht nur Kerzen werden während des Knuspermarkts für Besinnlichkeit sorgen, auch Aussteller werden mit Kunsthandwerk und zahlreichen Leckereien wieder mit von der Partie sein.
Waldbreitbach: Das Weihnachtsdorf in Waldbreitbach öffnet in diesem Jahr vom 25. November bis zum 29. Januar seine Pforten. Bereits seit 30 Jahren verwandelt sich der gesamte Ort in eine vorweihnachtliche Flaniermeile. Und so können auch in diesem Jahr, wie Florian Fark, Geschäftsführer des Touristik-Verbands Wiedtal, verrät, wieder alle bekannten Höhepunkte des Weihnachtsdorfs bewundert werden. Dass dazu auch jede Menge Licht gehört, ist selbstverständlich. Um dennoch auf die steigenden Energiepreise zu reagieren, habe man sich in diesem Jahr für eine eingeschränkte Beleuchtungszeit entschieden: „Die Beleuchtung wird etwas verkürzt auf sechs Stunden täglich von 15 bis 21 Uhr.“
Auch auf das Einschalten der Beleuchtung am Morgen wird verzichtet. „Da in den vergangenen Jahren bereits alles auf LED umgestellt wurde, liegt der Stromverbrauch komplett bei nur 3000 Kilowattstunden für die gesamten acht Wochen“, verrät Fark. Dies sei vergleichbar mit dem, was eine vierköpfige Familie im Einfamilienhaus jährlich verbrauche und entspreche Stromkosten in Höhe von etwa 1000 Euro.
Der Einzelhandel und das Gewerbe erzielen im Advent einen Großteil ihres Jahresumsatzes, sodass es in den vergangenen Jahren zu einem enormen Umsatzeinbruch kam.
Didi Pörzgen, Vorsitzender der Linzer Werbegemeinschaft
Linz: Der Linzer Weihnachtszauber findet in diesem Jahr an allen vier Adventwochenenden ab Mittag bis 20 Uhr statt. Auf dem Programm stehen dann unter anderem zahlreiche Buden mit weihnachtlichen Leckereien, Kinderprogramm, Livemusik ökumenische Impulse sowie ein Weihnachtsdorf in der Innenstadt. Auch wird es, das betont Didi Pörzgen, Vorsitzender der Linzer Werbegemeinschaft, falls nötig ein Pandemiekonzept geben, sodass Hinweise auf Maskenpflicht oder das obligatorische Abstandhalten am Einlass erfolgen.
Doch auch ohne Corona-Einschränkungen ist die Stadt Linz aufgrund steigender Energiekosten auf ein gutes Weihnachtsgeschäft angewiesen: „Der Einzelhandel und das Gewerbe erzielen im Advent einen Großteil ihres Jahresumsatzes, sodass es in den vergangenen Jahren zu einem enormen Umsatzeinbruch kam“, erinnert sich Pörzgen. Man brauche dringend ein florierendes Weihnachtsgeschäft, denn ein weiteres schwaches Jahr habe einen sehr negativen Einfluss auf die Innenstädte der Region.
Gerade im Advent spiegeln die Weihnachtsmärkte eine sehr lange Tradition wider, den Menschen in diesen wirtschaftlichen schwierigen und unruhigen Zeiten auch noch die Lichter und den Zauber zu nehmen ist nicht der richtige Weg.
Didi Pörzgen
Dennoch will man der bevorstehenden Weihnachtszeit nicht mit allzu viel sorgenvollen Gedanken begegnen: „Gerade im Advent spiegeln die Weihnachtsmärkte eine sehr lange Tradition wider, den Menschen in diesen wirtschaftlichen schwierigen und unruhigen Zeiten auch noch die Lichter und den Zauber zu nehmen ist nicht der richtige Weg“, sagt Pörzgen. Und daher habe die Stadt Linz bereits vor vier Jahren die gesamte Beleuchtung auf LED umgestellt, sodass in diesem Punkt entsprechend gespart werden könne.
