Neuwied
Was die Parteien planen: FWG will Stillstand in Neuwied verhindern
Keine Entscheidungen zu fällen, wäre ein Fehler, betont Lars Ebert. Auch in Zukunft will die FWG daher alles dafür tun, um Stillstand zu verhindern.
Jörg Niebergall

Welche Pläne verfolgen die Parteien und Wählergruppen, die in den Neuwieder Stadtrat einziehen wollen? Das wollte unsere Zeitung genauer wissen und hat bei den Spitzenkandidaten nachgefragt.

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Zehn Parteien und Wählergruppen bewerben sich bei der Kommunalwahl am 9. Juni um die Mandate im Neuwieder Stadtrat. Doch mit welchen Inhalten wollen sie die Wähler überzeugen? Das haben wir die jeweiligen Spitzenkandidaten gefragt. Heute verrät Lars Ebert (FWG), wie er die Zukunft für Neuwied buchstabiert.

Neue Attraktionen: Die Deichkrone steht leer, die Schiffsanleger am Rhein sind verwaist, das Prinz-Max-Museum gibt’s bislang nur als Konzept: Wie wollen Sie Neuwied für Touristen attraktiver machen?

Neuwied ist schön und liebenswert: das neu gestaltete Deichvorgelände, der Marktplatz mit Brunnenanlage, und alsbald werden in der Innenstadt die Wasserspiele folgen. Alles das trägt dazu bei, dass sich die Aufenthaltsqualität weiter erhöht. Was den Schiffsanleger betrifft: Der wird kommen, die Stadtverwaltung arbeitet derzeit daran.

Ich denke, wir müssen die Attraktionen in Neuwied und der Umgebung viel mehr miteinander vernetzen, sodass sozusagen ein Gesamterlebnis daraus wird. Wir haben viel zu bieten: den Zoo, das Museum Monrepos, die Natur mit Fahrrad- und Wanderwegen an Rhein und Wied, die Deichwelle, den Golfplatz und vieles mehr. Wenn unsere Gäste sich unkompliziert ein „Erlebniswochenende“ zusammenstellen können und dann sogar eine oder zwei Übernachtungen in Neuwied einplanen, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Energiewende: Auf dem Weg zur Klimaneutralität denkt Neuwied über Windräder im Wald und Photovoltaik im Engerser Feld nach. Ist das aus Ihrer Sicht alternativlos oder haben Sie eine bessere Idee?

Es ist gut und richtig, dass wir die Stadtwerke Neuwied (SWN) dabei unterstützen, Projekte mit Photovoltaikanlagen und Windräder auf die Spur zu setzen. Niemand wird sagen, Windräder oder PV-Felder sehen super aus, ich auch nicht. Am Ende geht es aber darum, für unsere Bürger bezahlbare Energie zu erzeugen. Ziel muss es sein, dass die Wertschöpfung hier vor Ort passiert und hier vor Ort den Bürgern zugutekommt. Wir sind derzeit noch mittendrin in der Standortfindung, die möglichen Flächen werden gewissenhaft evaluiert, erst danach fallen die finalen Standortentscheidungen.

Unterhaltung: An vielen öffentlichen Gebäuden herrscht Sanierungsstau, zudem müssen Schulen und Kitas erweitert und für die Zukunft fit gemacht werden. Welche Prioritäten setzen Sie?

Schulen und Kindergärten, da steht die Priorität. Hier geht es um unsere Zukunft, hier sind wir in der Verpflichtung. Perspektivisch würde ich mir aber natürlich auch wünschen, wir wären in der Lage, unsere Verwaltung neu aufzustellen.

Wirtschaft: Die Stadt plant mit Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich die Ausweisung großer neuer Gewerbegebiete. Braucht Neuwied das wirklich oder kann der Wirtschaftsstandort auch anders gestärkt werden?

Gewerbegebiete sind der Schlüssel für die Entwicklung unserer Stadt. Dort entstehen Arbeitsplätze, die Stadt erhält Gewerbesteuer. Wo Menschen Arbeit finden, wollen sie wohnen. Leben, wohnen, arbeiten, das gehört nun mal zusammen. Wir brauchen einen gesunden Mix aus Handwerk und Industrie. Das sage ich auch deshalb ganz bewusst, weil das Handwerk auf dem Arbeitsmarkt und mit seiner Wirtschaftsleistung eine ganz wichtige Konstante ist.

Integration: Auch Neuwied muss zahlreiche Flüchtlinge unterbringen. Wie wollen Sie die Integration dieser Menschen erreichen?

Die Unterbringung der uns zugewiesenen Flüchtlinge ist eine Aufgabe, die uns an den Rand des Leistbaren bringt. Hier ist es sicherlich notwendig, dass auf Bundesebene und auf europäischer Ebene Lösungen erarbeitet werden. Was die Integrationsarbeit betrifft, so ist das eine Aufgabe, die uns alle betrifft. Wir alle können und müssen mit dazu beitragen. Ein respektvoller Umgang miteinander ist da eine wichtige Grundlage. Fördern und fordern, das ist der Schlüssel.

Einzelhandel: Zwischen Onlinehandel und grüner Wiese haben es die Geschäftsleute in der Innenstadt nicht leicht. Was ist Ihr Patentrezept zur Stärkung der City?

Die Stärkung des Einzelhandels in der Innenstadt ist unser Ziel. Der Einzelhandel gehört in die Innenstadt, und nicht auf die grüne Wiese. Einkaufen muss wieder zum Wohlfühl-Erlebnis werden. Veranstaltungen und Märkte sind sicherlich ein wichtiger Baustein, um die Kundenfrequenz zu steigern. Gartenmarkt, World-Street-Painting-Festival, Sandskulpturen am Rhein, Currywurstfestival, Deichstadtfest, Schlemmermarkt und so weiter – all diese Veranstaltungen helfen mit, dass eine positive Identifikation mit Neuwied stattfindet. Wir wollen aber weitere, kleinteiligere Veranstaltungen und Verkostungen in der Stadt fördern. Wenn man nach Neuwied kommt, da ist immer was los, so der Gedanke, der dahinter steht.

Der Rück- und Ausblick: Hat Neuwied in den vergangenen fünf Jahren alles richtig oder alles falsch gemacht? Und welche Lehre ziehen Sie daraus für die nächste Wahlperiode?

Ich denke, in Neuwied haben wir als FWG zusammen in der Papaya-Koalition gemeinsam mit der Verwaltung viele wegweisende Dinge angepackt und umgesetzt. Aber richtig ist auch, wo Entscheidungen gefällt werden, passieren ganz zwangsläufig auch Fehler. In der Summe kann ich aber sagen, keine Entscheidungen zu fällen, wäre der größere Fehler gewesen, das hätte Stillstand zur Folge, das will ich nicht!

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