Über die wirtschaftliche Situation tauschten sich der Koblenzer Oberbürgermeister, die Landräte aus der Region sowie Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz beim elften Plattformgespräch von IHK und kommunalen Spitzenvertretern aus. Das geht aus einer Mitteilung der IHK hervor.
Schwerpunktthemen des Plattformgesprächs waren demnach die Gemeinschaftsinitiative „Wir Westerwälder“ und die aktuelle wirtschaftliche Lage. „Wir Westerwälder“ wird gemeinsam getragen von den Landkreisen Neuwied und Altenkirchen sowie dem Westerwaldkreis und hat sich zum Ziel gesetzt, den Westerwald als attraktiven Wirtschafts- und Lebensraum zu stärken und zu vermarkten.
Im Westerwald ist die Lage der Wirtschaft schwierig
Anlässlich der Sitzung in der Dierdorfer Geschäftsstelle von „Wir Westerwälder“ wurde erstmals eine Sonderauswertung der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für die „Wir Westerwälder“-Kreise vorgestellt. In der Sonderauswertung wird die schwierige Lage der Wirtschaft noch einmal deutlicher: Von 133 Unternehmen mit insgesamt mehr als 12.000 Beschäftigten bewerten nur 30 Prozent ihre Geschäftslage als gut, demgegenüber 70 Prozent als gleichbleibend oder sogar schlecht, heißt es.
Und auch der Blick in die Zukunft sei düster: Nur 14 Prozent der Unternehmen gehen laut Mitteilung von einer Besserung aus. 45 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung und 41 Prozent mit einer Verschlechterung. Das ergibt für die drei Landkreise einen Konjunkturklimaindex von 87, der deutlich unter dem Wert von 100 Punkten als Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung liegt. Die Stimmung der Unternehmen sei damit ähnlich pessimistisch wie im Gesamtbezirk der IHK Koblenz (85 Indexpunkte).
Kommunalpolitik und Wirtschaftsvertreter waren sich auch darüber einig, dass bürokratische Hemmnisse abgebaut werden müssten, wenn die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen soll. Denn 66 Prozent der Altenkirchener, Neuwieder und Westerwälder Unternehmen würden angeben, dass die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung darstellen. Gerade im Bereich der Zuwanderung von dringend benötigten Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland entstünden Probleme.
Auch qualifizierte Fachkräfte, die ihre berufliche und private Zukunft bei uns suchen, werden von der deutschen Bürokratie abgeschreckt.
Peter Enders, Vorsitzender des Verwaltungsrates von „Wir Westerwälder“ und Landrat des Kreises Altenkirchen
Dazu sagt Peter Enders, Vorsitzender des Verwaltungsrates von „Wir Westerwälder“ und Landrat des Kreises Altenkirchen: „Als umzusetzende Ebene der Einwanderungspolitik werden die Kommunen vom Gesetzgeber vor Verfahrensprobleme gestellt. Das bremst viele Arbeitgeber, die bei der Rekrutierung von Fachkräften den Weg ins Ausland wagen, aus. Aber auch qualifizierte Fachkräfte, die ihre berufliche und private Zukunft bei uns suchen, werden von der deutschen Bürokratie abgeschreckt. Allerdings sorgen insbesondere diese Menschen dafür, dass Deutschland und unsere Region wettbewerbsfähig bleiben können.“
Bereits heute haben 12,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im IHK-Bezirk ausländische Wurzeln, heißt es. Insgesamt arbeiten im IHK-Bezirk Koblenz 67.450 Menschen mit Migrationshintergrund. Das sind laut IHK 21.070 Menschen mehr als noch vor fünf Jahren. Die Beschäftigung innerhalb dieser Gruppe ist damit um 45,4 Prozent gestiegen, während im gleichen Zeitraum die Beschäftigung bei den Menschen inländischer Herkunft nur um 1,5 Prozent gestiegen ist.
Fachkräftemangel ist die große Herausforderung
Im Gespräch sei deutlich geworden, dass Wertschöpfung und eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in Zukunft eng mit dem demografischen Wandel und dem Umgang damit verknüpft sei. Denn fast die Hälfte der Unternehmen in der Region geben an, dass der Fachkräftemangel ihre Geschäftstätigkeit bedroht.
Dazu IHK-Präsidentin Susanne Szczesny-Oßing: „Zukünftig werden wir mehr Menschen ausländischer Abstammung benötigen. Deswegen brauchen wir zügige Verfahren in den deutschen Botschaften und Konsulaten sowie schlanke Regelungen in den kommunalen Ausländerbehörden.“