Bad Hönningen: Ebenfalls an allen vier Adventswochenenden findet der Weihnachtsmarkt auf Schloss Arenfels statt. Geschäftsführer Benedikt Feltens hat sich ein besonderes Konzept überlegt, mit dem man eventuellen Corona-Auflagen sprichwörtlich die Stirn bietet: „Aktuell planen wir, wie im vergangenen Jahr, mit einem Einbahnstraßensystem zu arbeiten.“ Auch weitere Auflagen könnten, falls nötig, problemlos umgesetzt werden. Besucher erwartet in Bad Hönningen unter anderem ein Café-Bereich im Inneren des Schlosses, eine lebendige Krippe mit vielen Tieren, ein Schmied, der sein Können zeigt, sowie zahlreiche Stände mit Kunsthandwerk.
Wir setzen in diesem Jahr nur noch energiesparende LED-Technik ein und haben dazu im Laufe des Jahres einige neue Lichtspots angeschafft.
Benedikt Feltens
Doch trotz dieser zahlreichen Programmpunkte denkt man auf Schloss Arenfels auch an die steigenden Energiekosten: „Wir setzen in diesem Jahr nur noch energiesparende LED-Technik ein und haben dazu im Laufe des Jahres einige neue Lichtspots angeschafft“, erklärt Feltens. Ziel des Weihnachtsmarkts sei allerdings, eine kleine Auszeit für die Besucher vor leuchtender Kulisse zu schaffen, somit lasse es sich nicht vermeiden, Strom zu verbrauchen. „Es gehört zu unserer Tradition, und ein paar Konstanten sollten gerade in schwierigen Zeiten erhalten bleiben“, betont Feltens. Heizstrahler und -pilze werde es allerdings in diesem Jahr nicht geben.
Engers: In veränderter Form geht dieses Jahr der Nussknackermarkt in Engers an den Start. So wird mit dem Schloss Engers ein wichtiger Marktbestandteil dieses Mal nicht vorhanden sein, weiß Bernd Wolff, Vorsitzender des Engerser Bürgervereins, zu berichten. Hinzu kommt, dass die vorweihnachtliche Veranstaltung, die am ersten Adventswochenende entlang der Alten Schlossstraße, auf dem Schlossvorplatz, dem Marktplatz und der Martinskirchstraße stattfindet, unter neuem Namen an den Start geht. Somit lädt der Bürgerverein erstmals zum „Engerscher Weihnachtsmarkt im Flecke“ ein.
Bevölkerung freut sich auf Weihnachtsmarkt
„Einige Marktbeschicker und große Teile der Engerser Bevölkerung haben großes Interesse, nach zwei Corona-Jahren wieder öffentliche Feste zu feiern, und freuen sich auf einen Weihnachtsmarkt im Ortskern von Engers“, erklärt Wolff die Entscheidung, den Markt in kleinerer Form stattfinden zu lassen.
Und die neue Variante des Weihnachtsmarkts spart gleichzeitig auch Geld, so entfallen nicht nur die Beleuchtungskosten für den Schlossbereich, auch an weiteren Stellen werde gespart, wie Wolff verrät: „Laut Auskunft des Verkehrs- und Verschönerungsvereines Engers werden in diesem Jahr auch die Tannenbäume entlang der Weiser Straße und der Alleestraße nicht beleuchtet, um damit der energetisch schwierigen Situation zu entsprechen.“
Vorerst kein Pandemiekonzept
Ein Pandemiekonzept wurde bisher vom Bürgerverein noch nicht entwickelt, da es derzeit noch keine Einschränkungen für Veranstaltungen im Außenbereich gibt. „Sollte die Corona-Schutzverordnung aufgrund steigender Fallzahlen allerdings verändert werden, nehmen wir natürlich rechtskonforme Anpassungen vor“, betont Wolff.
Der Überblick zeigt somit deutlich, dass die Bürger sich nach zwei Jahren Corona und den damit verbundenen Einschränkungen wieder nach vorweihnachtlichem Flair und besinnlicher Stimmung sehnen. Und auf diese Sehnsucht haben die Veranstalter der Weihnachtsmärkte in und um Neuwied reagiert. Auch wenn aufgrund der anhaltenden Energiekrise die Kosten reduziert und die Zahlen im Blick behalten werden müssen, können auch verkleinerte Märkte mit weniger Beleuchtung erfreuen. Schließlich kann manchmal eine einzelne Kerze mehr Stimmung erzeugen als ein ganzes Lichtermeer.