Karin Prien, schleswig-holsteinische Bildungsministerin, referiert in Kurtscheid
Wege zum Sozialbildungsstaat: Bildungsministerin Prien zu Gast bei Podiumsdiskussion in Kurtscheid
Karin Prien in Kurtscheid
Freute sich Freunde, Familie und alte Bekannte wie Elisabeth und Hermann Sandig wiederzutreffen: Karin Prien (links). Fotos: Jörg Niebergall
Jörg Niebergall

Kurtscheid. Auswärts ein Heimspiel: Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien fühlt sich sichtlich wohl bei ihrem Gastauftritt in der gut gefüllten Kurtscheider Wiedhöhenhalle. Kein Wunder hat die stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU doch noch etliche Verbindungen in Kreis und Stadt: in Rodenbach gewohnt, am Rhein-Wied-Gymnasium das Abitur gemacht, mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel als Mitglied der Jungen Union (JU) zusammengearbeitet.

Lesezeit 2 Minuten

Doch einer der besten Gründe dürfte wohl Priens Familie sein, die immer noch im Kreis Neuwied wohnt. Und als dann das Ehepaar Elisabeth und Herrmann Sandig, ihre ehemaligen Rodenbacher Nachbar, mit einem Spontanbesuch überraschten, war Prien echt berührt.

Prien hält Impulsvortrag über Bildungspolitik

Dabei ist Prien bei den Kurtscheidern fast so eine Art Wiederholungstäterin. Schon im Rahmen der 75-Jahr-Feier der Jungen Union war die Wahl-Hamburgerin im September 2022 der Ehrengast gewesen. Jetzt referierte Prien im Rahmen eines Impulsvortrags über Bildungspolitik zur Vermeidung von Fachkräftemangel und gab damit den Startschuss zu einer von JU-Kreisvorsitzender Pierre Fischer und Frank Wittlich (CDU Kurtscheid) geleiteten Podiumsdiskussion mit Peggy Stüber (Vorsitzende Wirtschaftsforum Verbandsgemeinde Rengsdorf), Frank Busch (Geschäftsführer CEO Sensoplast aus Oberhonnefeld) und Thomas Brahms (Vorstandsvorsitzender Debeka Koblenz).

Eltern müssen ebenfalls mitziehen

„Weg vom Sozialstaat hin zum Sozialbildungsstaat“ war nur eine der Thesen, die Prien mit auf die Bühne gebracht hatte. „Leistungsgedanke und Leistungsgerechtigkeit dürfen keine Gegensätze sein. Da müssen dann auch die Eltern wieder mitziehen“, so Prien. Aber auch dazu, wie Kitas, Grundschulen oder weiterführenden Schulen aufgestellt sein sollten, hatte die 58-jährige Bildungspolitikerin so ihre Vorstellungen. „Die Kita darf nicht nur Betreuungs-, sondern auch Bildungseinrichtung sein“, sagte Prien. „In der Grundschule sollte mehr Wert aufs Lesen, Schreiben und Rechnen gelegt werden. Wenn die Kinder ins fünfte Schuljahr kommen, wird es schwer, das nachzuholen. Diese grundlegenden Fähigkeiten sind doch die Voraussetzungen für alles Weitere.“

Bei dem von der CDU organisierten Impulsvortrag in der Wiedhöhenhalle in Kurtscheid äußerten sich Vertreter von Politik und Wirtschaft zu den Themen Bildung und Fachkräftemangel.
Jörg Niebergall

Dass das auch in Deutschland funktionieren kann, hatte Prien in den vergangenen Jahren in Schleswig-Holstein unter Beweis gestellt. Bezüglich des Fachkräftemangels legte die CDU-Politikerin den Finger in die Wunde: „Bis ins Jahr 2035 verliert Deutschland ein Drittel aller Berufstätigen, da müssen wir bis dahin noch einiges tun.“ Und Frank Busch fügte hinzu: „Vielleicht bekommen wir es auch hin, dass wir die Fachkräfte gar nicht in dem Maße benötigen. Wir bei uns schulen die Schlosser einfach zu Bedienern der Maschinen um und brauchen so gar keine Spezialisten von außen.“

Motivationen schaffen

Immobilienmaklerin Peggy Stüber, selbst Mutter von drei Kindern, zeigte sich überzeugt: „Besser wäre es, wenn wir die Schülerinnen und Schüler früher von der Schule abholen. Das ist dann oft auch eine Motivationsfrage.“ Thomas Brahms ging noch einen Schritt weiter und sah den Arbeitgeber in der Pflicht: „Die Betriebe müssen einfach für ihre Angestellten attraktiver werden. Ziel muss es sein, dass die Mitarbeiter ihrer Firmen möglichst lange erhalten bleiben.“ Landrat Achim Hallerbach nahm sich die Probleme ebenfalls zu herzen, sieht aber auch, dass der Kreis Neuwied auf einem guten Weg ist, wenn die Politik „mitspielt“ und die Kommunen nicht hängen lässt.

Knapp zweieinhalb Stunden lauschten die Gäste den Ausführungen, durften schließlich auch noch Fragen an die Diskussionsteilnehmer stellen. Prien fühlte sich sichtlich wohl in ihrer alten Heimat, nicht nur weil sie ihre ehemaligen Nachbarn, Bekannte sowie Papa und Bruder noch einmal in den Arm nehmen konnte.

Top-News aus der Region