Nach Kritik an Asbacher Post
Was man sich im Corner-Shop alles anhören muss
Regina Hogefeld-Chouaib und Tochter Anna Chouaib berichten von den Herausforderungen als Poststelle in der heutigen Zeit. Für die Ladenbetreiber des Corner-Shops ist es ein Minusgeschäft - und ständig gibt es technische Probleme.
Daniel Rühle

Probleme mit der Software, aggressive Kunden, Kritik wegen Barrierefreiheit: Im Asbacher Corner-Shop ist seit September 2024 die Post untergebracht. Die Betreiber berichten, wie unattraktiv, aber notwendig für den Ort der Erhalt einer Poststelle ist.

Nach dem Rückzug der Post aus dem Vorteil-Center Mitte 2024 hat die Gemeinde Asbach mit ihren fast 8000 Einwohnern seit knapp einem halben Jahr eine neue Anlaufstelle für Pakete und Briefe: den Corner-Shop in der Hospitalstraße in der Ortsmitte. Dass der Laden im Gegensatz zum Vorteil-Center nicht barrierefrei ist, sorgte für Kritik. Nun sprechen die Betreiber über die Herausforderungen als Poststelle.

Corner-Shop war einzige Lösung für Asbach

Händeringend habe die Post nach der Kündigung des Vorteil-Centers nach einem Laden im Ort gesucht, der die Aufgaben übernehme – ohne Erfolg, wie die Betreiberin des Corner-Shops, Regina Hogefeld-Chouaib, weiß. „Auch wir haben mehrfach abgesagt“, erklärt sie. Aber, weil ihre Heimatgemeinde in ihren Augen unbedingt eine Post brauche, habe sie sich dafür entschieden, das Wagnis einzugehen. Das ist nur dank des Engagements ihrer Tochter Anna Chouaib möglich: „Ohne meine Tochter würde ich das gar nicht schaffen.“ Denn: Mit dem, was der Corner-Shop von der Post als Vergütung bekommt, könne man keine Vollzeitkraft bezahlen.

Seitdem sie am 2. September 2024 die Poststelle in ihrem Laden eröffnet haben, haben die beiden alle Hände voll zu tun. Und sie müssen sich einiges anhören. Wenn Kunden mit dem Kundencenter der Post oder ihren Paketen negative Erfahrungen machen, Regina Hogefeld-Chouaib und Anna Chouaib bekommen es als letztes Glied in der Kette ab, da sie am Ort greifbar sind. Das Ganze gipfelte bereits in Hausverboten und einer Anzeige wegen Beleidigung gegen einen aggressiven Kunden. „Gerade in der Weihnachtszeit war das schlimm. Eigentlich sind die Kunden sauer auf die Post, weil Pakete nicht zugestellt wurden. Da können wir nichts dafür“, sagt Anna Chouaib. Eine Poststelle in der heutigen Zeit zu betreiben, ist kein Zuckerschlecken, wissen die beiden.

„Gerade in der Weihnachtszeit war das schlimm. Eigentlich sind die Kunden sauer auf die Post, weil Pakete nicht zugestellt wurden. Da können wir nichts dafür.“
Anna Chouaib

Und dann kam die Sache mit der Barrierefreiheit. Ein Kunde aus Windhagen hatte sich darüber beschwert, da er zuvor die Information vom Kundenservice bekommen hatte, dass die Poststelle barrierefrei sei. Doch der Corner-Shop, der sich in einem alten Gebäude, das Regina Hogefeld-Chouaibs Großvater baute, befindet, hat eine Stufe. So kam es zu der Beschwerde. Es sei die erste in dieser Art gewesen, meint Regina Hogefeld-Chouaib gegenüber unserer Zeitung. Die Post habe bei der Suche nach einem neuen Partner im Ort nicht auf Barrierefreiheit geachtet, man sei nur froh gewesen, überhaupt jemanden zu finden.

Dass es Überlegungen gegeben habe, eine Rampe zu errichten, habe lediglich den Lagerbereich betroffen, erklären die beiden. Für den Eingangsbereich für die Kunden sei das nie Thema gewesen. „Die Notwendigkeit sehen wir nicht“, sagt Regina Hogefeld-Chouaib. Nahezu alle Läden im Asbacher Ortskern hätten Treppenstufen, fügt die Betreiberin hinzu. Sie und ihre Tochter sind jedoch hilfsbereit und helfen mobilitätseingeschränkten Leuten an der Tür, „im Sommer bedienen wir die Kunden auch draußen“, so Regina Hogefeld-Chouaib.

Technische Probleme verärgern Kunden

Es gibt auch einiges, was die Betreiber an ihrem Vertragspartner, der Post, ärgert. So seien zum Beispiel Systemabstürze der Postsoftware an der Tagesordnung. „Das zieht natürlich den Unmut der Kunden nach sich. Wir dürfen da aber nichts tun. Wir müssen bei technischen Problemen die Hotline anrufen“, erklärt Regina Hogefeld-Chouaib. Darüber hinaus seien viele Briefe und Pakete nicht richtig beschriftet, weshalb bei den beiden immer Rätselraten ansteht, wer Empfänger und wer Absender ist. „Wirtschaftlich ist die Poststelle für uns nicht. Es ist eine Herausforderung, aber wir nehmen den Stress auf uns“, betont Hogefeld-Chouaib, dass man daran festhalte, dass die Poststelle im Corner-Shop bleibt und die langwierige Suche nach einem neuen Partner nicht von Neuem beginnen muss.

Das Positive für die Betreiber: Durch die Poststelle werde der Corner-Shop nun häufiger frequentiert. Und von vielen erhalte man die Rückmeldung, dass es schön sei, dass die Post nun wieder im Ort sei. „Überwiegend sind die Kunden freundlich und dankbar, dass wir das machen“, sagt Anna Chouaib.

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